Darmstadt (HE) – Der 18. Oktober 1895 gilt als Gründungstag der Berufsfeuerwehr Darmstadt. Eigentlich hätte das 125-jährige Bestehen in diesem Jahr groß gefeiert werden sollen. Doch Corona machte alle geplanten Aktionen im gesamten Stadtgebiet zunichte. So wollen wir einen Blick auf die bewegte Geschichte der Feuerwehr Darmstadt werfen.
Im Mittelalter gab es in Darmstadt noch kein organisiertes Feuerlöschwesen. Jeder, der in Darmstadt Bürger werden wollte, musste einen ledernen Feuereimer besitzen. Im Ernstfall füllte man diesen Eimer mit Wasser und brachte ihn zum Brandort. Während der Trockenperioden musste jeder Bürger vor seiner Haustür einen gefüllten Eimer mit Wasser deponieren.
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In der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts wurde deutlich, dass der Brandschutz auf diese Art und Weise in Darmstadt nicht mehr gewährleistet werden konnte. Aus dieser Erkenntnis heraus wurde am 16. Juni 1848 aus Mitgliedern der Turngemeinde Darmstadt eine Feuerlöschkompanie gegründet.
Im Juli 1850 betrug die Mannschaftsstärke 118 Mann. Am 14. August 1864 wurden die Geräte in das neue Spritzenhaus in die Woogstraße gebracht. Gleichzeitig legte der Obmann Reuter im November 1864 sein Amt nieder, da im Gemeinderat versprochene Geräte nicht bewilligt wurden.
Eine ständige Feuerwache einzurichten, darüber machten sich die Darmstädter im Jahre 1885 erstmals Gedanke. So beschloss man, dieselbe aus Mitarbeitern des Gas- und Wasserwerkes zu bilden. Doch Berechnungen ergaben jährliche Kosten von 4.000 Mark. Diese Summe erschienen dem Vorsitzenden der Feuerlöschkommission am 14. September 1885 zu hoch. Daraufhin stellte er den Antrag, eine aus 5 Mann bestehende Nachtfeuerwache und eine Sonntagsfeuerwache unter Leitung des Branddirektors der Freiwilligen Feuerwehr zu bilden.
Am 23. November 1894 brach in der Alterschen Möbelfabrik ein Großfeuer aus. Kurze Zeit nach diesem Brand wurde neben der bestehenden Nachtwache eine Tagwache eingerichtet. Diese Einrichtung fand bei der Bevölkerung allgemeine Anerkennung. Die Berufsfeuerwehr Darmstadt hatte somit am 18. Oktober 1895 ihre Geburtsstunde. Die ständige Feuerwache bestand aus einem Führer und vier Mann. Sie wurde von Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr gebildet. Im ersten Jahr ihres Bestehens rückten die Kräfte zu 30 Einsätzen aus.
Fahrzeuge und Gerätschaften mussten im Handzug an die Einsatzstelle geschafft werden. Dadurch kamen die Mannschaften oft im erschöpften Zustand an und konnten manchmal keine wirksame Hilfe leisten. Am 13. März 1902 beschloss die Stadtverordnetenversammlung, die Feuerwache auf zehn Mann zu verstärken und gleichzeitig die Bereitstellung von vier Pferden und zwei Kutschern.
Die räumliche Unzulänglichkeit der Wache konnte 1902 behoben werden. So wurde das untere Stockwerk des Schulhauses hinter der Stadtkirche als Wachlokal für die ständige Feuerwache eingerichtet. Das neue Wachlokal enthielt einen Schlafraum mit zwölf Betten, einen Wach- und einen Baderaum. Ein Geräteschuppen und ein Pferdestall wurden ebenfalls zwischen Schulhaus und dem damals bestehenden Pfandhaus erbaut.
Gleichzeitig erhöhte man die Mannschaft der ständigen Feuerwache auf zehn Mann pro Schicht. Eine Schicht bestand aus einem Oberfeuerwehrmann, einem Führer und acht Feuerwehrleuten. Darüber hinaus waren in jeder Schicht ständig zwei Kutscher zum Fahren des Mannschaftswagens und der Rettungsleiter anwesend.
