Erste Ergebnisse des Paderborner Forschungsprojektes zur Feuerwehr

Lasst auch mal die Jüngeren an die Geräte – und fahren!

Paderborn (NW) – Welche Herausforderungen und Chancen stellen sich für die Organisation Feuerwehr und ihre Mitglieder hinsichtlich der wachsenden Diversität in der Gesellschaft? Welche Rolle spielen Technologien bei der Integration neuer und junger Feuerwehrleute? Zu diesen Fragen hat ein Team der Uni Paderborn 2 Jahre lang geforscht. Pro­fes­sorin Dr. Ilona Horwath erklärt die ersten Ergebnisse.

Ein Ergebnis der Paderborner Forschung: Es reicht nicht aus, junge Kräfte gut auszubilden. Sie müssen im Einsatz auch “rangelassen” werden. Foto: Preuschoff

FM: Sie und ihr Team haben sich zwei Jahre intensiv mit der Organisation Feuerwehr beschäftigt. Würden Sie sagen, die Diversität ist schon bei den Feuerwehren angekommen?
Horwath: Aktuell noch nicht. Aber es gibt erste Ansätze, die auf eine Öffnung hindeuten. Und es gibt auch schon Feuerwehren, die bereits konkrete Schritte unternehmen. Allerdings sind die Feuerwehren, statistisch gesehen, derzeit noch nicht in dem Maße „Abbild der Gesellschaft“, wie sich dies Teile der Aktiven wünschen.

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FM: Welche Hürden gibt es?
Horwath: Herausforderungen, wie wir es bezeichnen, gibt es viele. Da ist die Sprache. Die Verständigung muss jederzeit gewährleistet sein. Eine einheitliche Sprache ist das A und O. Es gibt aber auch Unwillen gegenüber Veränderungen und Vorurteile gegenüber möglichen Neuen. Viele Aktive lehnen Diversität in ihrer Feuerwehr schlichtweg ab. Dieser Unwille erschwert die Integration – oder macht sie unmöglich.

FM: Warum ist es überhaupt wichtig, dass auch die Feuerwehren diverser werden?
Horwath: Da gibt es gleich eine Reihe von Gründen. Ganz pragmatisch: Viele Feuerwehren klagen über einen Mitgliedermangel. Der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund in der Bevölkerung ist in den letzten Jahren stark angestiegen. Dies ist nicht nur ein Grund für komplexere Einsatzsituationen, sondern hier liegt auch ein enormes Mitgliederpotenzial. Wenn wir beim
Beispiel Sprache bleiben, dann können gerade diese Gruppen etwa im Hinblick auf Fremdsprachen- und kulturelle Kompetenzen Ausgleiche im Einsatzalltag schaffen, in dem diese zunehmend wichtig werden. Die gesteigerte Sichtbarkeit dieser Gruppen innerhalb der Feuerwehren kann nicht zuletzt Vertrauen stärken, sowohl in den Einsatzabteilungen als auch der Bevölkerung. Doch viele Wehren lassen diese Bevölkerungsgruppe komplett außen vor. Und auch der Frauenanteil in den Feuerwehren ist immer noch viel zu gering. 

FM: Aber wird durch solch homogene Gruppen nicht das Sicherheitsniveau gesteigert?
Horwath: Kurzfristig mag das stimmen. Aber langfristig werden dadurch Innovationen verzögert oder verhindert. Ganz typisch dafür ist der Ausspruch: Das haben wir schon immer so gemacht. Unterschiede beziehungsweise neue Erfahrungen, Bedarfe, Einsatz- und Lebensrealitäten führen beispielsweise oft dazu, dass überholte Vorgehensweisen hinterfragt, überprüft und angepasst werden.

Das ganze Interview mit Professorin Dr. Ilona Horwath von der Uni Paderborn findet ihr in der Januar-Ausgabe 2022 des Feuerwehr-Magazins. Darin lest ihr, was das Forscherteam den Feuerwehren rät, wer überhaupt befragt wurde und welche große Überraschung es bei den Interviews gegeben hat. Aktuell ist die Januar-Ausgabe im Handel erhältlich. Ihr könnt sie aber auch hier ganz bequem bestellen, zum sofortigen Download oder als klassische, gedruckte Ausgabe (portofrei): >>>Feuerwehr-Magazin Ausgabe Januar 2022.<<<   

FM: Kommen wir mal zu den Ergebnissen. Was haben Sie herausbekommen?
Horwath: Die wichtigste Erkenntnis lautet vielleicht: Technik ist ein ganz wichtiger Schlüssel für die Integration.

FM: Das müssen Sie genauer erklären.
Horwath: Der Zugang zur Technik ist vielfach eine Art Vorzugsrecht innerhalb der Einsatzabteilungen. Wer welche Geräte einsetzen darf, hängt ganz stark von Dienstalter, Geschlecht und sprachlicher Kompetenz ab. Jüngere Mitglieder dürfen im Einsatz häufig nicht alle Geräte bedienen, auch wenn sie daran ausgebildet sind. Und Frauen geht es genauso. Die Geräte- beziehungsweise Fahrzeugbedienung ist zumeist das Vorrecht der Männer mittleren Alters.

