Ein KOMMENTAR von Feuerwehr-Magazin-Chefredakteur Jan-Erik Hegemann
Bremen – Das Jahr 2020 war für viele Feuerwehren extrem schwierig. Für den Deutschen Feuerwehrverband aber war das Jahre 2020 eine Katastrophe – und das hatte nur sehr wenig mit Corona zu tun. Zum Jahreswechsel 2019 auf 2020 war DFV-Präsident Hartmut Ziebs zurückgetreten. Fünf von sieben Vizepräsidenten hatten ihm das Vertrauen entzogen. Auch rund 80 Prozent der Mitglieder des Präsidialrates des Deutschen Feuerwehrverbandes sollen keine Basis mehr für eine Zusammenarbeit gesehen haben.
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Was letztlich zum Bruch geführt hat, ist bis heute nicht so richtig klar. Oder es ist für viele nicht nachvollziehbar. „Einen fortwährenden Prozess der Entfremdung“, nannte es mal einer der Beteiligten. Kaum zu glauben, dass Ziebs im November 2015 mit überwältigender Mehrheit von den Delegierten zum Präsidenten gewählt worden war. Am 1. Januar 2016 trat Ziebs sein Amt an. Genau 4 Jahre später gab er unter massivem Druck auf.
Die Feuerwehrbasis versteht die Vorgänge bis heute nicht. Wie auch? Die Aufklärungsarbeit war mangelhaft, die Kommunikation auch.
Die fünf Vizepräsidenten gelten vielen seitdem als „Königsmörder“. Vor allem, weil sie zumindest öffentlich keine schlüssige Begründung für ihr Handeln geliefert haben. Ihr Vorgehen wurde vielfach als undemokratisch bezeichnet. „Warum sind die fünf nicht zurückgetreten, wenn es keine Basis für eine Zusammenarbeit mehr gab?“, fragen viele Feuerwehrleute. Und so erfreuten sich die Hashtags #NichtmeinDFV und #HartmutmeinPräsident Anfang 2020 in den sozialen Medien sehr großer Beliebtheit.
Auf der Delegiertenversammlung in Hannover im Rahmen des Deutschen Feuerwehrtages im Juni 2020 sollte ein neuer Präsident gewählt werden. Doch wegen der Corona-Pandemie fiel der Feuerwehrtag aus. Auch die angedachten Ersatztermine im Oktober und Dezember ließen sich nicht halten. Nun wird am 27. Februar 2021 eine virtuelle Delegiertenversammlung stattfinden, auf der ein Nachfolger gewählt wird.
Tatsächlich haben sich drei Kandidaten gefunden, die sich in der schwersten Krise des Verbandes nicht wegducken und Verantwortung übernehmen wollen. Das nötigt mir Respekt ab. Denn zwei weitere äußerst unerfreuliche Dinge kamen 2020 noch hinzu:
Im August 2020 klagte die Bundesgeschäftsführerin des DFV, Dr. Müjgan Percin, vor Gericht wegen Diskriminierung und sexueller Belästigung am Arbeitsplatz gegen ihren Arbeitgeber.
Und es wurde bekannt: Professor Albert Jugel, der 15 Jahre den Förderkreis des DFV geleitet hatte, war offenbar von 1967 bis 1989 Inoffizieller Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit gewesen. Wegen seines herausragenden Engagements für das Feuerwehrwesen hatte der DFV Professor Jugel 2019 zum Ehrenmitglied ernannt.
Manch einer tut sich mit den drei Kandidaten schwer. Sie hätten sich jemand ganz anderes gewünscht. Aber diesen “Jemand” gibt es nicht. Es ist kein vierter Bewerber aufgetaucht. Das mag man bedauern, aber so ist nun mal. “Hätte, hätte, Fahrradkette”, hießt es so schön.
Karl-Heinz Banse, Dr. Karsten Homrighausen oder Frank Kliem, einer von den dreien wird also ab Samstag der neue Präsident des DFV sein. Und auch wenn es viele nicht gerne hören: Jeder von den dreien steht für einen Neuanfang. Denn keiner von Ihnen gehörte dem Präsidium des DFV bisher an. Ich finde, der Neue an der Spitze muss eine faire Chance bekommen. Geben wir sie ihm. Denn die Feuerwehr benötigt nach wie vor eine starke Interessenvertretung in Berlin. Und wenn sich so gar nichts ändert, können wir immer noch meckern.