Mit dem Fortschreiten der Technik stellte sich heraus, dass die Räumlichkeiten den Anforderungen der damaligen Zeit nicht mehr gerecht wurden. So ergab es sich im Jahre 1910, dass ein vollständiger Umbau des Wachgebäudes in der Kirchstraße hinter der Stadtkirche stattfand. Am 29. Dezember 1910 wurden diese neuen Räumlichkeiten ihrer Bestimmung übergeben. Gleichzeitig dachte man auch in diesem Jahr schon daran, sich auf eine neue Generation von Feuerlöschgeräten einzustellen. Der Magistrat bewilligte 25.000 Mark zur Anschaffung einer Automobilspritze.
Dieses “Benzinautomobil” war ein Mannschaftswagen mit eingebauter Pumpe. Der Hersteller war die Adam Opel AG in Rüsselsheim. Ab diesem Zeitpunkt betrug die Wachstärke pro Schicht vierzehn Mann. Im Jahr 1913 orderte die Stadt eine Automobildrehleiter.
Der 31. März 1916 war für die Berufsfeuerwehr Darmstadt ein besonderes Ereignis. Ab diesem Tag konnte die ständige Bereitschaft von Pferden auf der Feuerwache aufgehoben werden. Zu Einsätzen rückte man ab sofort mit drei Automobilfahrzeugen aus. Der Löschzug bestand aus einer Drehleiter von 24 m Höhe und zwei Pumpenwagen. Diese neuen Gerätschaften waren auf Opelfahrgestellen aufgebaut.
Die Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahre 1933 hatte auch für das Feuerlöschwesen in Deutschland grundlegende Folgen. Aufgrund des Preußischen Feuerlöschgesetzes vom 15. Dezember 1933, das nicht von Hessen übernommen wurde, wurden die damaligen Berufsfeuerwehren in die Feuerschutzpolizei umgewandelt. Erst aufgrund des Reichsgesetzes über das Feuerlöschwesen vom 23. November 1938 erfolgte am 12. Oktober 1939 in Darmstadt die Umbenennung von Berufsfeuerwehr in Feuerschutzpolizei.
Im Jahre 1937 wurde eine neue Drehleiter angeschafft, die bis in die sechziger Jahre ihren Dienst versah und heute vom Feuerwehrverein Darmstadt e. V. unterhalten wird. Die Mannschaftsstärke der Feuerschutzpolizei betrug im Jahre 1939 insgesamt 38 Mann.
Die Verluste im Krieg waren überschaubar. Zwei Fahrzeuge wurden unter Trümmern verschüttet. Bei Kriegsende existierte auch die Feuerwache nicht mehr. Am 9. Mai 1945 konnte eine provisorische Unterkunft in der Bessunger Knabenschule in der Ludwigshöhstraße 42 bezogen werden. Am 16. November 1945 wurde der Name von Feuerschutzpolizei in Städtische Berufsfeuerwehr geändert.
Am 10. Juli 1954 wurde die neue Feuerwache in der Bismarckstraße 86 bis 88 ihrer Bestimmung übergeben. Dort ist die BF Darmstadt bis heute untergebracht. Allerdings ist der Komplex im Laufe der Jahre mehrmals erweitert worden.
Am 17. März 1977 wurde beispielsweise die neu installierte Leitfunkstelle Hessen-Süd ihrer Bestimmung übergeben. Sie war damals eine der modernsten Feuerwehrzentralen im Bundesgebiet. Zwei Jahre später wurde die Rettungsleitstelle, die bis zu diesem Zeitpunkt unter Federführung des DRK von den in Darmstadt vertretenen Sanitätsorganisationen betrieben wurde, in die Leitfunkstelle Hessen-Süd eingegliedert. Seit dem 1. Juli 1989 gehört die Rettungsleitstelle zur Feuerwehr.
Am 25. Januar 1999 ging die neue Leitfunkstelle Darmstadt in Betrieb. Diese wurde im zweiten Obergeschoss des neuen Brückenbaus installiert und konnte nach einer kurzen Umschaltphase vollwertig arbeiten.
Textvorlage: BF Darmstadt
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Die Berufsfeuerwehr Darmstadt durfte ich schon zweimal besichtigen. Für mich unvergesslich.