Lübeck (SH) – Der Lübecker Medizin- und Sicherheitstechnikkonzern Dräger, die IG Metall und der Betriebsrat haben sich nach knapp 17-stündigen Verhandlungen am frühen Samstagmorgen, den 28. September 2019, auf ein Verhandlungsergebnis geeinigt. Dabei ging es um ein Maßnahmenpaket zur Senkung der Personalkosten. Grund dafür ist eine anhaltend schwache Ergebnisentwicklung. In den kommenden drei Jahren will Dräger 120 Millionen Euro netto einsparen.
Die wichtigsten Inhalte des verabschiedeten Eckpunktepapiers:
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– Betriebsbedingte Kündigungen werden vermieden und Standortschließungen bei Dräger in Deutschland ausgeschlossen. Das gilt bis zum 30. Juni 2023.
– Gleichzeitig verzichten die Beschäftigten die nächsten drei Jahre auf die Tariferhöhungen. Beschäftigte mit niedrigem Einkommen erhalten jedoch 50 Prozent der Tariferhöhungen.
– Bei gutem Geschäftsverlauf werden die Beschäftigten am Unternehmenserfolg beteiligt.
– Darüber hinaus werden die Beschäftigten bei zukünftigen Veränderungen in ihrem Arbeitsbereich besser beteiligt und stärker einbezogen, insbesondere bei der geplanten Vereinfachung von
Prozessen.
– Die Verhandlungsparteien haben die Fortsetzung der Ausbildung mit 85 Auszubildenden pro Jahr vereinbart. Auslernende Auszubildende werden weiterhin unbefristet übernommen.
– Dräger kann seine neue Struktur ab dem 1. Januar 2020 umsetzen. Personalüberhänge in diesem Zusammenhang sind durch Versetzungen, Altersabgänge und andere Maßnahmen zu regeln. Als letztes Mittel kann Dräger maximal 50 betriebsbedingte Kündigungen in Deutschland bis Sommer 2023 aussprechen.
Ursprünglich hatte der Konzern sogar 150 Stellen abbauen wollen. „Angesichts der Ausgangslage ist dies ein gutes Ergebnis für die Beschäftigten. Die Arbeitsplätze, Standorte und Gesellschaften sind bis zum Sommer 2023 abgesichert. Der Verzicht auf die nächsten Tariferhöhungen schmerzt, aber wir konnten den finanziellen Beitrag so gering wie möglich halten und sozial gestalten“, sagte Daniel Friedrich, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Lübeck-Wismar, heute in Lübeck. „Erstmals gibt es eine gemeinsame Erfolgsbeteiligung für alle Beschäftigten und bei Veränderungen mehr Beteiligungsmöglichkeiten für die Betroffenen.“ Zudem schaffe sowohl die Absicherung der Ausbildung in gleicher Stärke als auch die unbefristete Übernahme Perspektiven für junge Menschen. „Das Unternehmen muss die Beschäftigten jetzt auf den neuen Weg mitnehmen und damit den Grundstein für eine erfolgreichere Zukunft legen.“
Siegfrid Kasang, Betriebsratsvorsitzender Betrieb Dräger Lübeck und Vorsitzender des Gesamtbetriebsrates von Dräger in Deutschland: „Nach schwierigen Verhandlungen ist es der Arbeitnehmerseite gelungen, betriebsbedingte Kündigungen auf ein absolutes Minimum zu reduzieren.
Damit haben wir jetzt für den Großteil der Belegschaft gute Voraussetzungen geschaffen, sich aktiv und angstfrei an der Umstrukturierung zu beteiligen.“ Ziel des Betriebsrates bleibt es, dass das Unternehmen ganz auf betriebsbedingte Kündigungen verzichtet. „Mit der Umstrukturierung, der Beteiligung der Belegschaft, der Übernahme der Auszubildenden und einer neuen Erfolgsbeteiligung für alle Mitarbeiter in Deutschland stärkt Dräger seine Zukunftsfähigkeit“, so Kasang.
„Wir freuen uns, dass die Verhandlungen so konstruktiv waren und wir die Phase der Unsicherheit für alle so kurz wie möglich halten konnten. Noch mehr freuen wir uns, dass wir inhaltlich einen Kompromiss gefunden haben, der die Notwendigkeiten des Unternehmens zur Personalkostenanstiegsreduzierung und die Interessen der Mitarbeiter gleichermaßen berücksichtigt. Wir sind überzeugt, dass dies eine ausbalancierte Lösung ist, die uns wirklich hilft“, sagt Stefan Dräger, Vorstandsvorsitzender der Drägerwerk Verwaltungs AG. „Zudem können wir unsere neue Struktur jetzt zügig umsetzen, um unsere Schwachpunkte grundlegend zu verbessern.“