Wie würde die Basis wählen?
Uns würde interessieren, wen die Basis von den drei zur Wahl stehenden Kandidaten zu ihrem Präsidenten wählen würde? Achtung: Diese Wahl hat nur symbolischen Charakter und keinerlei Einfluss auf den Ausgang auf die Wahl am Samstag. Es würde uns aber trotzdem freuen, wenn möglichst viele mitmachen würden. Unser “Wahllokal” ist bis Freitag, den 26. Februar um 24 Uhr geöffnet. Hier geht es zur Abstimmung:
Kommentare zu diesem Artikel
R. Kupke
Moin lieber Kamerad Heuberger.
Ich würde die Bewerbung an den DFV senden, wenn der Bewerbungseingang die 12 Wochen laut Wahlverordnung nicht überschritten wird.
Ich persönlich will auch kandidieren, weil kein Bewerber aus Bayern dabei ist. Bin seit 36 Jahren bei der Feuerwehr, davon 19 Jahre als 1. Kommandant. Falls diese Aussage hier nicht reicht, wohin kann ich meine Bewerbung bis Sonntag abschicken??
Vor allem sollten die Vizepräsidenten ebenfalls zurücktreten. So wird das nichts mit einem Neuanfang. Nur Kosmetik. Glaube nicht das diese Menschen an einer lückenlosen Aufklärung interessiert sind.
In die Zukunft sehen und zukunftsorientiert Handeln ist angesagt – so wie Hartmut es vorgemacht hat, ABER es muss auch offen über die Fehler in der Vergangenheit gesprochen werden. Wer aus Fehlern lernt und diese auf offen legt kann vertrauen gewinnen.
Ich werde von außen gucken, ob es auch in Zukunft #nichtmeinDFV ist.
Sehr gut geschrieben. Aber es sollten auch mal alle Feuerwehrangehörigen über den Vorfall welcher zum Schluß den Rücktritt von Hartmut Ziebs an sich hatte genau aufgeklärt werden ohne wen und aber. Schreiben kan man viel und im Verband war man sich auch nicht klar darüber. Also bessere Aufklärung treiben. Es heißt ja “Einer für alle, Alle für einen”.
Moin lieber Kamerad Heuberger.
Ich würde die Bewerbung an den DFV senden, wenn der Bewerbungseingang die 12 Wochen laut Wahlverordnung nicht überschritten wird.
Mit kameradschaftlichem Gruß
R. Kupke
Ich persönlich will auch kandidieren, weil kein Bewerber aus Bayern dabei ist. Bin seit 36 Jahren bei der Feuerwehr, davon 19 Jahre als 1. Kommandant. Falls diese Aussage hier nicht reicht, wohin kann ich meine Bewerbung bis Sonntag abschicken??
Vor allem sollten die Vizepräsidenten ebenfalls zurücktreten. So wird das nichts mit einem Neuanfang. Nur Kosmetik. Glaube nicht das diese Menschen an einer lückenlosen Aufklärung interessiert sind.
In die Zukunft sehen und zukunftsorientiert Handeln ist angesagt – so wie Hartmut es vorgemacht hat, ABER es muss auch offen über die Fehler in der Vergangenheit gesprochen werden. Wer aus Fehlern lernt und diese auf offen legt kann vertrauen gewinnen.
Ich werde von außen gucken, ob es auch in Zukunft #nichtmeinDFV ist.
Sehr gut geschrieben. Aber es sollten auch mal alle Feuerwehrangehörigen über den Vorfall welcher zum Schluß den Rücktritt von Hartmut Ziebs an sich hatte genau aufgeklärt werden ohne wen und aber. Schreiben kan man viel und im Verband war man sich auch nicht klar darüber. Also bessere Aufklärung treiben. Es heißt ja “Einer für alle, Alle für einen”.