Hannover – Eigentlich hätte in zwei Monaten die Interschutz in Hannover eröffnet werden sollen. Doch wegen der weltweiten Corona-Pandemie musste die Messe auf Juni 2021 verschoben werden. Wir sprachen mit Martin Folkerts, dem Global Director Interschutz bei der Deutschen Messe AG, über die Auswirkungen der Verlegung auf den Veranstalter, die Besucher und Aussteller.
Feuerwehr-Magazin: Wie ist die aktuelle Lage beim Veranstalter der Interschutz?
Martin Folkerts: Denkbar unschön. Damit sind wir aber natürlich nicht allein. Gesellschaft und Wirtschaft – alle leiden unter der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen. Aber ganz ehrlich: Ohne Corona wären wir jetzt auf die Zielgerade eingebogen. Die Vorfreude auf die Interschutz 2020 war riesig. Alle Vorzeichen haben gestimmt. Jetzt aber sind wir in unseren Homeoffices damit beschäftigt, die Verschiebung möglichst reibungslos zu organisieren. Und das ist schon recht kompliziert bei einem so großen Event wie der Interschutz.
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Feuerwehr-Magazin: Wie viele Firmen hatten bis zur Bekanntgabe der Verschiebung schon für die Interschutz 2020 gebucht?
Martin Folkerts: Mehr als 1.500 Unternehmen und Hilfsorganisationen aus aller Welt hatten Ihre Teilnahme fest gebucht. Die meisten aus Deutschland. Aber in Sachen Internationalität hätten wir 2020 einen neuen Rekord aufgestellt. Stark vertreten waren Österreich, Italien und die Niederlande, dahinter die USA, China, Frankreich, Großbritannien, Polen und die Türkei. Wobei ich jetzt ja sagen muss: wären vertreten gewesen.
Feuerwehr-Magazin: Was hat letztlich den Ausschlag für die Verschiebung gegeben?
Martin Folkerts: Einschränkungen und Verbote verschiedener Institutionen, unter anderem vom Gesundheitsamt, haben uns dazu gezwungen, dass wir die Veranstaltung verschieben mussten. Die Gesundheit der Aussteller, Besucher und Mitarbeiter sowie der Bevölkerung hat natürlich auch für die Deutsche Messe AG höchste Priorität. Und dann kommt noch hinzu, dass die Teilnehmer der Interschutz zu weiten Teilen direkt mit dem Thema Coronakrise zu tun haben. Die Menschen, die auf die Interschutz kommen, sind genau diejenigen, die jetzt in der Krise gefragt sind und auch auf längere Sicht an anderen Stellen gebraucht werden als auf einer Messe. Von Reisebeschränkungen haben wir da noch gar nicht angefangen. Sie sehen also: Spielraum war da keiner.
Feuerwehr-Magazin: Wie sind die Reaktionen auf die Verschiebung ausgefallen?
Martin Folkerts: Fast durchweg positiv. Die Unternehmen standen ja exakt vor der gleichen Problematik. Eine Messe braucht Vorbereitung und Planungssicherheit – beides war nicht mehr gegeben. Zahlreiche Aussteller sind direkt eingebunden in kritische Infrastrukturen. Die wussten auch, dass sie eigentlich keine Zeit haben würden für die Messe. Anderen Ausstellern war klar, dass ihre Besucher nicht in der Zahl kommen würden, auf die sie sich eingestellt hatten. Hinzu kommt, dass sich seit der offiziellen Bekanntgabe des neuen Termins die Lage weltweit zugespitzt hat. Aus heutiger Sicht ist nochmal deutlicher: Es wäre nicht möglich gewesen, eine Interschutz auszurichten.
Feuerwehr-Magazin: Wie schwierig war es, einen neuen Termin zu finden?
Martin Folkerts: Das wiederum war nicht so schwierig. Die Interschutz gehört in den Juni. Wenn Interschutz ist, scheint die Sonne und die Laune ist gut. Also haben wir um ein Jahr verschoben. Das hält die Interschutz auch gut aus. Das Commitment der Branche ist ja enorm. Und wer sich fünf Jahre auf eine Interschutz freut, der kann die Vorfreude auch noch weitere zwölf Monate halten.
Feuerwehr-Magazin: Wird es in 2021 eine thematische Neuausrichtung geben?
Martin Folkerts: Unser Leitthema steht: Teams, Taktik, Technik – Schutz und Rettung vernetzt. Das wird weiterhin hochaktuell sein. Gleichzeitig haben wir ja mit der Corona-Pandemie einen realen Fall einer Krisensituation, den es zu analysieren und aufzuarbeiten gilt. Dafür ist die Interschutz der geeignete Ort. Wir sind auf jeden Fall schon jetzt gespannt, wie internationale Experten sich dazu im Juni 2021 äußern und positionieren werden.
Feuerwehr-Magazin: Was wird aus den schon gekauften Eintrittskarten?
Martin Folkerts: Die sind weiterhin gültig. Wer also schon sein Ticket für die Interschutz 2020 gekauft hat, kommt im Juni 2021 auch auf das Gelände. Wer ein Ticket hat, aber nächstes Jahr aus Termingründen nicht nach Hannover kommen kann, der soll sich bei uns melden. Dann ersetzen wir das Ticket.
Feuerwehr-Magazin: Läuft der Vorverkauf der Karten eigentlich weiter oder ist er vorerst ausgesetzt?
Martin Folkerts: Der Vorverkauf läuft weiter. Die Preise bleiben die gleichen. Nur der Termin ist ein anderer. Wir werden dann demnächst noch das Layout der Tickets ändern, damit dort auch das neue Datum erscheint.
Feuerwehr-Magazin: Was müssen Aussteller jetzt tun?
Martin Folkerts: Im Wesentlichen eines: sich auf die Interschutz im Juni 2021 vorbereiten. Unser gemeinsames Ziel ist es, die Pläne für dieses Jahr ins kommende Jahr zu übertragen. Das Gelände war ja schon weitgehend aufgeplant. Daran halten wir fest. Das gleiche gilt auch für das gesamte Rahmenprogramm. Wir fangen nicht von vorn an, sondern bleiben bei den Zielen und Zusagen, die wir für 2020 gegeben haben.
Feuerwehr-Magazin: Was wird aus schon geleisteten Zahlungen, beispielsweise den Standgebühren?
Martin Folkerts: Wie eben schon gesagt: Alle Vereinbarungen gelten – mit der Besonderheit, dass alles ein Jahr später stattfinden wird. Die Preise bleiben die gleichen. Niemand bezahlt dadurch mehr.