Feuerwehr soll zu spät evakuiert haben

Grenfell Tower: Ermittlungen gegen die LFB

London – Am kommenden Donnerstag jährt sich der Brand im Grenfell Tower im Londoner Stadtbezirk Kensington and Chelsea im Westen der britischen Hauptstadt. 72 Menschen kamen bei dem Feuer ums Leben. Mittlerweile seit einem Jahr ermittelt die Polizei, wie es zu diesem verheerenden Ausgang des Feuers kommen konnte. Jetzt stehen auch die Maßnahmen der London Fire Brigade (LFB) im Mittelpunkt der Untersuchungen.

Laut Polizeisprecher Detective Superintendent Matt Bonner gehe es dabei vor allem um die sogenannte stay put-Regel, die besagt, dass nicht direkt vom Brand betroffene Bewohner in ihren Wohnungen bleiben sollen, bis sie von der Feuerwehr andere Anweisungen erhalten. Der London Fire Brigade wird schon länger vorgeworfen, dass die Evakuierung zu spät angesetzt worden sei.

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Blick auf den Grenfell Tower. Die obere Hälfte des Gebäudes ist komplett ausgebrannt. 72 Menschen kamen bei dem Feuer ums Leben. Foto: Feuerwehr London

Dr. Barbara Lane spricht in ihrem Gutachten zur Grenfell Tower-Katastrophe davon, dass diese stay put-Regel bereits 40 Minuten nach Brandausbruch versagt habe. Bereits da habe es eine Notwendigkeit gegeben, das gesamte Gebäude zu evakuieren. Doch die Anweisung sei erst gegen 2.47 Uhr offiziell aufgehoben worden. Zu diesem Zeitpunkt hätten bereits 187 Bewohner das Hochhaus aus eigenem Antrieb verlassen gehabt, so Brandschutzingenieur Professor José Torero. Nur 36 weitere Personen konnten danach das Gebäude noch verlassen.

Immer noch unklar ist, ob die stay put-Regel von der Feuerwehr oder vom Betreiber des Gebäudes aufgestellt worden ist. Dies ist zumindest von anderen offiziellen Stellen zu hören. Problematisch sei auch gewesen, dass es für das 24-stöckige Gebäude nur einen einzigen Treppenraum gegeben habe. Dieser sei so eng gewesen, das zwei normal gebaute Menschen gerade eben so aneinander vorbeigehen konnten. Dies berichtete Assistant Commissioner Richard Mills von der LFB auf der vfdb-Tagung 2018 in Duisburg. Ein gleichzeitiger Angriff zur Brandbekämpfung und eine sichere Evakuierung seien so gut wie unmöglich gewesen.

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