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Nun leider ist es in meiner Feuerwehr ganz anders. Wir haben eine ziemlich junge Truppe, incl. Löschzugleitung. Die “älteren Kameraden” sind viel ruhiger und müssen sich nicht mehr vordrängeln. Die jungen, manchmal sehr “übermotivierten” Kameraden die bei fast jedem Übungsdienst anwesend sind, sitzen schon bei Beginn des Dienstes auf dem Maschinistenplatz und wenn man als “älterer” mal eines der Fahrzeuge fahren möchte, gibt es den ein oder anderen “bösen Blick” und der Löschzugleiter meint dann, man solle mal die jüngeren Erfahrung sammeln lassen weil man ja schon ewig in der Löschgruppe ist. Seit dem das so ist, geh ich nicht mehr so oft zum Übungsdienst, ich hab auch nur noch drei Jahre und werde aus genannten Gründen nicht verlängern, mir macht es keinen Spaß mehr. Es gibt immer zwei Seiten der Medaille, es ist schön dass meine LG viele junge Kameraden hat, die Lust auf Feuerwehr haben, aber Zusammenarbeit sieht für mich anders aus.

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  2. Ich kann auf den Kommentar von Herrn Bandoß nur ein stimmt geben.
    Wir suchen uns Probleme die es nicht wirklich gibt, wenn im Einsatz der erfahrene schneller zupackt oder routinierter hantiert, dann ist es nicht dem anderen die Show stehlen, sondern eher das Gebot der schnellen Hilfe.
    Wir haben uns ja auch schuldig gefühlt, dass es zu wenig Frauen in der Feuerwehr gibt. Hat dort einmal jemand auch das Ergebnis von der anderen Seite beleuchtet ? Warum bewerben sich so wenig Frauen ? Weil sie es nicht zutrauen ? Muss ich dann jemand drängen etwas zu tun, das er nicht will ? Sich nicht zutraut ? Ist das dann der Helfer/ die Helferin (und damit alle befriedigt sind: das Helfer) welche(r) wir vorne stehen haben wollen? Erzwungene Helfer sind sicherlich die schlechteren Helfer.
    Ist es nicht verwerflicher die die Hefen wollen vorzuverurteilen? Und den ganzen Kritikern nun vorweg zu greifen, nein ich finde es auch nicht gut, wenn man die Jugend nicht dran läßt. Aber finden Sie, die Kritiker es gut, wenn ich einen unerfahrenen jungen Menschen eine sterbende Person, vielleicht im gleichen Alter, rausschneiden lasse, nur damit er/sie/es den Umgang mit dem Spreizer schneller erlernen kann? Danach wegen der psychischen Belastung alles hin schmeisst, aber wenigstens einmal sich im Blut der anderen gewälzt hat ? Ist es das wert ?
    Und liebe Frau Horwath : ich bin der größte Feind des Ausspruchs “das haben wir schon immer so gemacht” bitte, wenn sie so gute Ansätze haben, dann zerschneiden Sie doch auch den gordischen Knoten der Frauenquote. ich bin gerne Diskussionsbereit und … wir wir stehen auf der gleichen Seite, auch wenn es sich nicht so anhört.

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  3. Mit der Studie hätte man durchaus etwas erreichen können. Da es durchaus Nachholbedarf in der Feuerwehr gibt. Die Tür jedoch auf zu stoßen und rein zu brüllen. “Hallo Ihr alten, weißen Rassisten” ist nicht ganz die feine Art.

    Die Jugend bringt bei uns viele neue Ideen. Jedoch fehlt da oft der notwendige Weitblick. Das macht sich vor allem dann bemerkbar wenn die tatsächliche Lage von der Alarmierung abweicht. Da fehlt dann die Ruhe und Erfahrung. Wir sind bei der Feuerwehr, und nicht im Fußball Verein wo im schlimmsten Fall das Spiel halt verloren wurde.

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  4. Selten so einen Mist gelesen.
    Anscheinend hat das Mädel noch nie eine Feuerwehr besucht und ihre Thesen aus YouTube Filmchen erarbeitet.
    Schade um jeden Cent, der hier verbraten wurde.

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  5. Diesem Bericht muss ich widersprechen. Auf dem Lande, in Dörflichen Feuerwehren, wo die Dorfbewohner um die ca. 1100 Personen sind, und sich Löschgruppen aus ca. 26 Kameradinnen und Kameraden zusammen finden, wo Jugendfeuerwehren fast zur Hälfte aus Mädchen bestehen, wo Technisches Gerät in gemeinsamer Ausbildung geschult wird, ist auch im Einsatz ein gemeinsames Arbeiten gegeben. Die Zeiten wo es Ausnahmen gab, sind vorbei. Heute sind die 16 Jährigen an der Seite des 56 Jährigen, und es klappt. Ausnahmen gab es, gibt es, wird es geben. Wir sollten manchmal aufhören den, die oder das schlechte zu suchen und bis ins kleinste zu erforschen. Stattdessen lieber positiv damit umgehen, leben. Probleme, Quoten, Politik werden manchmal zuviel in alle Bereiche hinein geschrieben. Nodda

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