Reutlingen (BW) – Gegen 19:43 Uhr löst die Brandmeldeanlage des sozialpsychiatrischen Fachpflegeheims der Bruderhaus-Diakonie in der Oberlinstraße in Reutlingen (Regierungsbezirk Tübingen) aus. Den um 19:49 Uhr eintreffenden Feuerwehrleuten von Berufs- und freiwilliger Feuerwehr kommt bereits eine Pflegekraft entgegen und bestätigte ein Feuer in einem Patientenzimmer im Obergeschoss des zweigeschossigen Gebäudes. Fünf Patienten sollen nach ihren Angaben fehlen. Sofort gehen mehrere Trupps unter Atemschutz in das Gebäude vor. Sie stehen jedoch nach Angaben der Feuerwehr zunächst vor 20 verschlossenen Türen. Erst nachdem ein Schlüssel besorgt werden kann, können die Einsatzkräfte weiter vorgehen.
In dem Pflegeheim der Sozialpsychiatrischen Hilfen Reutlingen-Zollernalb der Bruderhaus-Diakonie leben Personen unterschiedlichen Alters mit intensivem Pflegebedarf in mehreren Wohngruppen. Zum Zeitpunkt des Brandausbruchs befinden sich nach Feststellungen der Polizei 37 Bewohner und fünf Pflegekräfte in dem Gebäude. Aus der direkt vom Feuer betroffenen Wohngruppe rettet die Feuerwehr mehrere Personen mit Fluchthauben. Eine weitere Person macht sich an einem Fenster bemerkbar. Über eine Steckleiter steigen Feuerwehrleute hinauf. Da sie aber nicht in der Lage ist, selbst über die Steckleiter in Sicherheit zu klettern, betreut ein Feuerwehrmann sie zunächst in ihrem rauchfreien Zimmer.
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Berufsfeuerwehr Reutlingen
Erst 2004 wurde die Berufsfeuerwehr Reutlingen (BW) gegründet. Mit nur einer Wache ist sie zwar relativ klein. Aber den rund 80 Einsatzbeamten stehen unter anderem eine 42-Meter-Hubarbeitsbühne und ein 70-Tonnen-Feuerwehrkran zur Verfügung. Die BF stellt auch Kräfte für die Sondereinheiten der Feuerwehr – beispielsweise die Höhenrettungs- und die Tauchergruppe.
Im Zuge der Brandbekämpfung können eine 53-jährige Frau sowie zwei 73 und 88 Jahre alte Männer nur noch tot geborgen werden. Sie sterben an Rauchvergiftungen. Zwei Personen werden lebensgefährlich beziehungsweise schwer, elf weitere Personen leicht verletzt. Der Rettungsdienst bringt sie in umliegende Kliniken. Die leicht verletzten Personen werden nach Untersuchung und Behandlung in eine psychiatrische Fachklinik überstellt und dort weiter betreut. Auch für die Feuerwehrleute ist der Einsatz sehr belastend. Daher werden für sie Fachkräfte zur psychologischen Betreuung alarmiert. Von den Stadtwerken Reutlingen wird die Einsatzstelle abgestreut, um Eisbildung zu verhindern.
Mordermittlungen aufgenommen
Am Tag nach dem Brand ermittelt nun die Tübinger Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts des dreifachen Mords und elffachen Mordversuchs gegen eine 57-jährige Bewohnerin des Pflegeheims, die bei dem Brand selbst schwer verletzt worden war. Das Feuer soll gegen 19.40 Uhr im Zimmer der Verdächtigen ausgebrochen sein. Jedoch seien die kriminaltechnischen Ermittlungen noch nicht angeschlossen. Auch sei die Frau, die in einer Spezialklinik behandelt werde, noch nicht ansprechbar. So könne auch noch nichts über ein mögliches Tatmotiv gesagt werden. Nach Angaben der Feuerwehr lasse der Zustand des Zimmers auf eine sehr hohe Brandintensität schließen.