Lüchow (NI) – Mit der Aufklärungsbroschüre „112 Prozent Sicherheit“ gibt die Feuerwehr und der Kreisfeuerwehrverband Lüchow-Dannenberg auf fast 100 Seiten Tipps zur Reduzierung von Gefahren im Alltag. Ihre Ratschläge sollen dabei bewusst Jung und Alt ansprechen: „Unsere Aufgabe ist es, Kinder und Erwachsene in die Lage zu versetzen, die Gefahren von Feuer und Rauch richtig zu deuten und demenstprechend zu reagieren“, sagt Kreisbrandschutzerzieher Karsten Schlegel.
Präventive Maßnahmen wie Brandschutzerziehung und Brandschutzaufklärung bleiben ein wichtiges Aufgabenfeld der Feuerwehr, unabhängig von Altersgrenzen und anzusprechenden Zielgruppen. „Bisher stand die Arbeit mit Grundschul- und Kindergartenkindern im Mittelpunkt der Brandschutzerziehung, mittlerweile werden aufgrund der Nachfrage auch immer Angebote für den Erwachsenen- und Seniorenbereich ins Programm mit aufgenommen. Allerdings möchten wir einen viel größeren Bevölkerungsanteil mit unseren Hinweisen erreichen“, erklärt der Kreisbrandmeister für Lüchow-Dannenberg, Claus Bauck.
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Kreispressereferent Heiko Bieniußa beschreibt die Idee der in Eigenleistung und mit rein ehrenamtlicher Arbeit verwirklichten Broschüre „112 Prozent Sicherheit“: „Wir haben in den letzten Jahren so viel Aufklärungstexte für die Pressearbeit verfasst, die wollten wir nicht auf einer Festplatte liegen lassen, sondern weiter nutzen.“ Unterstützt wurde er dabei von Schlegel sowie anderen Kameraden bei der Umsetzung. Auf fast 100 Seiten im A5-Format können sich die Lesenden über 30 Themen informieren. Ob im Straßenverkehr, in der Natur oder zu Hause – wo welche Gefahren lauern, wie man sie vermeidet oder wie man mit ihnen umgeht, beschreiben zehn Autoren (allesamt Einsatzkräfte im Landkreis Lüchow-Dannenberg).
Bei der Auswahl passender Fotos verließ sich Bieniußa auf die große hiesige „Feuerwehrfamilie“: „Wir hatten nicht zu jedem Thema ein passendes Foto, einige ließen sich in der Corona-Pandemie auch nur mit großem Aufwand nachstellen. Also haben wir recherchiert und oftmals passendes Material anderer Feuerwehren im Internet gefunden. Ich habe mit einigen Kameraden im gesamten Bundesgebiet telefoniert und mir die Nutzung der Fotos genehmigen lassen – das war alles überhaupt kein Problem, auch die Polizei hat uns Material zur Verfügung gestellt“.
Finanzielle Unterstützung erhielten Bieniußa und seine Mitstreiter von heimischen Unternehmen, die mit ganzseitigen Anzeigen die Druckkosten für 2.000 Exemplare finanzierten. Bieniußa weist ausdrücklich darauf hin, dass die Broschüre Bestandteil der letztes Jahr gestarteten Imagekampagne „112 Prozent Ehrenamt“ sei. Mit dieser soll die öffentliche Wahrnehmung der Feuerwehren im Kreis gestärkt werden.
Erfolgreich Imagekampagne Ende 2021
Innerhalb von nur 2 Wochen gleich zwei Preise gewonnen hatte der Kreisfeuerwehrverband Lüchow-Dannenberg e. V. Anfang Dezember 2021 mit seiner Werbe-Initiative, um neue Mitglieder anzusprechen: den Ehrenamtspreis des Norddeutschen Rundfunks (NDR) sowie die Auszeichnung „EngagementGewinner 2021“. Im Januar 2020 hatten sich Kreis-Pressereferent Heiko Bieniußa und seine Mitstreiter die ersten Gedanken über eine konzertierte Kampagne zur Mitgliedergewinnung gemacht. Viele verschiedene Aktionen sollten über einen mehrjährigen Zeitraum anlaufen – und dann kam Corona. „Wir haben aber realisiert, dass der Umstand, dass alle Menschen zu Hause sitzen, auch hilfreich sein könnte“, erklärt Bieniußa gegenüber feuerwehrmagazin.de.
