Berlin – Der Förderpreis „Helfende Hand“ ist seit 14 Jahren Deutschlands höchste Auszeichnung im ehrenamtlichen Bevölkerungsschutz. Am 5. Dezember würdigte das Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) für das Jahr 2022 insgesamt 15 Projekte in den Kategorien „Innovative Konzepte“, „Nachwuchsarbeit“ und „Unterstützung des Ehrenamtes“. Unter den Preisträgern sind auch Einheiten und Kräfte der Freiwilligen Feuerwehr.
Zur neunköpfigen Jury der „Helfenden Hand“ gehörte unter anderem Lars Oschmann, Vizepräsident des Deutschen Feuerwehrverbands. Diese zeichnete im Bereich „Unterstützung des Ehrenamtes“ das Krankenhaus Andernach (RP) für die Katastrophenhilfe im Ahrtal mit dem ersten Platz aus. Das Krankenhaus hatte unter anderem Kräfte der FF für den lang andauernden Einsatz nach der Starkregenkatastrophe problemlos freigestellt. Parallel hatte es obdachlos gewordene Pflegebedürftige und Patienten des Krankenhauses in Bad Neuenahr versorgt.
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Um die Unterstützung bei der Schadensbekämpfung im Ahrtal und in Nordrhein-Westfalen hat sich der Zweitplatzierte verdient gemacht: Die Firma JOLA half mit Material und Personal sowie mehr als 1.000 Stunden Einsatz.
Einheiten von Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), Deutschem Roten Kreuz (DRK), Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH), die örtlichen Feuerwehren, die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW), die Regieeinheit des Kreises Oberspreewald-Lausitz (BB) sowie die ADAC Luftrettung realisierten einen dreidimensionalen 360-Grad-Werbefilm mit Raumklang. Dieser simuliert in der Virtuellen Realität (VR) mithilfe von VR-Brillen eine Großschadenslage. Ziel des mit dem dritten Platz ausgezeichneten Projekts: Vorstellung der Protagonisten und Werbung für eine Mitgliedschaft.
Auf dem vierten Platz landete das (Hygiene)Projekt „SEIFE“ der FF Teisnach (Kreis Regen, BY). Diese erarbeitete neue Abläufe, Module und einen Hygieneplan. Laut Feuerwehr lässt sich das Konzept ganz einfach auf kleine und große Feuerwehren, Alt- oder Neubauten anwenden beziehungsweise abändern.
Die kostenlose App „ALARMiator“ zur Zusatzalarmierung und Organisationsverwaltung für Rettungsorganisationen erreichte den fünften Platz. Zu den Entwicklern zählen Ehrenamtliche verschiedener Feuerwehren, des THW, des Katastrophenschutzes sowie des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) aus Reichenschwand (Kreis Nürnberger Land, BY).
Ultraschallsensor und mobiler Chip
Mit ihrem Beitrag zur Kategorie „Innovative Konzepte“ schafften es Angehörige der Löschgruppe Wennigloh der FF Arnsberg (NW) zusammen mit der Jugendfeuerwehr auf den vierten Platz. Sie entwickelten in ihrem Projekt „Gesicherte Löschwasserversorgung aus unterirdischen Löschwasserbehältern“ ein System, mit welchem ein einfaches Ablesen des Wasserstandes in den Behältern zu jeder Zeit möglich ist. So lässt sich mit einem Ultraschallsensor absturzsicher der Füllstand prüfen.
Der ABC-Zug München Land (Bayern) initiierte die Entwicklung der Plattform für einen „Integrierten AC-Detektorchip (ACDC)“. Dieser mobile Chip soll beispielsweise an der Schutzkleidung von Einsatzkräften radiologische und chemische Gefahren frühzeitig erkennen, um adäquat darauf reagieren zu können. Zurzeit existiert ein Demonstrator, der bereits einen Großteil der geplanten Funktionalität aufweist. Verbundpartner sind die Universität der Bundeswehr München und die Ketek GmbH. Außerdem bringt die Europa-Universität Flensburg ein Schulungskonzept ein, die Bundeswehr-Feuerwehr Neubiberg beteiligte sich an den Tests unter realen Einsatzbedingungen. Das Engagement des ABC-Zugs würdigte die „Helfende Hand“-Jury mit dem fünften Platz.
Dank von Bundesinnenministerin und DFV-Präsident
„Flutkatastrophe, Waldbrände, extreme Dürre: Vielen Bürgerinnen und Bürgern ist erst dadurch klargeworden, dass wir als Gesellschaft etwas für unsere Sicherheit tun müssen“, erklärte Bundesinnenministerin Nancy Faeser bei der Verleihung. „Wir können uns nicht darauf verlassen, dass es schon gutgehen wird. All die Herausforderungen der letzten Jahre hätten wir ohne die Ehrenamtlichen nicht bewältigen können. Sie schenken unserer Gesellschaft das Kostbarste, das Sie haben: Ihre Zeit, Kraft und Expertise!“
Der Deutsche Feuerwehrverband (DFV) hob hervor, dass allein eine Million Menschen ehrenamtlich als Brandschützer aktiv seien. „Ohne diese Kräfte wäre der Bevölkerungsschutz in Deutschland nicht leistungsfähig – ob im Alltag oder bei Katastrophenlagen“, betonte DFV-Präsident Karl-Heinz Banse.
Wichtig sei auch die Steigerung der Resilienz in der Bevölkerung. Hierzu hat der DFV gerade eine Kooperationsvereinbarung mit dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) und der Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes (vfdb) abgeschlossen. So sollen die Selbstschutzfähigkeiten in der Bevölkerung noch stärker zu fördern.
„Wir brauchen ein neues Bewusstsein für Sicherheit in unserem Land. Jeder muss wissen, wie er sich im Ernstfall selbst schützen kann“, sagte Faeser. „Es ist essenziell, dass alle Bürgerinnen und Bürger direkt eingebunden werden.“ Die Bundesministerin kündigte für 2023 einen „Bevölkerungsschutztag“ an, um das Engagement vorzustellen und weitere Ehrenamtliche zu gewinnen.
Weitere Informationen zum Förderpreis „Helfende Hand“ findet Ihr hier.