Berlin – Eigentlich sollte im Juni im Rahmen des Deutschen Feuerwehrtages auch ein neuer Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes gewählt werden. Für den 20. Juni war zu einer entsprechenden Delegiertenversammlung eingeladen worden. Die Vorschlagsfrist endete am 27. März. Doch Mitte März sagte der DFV wegen der Corona-Pandemie den Deutschen Feuerwehrtag samt Delegiertenversammlung ab. Wir wollten wissen, wie es jetzt weitergehen wird?
Zum 31. Dezember um 24 Uhr trat Hartmut Ziebs nach internen Querelen von seinem Amt als Präsident des DFV zurück. Nach der Satzung fungiert ein vom Präsidenten benannter Vizepräsident als Vertreter des Präsidenten, wenn dieser die Amtsgeschäfte nicht ausüben kann. Hartmut Ziebs hatte mit der Aufgabe des ständigen Vertreters seinen Vize Hermann Schreck beauftragt. Seit dem 1. Januar 2020 fungiert Schreck damit also als eine Art “amtierender” Präsident des DFV. Er vertritt den Verband gemeinsam mit einem Vizepräsident gerichtlich und außergerichtlich.
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Eine Delegiertenversammlung sollte eigentlich am 20. Juni in Hannover einen neuen Präsidenten wählen. Satzungsgemäß wurden die Mitglieder des DFV um Vorschläge gebeten. Anders als bei vielen anderen Verbänden können sich beim DFV keine Kandidaten direkt bewerben oder ihre Kandidatur erklären. Sie müssen vorgeschlagen werden. Die Vorschlagsfrist endete am 27. März um 24 Uhr. Der stellvertretende Bundesgeschäftsführer des DFV, Rudolf Römer, bestätigte dem Feuerwehr-Magazin, dass fristgerecht zwei Kandidaten vorgeschlagen wurden. Die Landesfeuerwehrverbände Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Hamburg haben Karl-Heinz Banse, den Präsident des LFV Niedersachsen, vorgeschlagen. Der LFV Brandenburg reichte Frank Kliem als Vorschlag ein. Kliem fungiert als Vizepräsident im LFV Brandenburg. Sowohl Banse als auch Kliem bestätigten uns auf Nachfrage ihre Kandidatur.
Wann es nun allerdings zu einer Wahl kommen wird, steht derzeit noch nicht genau fest. Rudolf Römer berichtete, dass die Geschäftsstelle des DFV nach einem geeigneten Ort und einem Termin sucht. Angedacht ist ein Termin Ende Oktober/Anfang November in diesem Jahr. Durch die Absage des Deutschen Feuerwehrtages vor Ablauf der Vorschlagsfrist wird es vermutlich auch zu einem neuen Vorschlagsverfahren kommen müssen. “Sobald der Termin feststeht, wird das Wahlverfahren erneut in Gang gesetzt, um rechtssicher zu sein”, bestätigt Römer. Sowohl Banse als auch Kliem bestätigten dem Feuerwehr-Magazin, dass sie an Ihrer Kandidatur festhalten wollen.
Wir wollten von den beiden Funktionsträgern wissen, was sie bewogen hat, für das Amt zu kandidieren?
Karl-Heinz Banse: Verschiedene Landesverbände aus ganz Deutschland haben mich in den letzten Wochen gefragt, ob ich nicht für das Präsidentenamt kandidieren wolle. Ehrlicherweise war es eigentlich nie mein Ziel, Präsident des DFV zu werden. Aber es hat in der Geschichte des DFV auch noch nie eine vergleichbare Krisen-Situation gegeben. Als Präsident des zweitgrößten Landesverbandes (nach Bayern) sehe ich mich da auch in der Verantwortung. Klar ist: Es muss weitergehen und jemand muss die Verantwortung übernehmen. Wir benötigen auch in Zukunft eine starke Interessenvertretung der deutschen Feuerwehren. Da ich inzwischen seit 6 Jahren im Präsidialrat mitarbeite, habe ich bereits einen guten Einblick bekommen. Ich habe mir die Entscheidung trotzdem nicht leicht gemacht und habe lange überlegt. Der enorme Zuspruch hat mich bewogen, zu kandidieren.
Frank Kliem: Im November und Dezember 2019 habe ich die Entwicklungen im Präsidium des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV) und im Präsidialrat, wie viele Kameradinnen und Kameraden unserer Feuerwehren, mit großer Sorge verfolgt, ohne die Möglichkeit zu haben, etwas zur Entspannung der Situation beitragen zu können. Das war für mich persönlich sehr unbefriedigend. Mit der Bekanntgabe des Rücktritts von Kamerad Ziebs zum 31.12.2019 ist in mir der Gedanke gereift, mich persönlich auch bundesweit zu engagieren. Durch Gespräche mit mir vertrauten Kameraden aus Brandenburg und anderen Landesfeuerwehrverbänden erhielt ich den Zuspruch, als Präsident des DFV zu kandidieren. Ich bin unvorbelastet und habe eine absolut wertneutrale Position in der aktuellen DFV-Lage. So möchte ich gemeinsam mit allen Landesfeuerwehrverbänden und Mitstreitern den DFV für die Zukunft aufstellen.
Beide Kandidaten sehen den größten Handlungsbedarf darin, die aktuelle Krise im Verband zu beenden und zu einer kameradschaftlichen Zusammenarbeit zurückzukehren. Sowohl Banse als auch Kliem wollen die Abspaltung auch nur eines einzigen Landesfeuerwehrverbandes unbedingt verhindern. “Es wäre ein großer Verlust an Wissen, Kompetenz und Kameradschaft, der nicht
auszugleichen ist”, sagt Kliem. “Eine Spaltung würde letztlich keinem helfen”, ergänzt Banse. Dem Niedersachsen ist es auch wichtig, die Basis zukünftig stärker als bisher einzubinden. “Wir benötigen da definitiv andere Möglichkeiten als bisher.”