Ohnehin war nie angedacht die Kampagne wie eine Werbeagentur auf allen Kanälen gleichzeitig auszuspielen. „Da wir das alles ehrenamtlich erarbeiten, wäre das zeitlich nicht möglich“, sagt Bieniußa. Zu den ersten Schritten gehörte eine regelmäßige Kolumne in einer örtlichen Wochenendzeitung, die durch die Feuerwehr verfasst wird. Die Inhalte: von Sicherheitstipps bis hin zu aktuellen Themen. Dazu kamen zwölf Ausgaben einer Radiosendung mit dem Kreisfeuerwehrverband im Lokalsender „ZuSa“.
Ganz bewusst distanzierte sich die Feuerwehr von Inhalten, die die Feuerwehr verzweifelt auf Mitgliedersuche zeigt. Bieniußa: „Wir wollten auf möglichst vielen verschiedenen Kanälen vermitteln: Feuerwehr ist cool, geil und macht Spaß!“ Sechs ausgewählte Feuerwehrleute – vier Frauen, zwei Männer – waren die Protagonisten für eine authentische Darstellung. Sie erzählten etwa auf Bannern und Rollups (120 Stück) ihre persönlichen Geschichten und ihr positives Verhältnis zur Feuerwehr. Das Layout konzipierte und gestaltete die Feuerwehr mit eigenen Mitteln, ausgewählte Partner finanzierten als Sponsoren die bislang rund 5.000 Euro an Druckkosten. Sie durften sich mit ihren Logos als Unterstützer zeigen.
Außerdem stemmte die Feuerwehr inhaltlich auch noch gemeinsam mit zwei Verlagen im Wechsel ein 50-seitiges Hochglanzmagazin mit dem Namen „112 Prozent Ehrenamt“. Anzeigen finanzierten das Heft, das mit einer Auflage zwischen 12.500 und 23.000 Exemplaren an den Start ging. Eine Kampagnen-Website, ein Youtube-Channel, Facebook-Seite, Instagram-Kanal sowie ein eigener Podcast gingen einher.
Der Erfolg der Kampagne sei schwer exakt zu messen, meint Bieniußa. Das jedoch die Zahl der Neueintritte im Jahr 2020 trotz Lockdown, Absagen aller öffentlichen Veranstaltungen und eingeschränktem Dienstbetrieb genauso hoch wie in den Vorjahren lag, führt der Kreis-Pressereferent auf die intensiven Maßnahmen zurück. Ministerpräsident Stephan Weil hatte für den Kreisfeuerwehrverband entsprechend viel Lob vor NDR-Kameras ausgesprochen: „Da hat sich die Kreisfeuerwehr Lüchow-Dannenberg ganz besonders engagiert. Deswegen finde ich, dass dieser Preis sehr verdient ist.“
Der gewonnene NDR-Ehrenamtspreis ist mit 3.000 Euro dotiert. Geld, das ebenfalls in die Mitgliederkampagne einfließen soll. Bis Januar werden sämtliche Einsatzfahrzeuge im Kreis mit dem Kampagnen-Logo beklebt. Angedacht ist außerdem im Frühjahr einen Kinospot zu drehen. Gewisse Erfahrungen mit der Filmarbeit hat der Kreisfeuerwehrverband bereits. Nach der Nominierung hatte sie einen Werbespot produziert, die Arbeiten hatte wiederum der NDR für seine Berichterstattung mit Kameras verfolgt. Perspektivisch angedacht sind auch Vergünstigungen für Feuerwehrleute bei unterstützenden Partner-Betrieben.