Bremen – Feuerwehr steht für Brandbekämpfung, Technische Hilfeleistung, Tierrettung oder Gefahrguteinsätze. Wasserrettung wird, wenn überhaupt, von vielen Aktiven ganz weit hinten im Aufgabenspektrum angesiedelt. Dabei ertrinken pro Jahr in Deutschland mehr Menschen, als durch Brände ums Leben kommen. Ein paar spannende Zahlen.
Früher konnte fast jeder Bewohner in Deutschland schwimmen. Schimmunterricht stand in den Schulen auf dem Lehrplan des Sportunterrichts. Lediglich wenige, meist ältere Mitbürger hatten es nie gelernt. Aber gerade dieser Bevölkerungsanteil war aus Sicht der Wasserrettung lange Zeit unkritisch. Senioren fallen kaum durch Leichtsinn und Draufgängertum auf. Aktuell haben nur noch 40 Prozent der Sechs- bis Zehnjährigen den Freischwimmer. „Wir sind auf dem besten Weg, ein Land der Nichtschwimmer zu werden“, warnte Heiko Mählmann, der Präsident des Landesverbandes Hamburg der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft, kurz DLRG, unlängst. Eine wesentliche Ursache dafür sieht die DLRG in der Schließung von Schwimmbädern. Seit Anfang der 2000er Jahre ist jedes zehnte Schwimmbad in Deutschland geschlossen worden. 25 Prozent aller Grundschulen haben kein Schwimmbad mehr in der Nähe. “Alle 14 Tage wird in Deutschland ein weiteres Bad geschlossen”, weiß Dominik Preiser, der Vorsitzende des DLRG-Bezirksverbandes Bielefeld beim Sommerempfang der DLRG.. “Das ist fatal.”
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504 Badetote an deutschen Gewässern in 2018
2018 stieg die Zahl der Toten durch Ertrinken dramatisch an. Die DLRG spricht vom höchsten Wert seit 10 Jahren. 504 Menschen starben 2018 in deutschen Gewässern. Das sind rund 20 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Hauptanteil daran hatte natürlich der Jahrhundert-Sommer. Angesichts von Außentemperaturen von 30 Grad Celsius und mehr zog es die Menschen in die Natur. In Flüssen und Seen, in Badeanstalten und im Meer wurde Abkühlung gesucht. Und je mehr Menschen schwimmen gehen, desto mehr Badeunfälle gibt es auch.
„Die Ursachen vieler Ertrinkungsfälle sind Leichtsinn, das Überschätzen der eigenen Leistungsfähigkeit, eine zu hohe Risikobereitschaft sowie insbesondere das Schwimmen an unbewachten Badestellen“, sagte DLRG-Präsident Achim Haag. 86 Prozent der Todesfälle ereigneten sich an Flüssen, Bächen und Seen ohne Schwimmaufsicht. Tote durch Ertrinken am Meer gibt es übrigens relativ selten. Schon seit Jahren kommen lediglich 20 bis 30 Menschen pro Jahr beim Schwimmen in der deutschen Nord- oder Ostsee ums Leben – viele davon übrigens beim Segeln und Angeln.
Ertrinken ist ein “männliches Problem”
Sehr interessant ist auch der Geschlechtervergleich. Auch wenn es makaber klingt, aber Ertrinken ist ein „männliches“ Problem. Nur 18 Prozent der Ertrinkungstoten 2018 waren Frauen. Die Mehrheit der männlichen Badetoten war zwischen 16 und 25 Jahre alt. „Die Jungen sind übermütig, betrunken oder unterschätzen die Gefahr“, so ein DLRG-Sprecher Achim Wiese.
Und es gibt auch eine neue Risikogruppe in Deutschland: Flüchtlinge. Sie haben vielfach keinerlei Schwimmkenntnisse. In 2018 ertranken 33 Asylsuchende.
In Bayern ertranken die meisten Menschen
Wie in den Vorjahren ertranken 2018 die meisten Menschen in Bayern. Im Freistaat kamen 89 Personen ums Leben. Auf Rang zwei liegt Nordrhein-Westfalen mit 63, gefolgt von Baden-Württemberg (62) und Niedersachsen (61) sowie Hessen (36) und Mecklenburg-Vorpommern (31). Großen Einfluss auf die Zahlen haben die Bevölkerungsdichte und die Anzahl der Touristen einerseits sowie die Anzahl an Badestellen oder Stränden andererseits.
Die Zahl der Wasserrettungseinsätze für Feuerwehren, Hilfsorganisationen und die Polizei war in 2018 aber in allen Bundesländern höher als im Vorjahr. Und mit einem weiteren Anstieg muss gerechnet werden, wenn den Prognosen der Klimaschützer geglaubt werden darf.
Kurz zum Vergleich: Die Zahl der Brandtoten in Deutschland liegt seit 2010 jeweils so um 370 pro Jahr. Offizielle Angaben gibt es aber nur bis 2015 (367 Brandtote). Es gibt aber keine Belege dafür, dass sich diese Werte in den letzten Jahren signifikant verändert hätten. Dies bestätigte der Deutsche Feuerwehrverband auf Nachfrage des Feuerwehr-Magazins.