Zum 50-jährigen Jubiläum

Rund um die Jugendfeuerwehr Hamburg

Die Jugendfeuerwehr Hamburg feierte im Jahr 2017 ihr 50-jähriges Jubiläum. Über 1.000 Mädchen und Jungen in 60 Gruppen bilden den Feuerwehrnachwuchs in der Hafenmetropole. Nicht nur die reinen Zahlen sind herausragend.

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Das große Highlight des Geburtstagsjahres war das 11. Landeszeltlager in Allermöhe

Über 900 Mädchen, Jungen, Betreuer und Helfer waren dabei – beim 11. Landeszeltlager der Jugendfeuerwehr Hamburg. Gezeltet wurde an einem Nebenarm der Elbe im Hamburger Stadtteil Allermöhe. Das Camp war einer der Höhepunkte des Geburtstagsjahres der JF Hamburg. Sie feiert in 2017 ihr 50-jähriges Jubiläum. Das Zeltlager hatte nicht nur deswegen ein besonderes Flair. Den verliehen auch die internationalen Gastgruppen aus Nicaragua, Russland, Belgien, Niederlande und Finnland. Fanden die letzten Landeszeltlager noch auf der Nordseeinsel Föhr und in Grömitz an der Ostsee statt, luden die Hansestädter diesmal direkt in die Millionenmetropole ein.

So konnten die Gruppen im Ausflugsprogramm Hamburg erkunden: unter anderem Hafenrundfahrten und Stadtrallyes machen, Polizeimuseum, U-Boot und Feuerwachen besichtigen sowie Panoptikum und einen Kletterpark besuchen. Am Zeltlagerplatz zählten Leistungsspangen-Training, Paddeln und Basteln im Kreativzelt zu den Angeboten. Für Gänsehautmomente sorgten das große Feuerwerk am Donnerstag nach der Geburtstagsdisco und immer wieder Standing Ovations bei der Abschlussveranstaltung.

 

#Gänsehautmomente aus dem #Zeltlager der #Jugendfeuerwehr #Hamburg. @christian_patzelt war live dabei. @jfhh50 #11lzl17jfhh

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Wir stellen die großartigen Aktivitäten und Projekte der Hansestädter im Feuerwehr-Magazin 8/2017 vor: Von A wie August-Ernst-Pokal über I wie Internationale Jugendarbeit und M wie Mitbestimmung bis zu Z wie Zeltlager an besonderen Orten. Hier haben wir unsere Beiträge zur Jugendfeuerwehr Hamburg aus den letzten Jahren für Euch zusammengestellt.

Jugendfeuerwehr in Nicaragua

Zum zehnten Mal kamen junge Feuerwehrleute aus Nicaragua und Deutschland in den vergangenen zwei Wochen zu einer internationalen Jugendbegegnung zusammen. Hamburg feiert in diesem Jahr das 25. Jahr der Städtepartnerschaft mit der nicaraguanischen Stadt León. “Ein guter Anlass, die seit 1998 bestehende Feuerwehr-Partnerschaft zwischen unseren beiden Städten mit einer Jugendbegegnung neu aufleben zu lassen”, findet Marcel Steinhäuser, ehemaliger Hamburger Landesjugendfeuerwehrwart und einer von drei Betreuern bei dieser Reise. Wie auch seine beiden Mitstreiter, Lena Igla und Henrik Strate, ist auch er nicht zum ersten Mal in Nicaragua. “Wer einmal dieses Land und seine Leute kennen und schätzen gelernt hat, der will diesen Eindruck auch anderen mitgeben”, begründet Lena Igla ihr Engagement für diese Jugendbegegnung.

Zwei Wochen mit vollem Programm liegen hinter den fünf Jungen und fünf Mädchen und ihrer Partnergruppe von den Bomberos Juveniles aus León und Corinto. “Die gemeinsame Zeit mit den Nicas war super”, berichtet die 17-jährige Kimberly Jungclaus aus der Jugendfeuerwehr Hamburg-Hohendeich. Bei der gemeinsamen großen Übung in der “La Salle”-Schule war sie die Gruppenführerin und musste die gemischten Trupps aus Schülern, Jugendfeuerwehr-Leuten und Bomberos führen.

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Unterstützt wurde Kimberly von Carlos Wenger (50). Der Berufsfeuerwehrmann aus Hamburg spricht Spanisch als Muttersprache und hat die Gruppe als Dolmetscher begleitet. Er gehörte zu einer der ersten Feuerwehrleuten, die vor 15 Jahren mit dem Initiator Reinhard Paulsen das Land besucht hat. “Es hat sich viel verändert”, kann er berichten. Nicht alles sei besser geworden, aber vieles entwickelt sich in die richtige Richtung. “Es ist schön zu sehen, wie viele Feuerwehren mit unserem hierher geschickten Einsatzgerät umgehen, es pflegen und unsere alten Fahrzeuge so zu einer zweiten ‘Karriere’ kommen.”

Ein wichtiger Meilenstein wird die künftige Zusammenarbeit mit der polytechnischen Schule “La Salle” in Sutiava sein. Dort soll in 2015 eine neue, dritte Feuerwache für León gebaut werden. Angestrebt ist nicht nur eine Kooperation zwischen den Freiwilligen und staatlichen Feuerwehren, sondern auch eine Einbeziehung der Schüler aus “La Salle”, die vom Prinzip der Jugendfeuerwehr begeistert sind. Besonders die Vermittlung von Werten wie Kameradschaft, Hilfsbereitschaft, ehrenamtlichen Engagement und die richtige Portion Spaß kam sehr gut an.

Schon heute freuen sich die Bomberos in León und die jungen Feuerwehrleute aus Hamburg auf die nächste Jugendbegegnung, hoffentlich schon im nächsten Jahr. Ein Tagebuch dieser Reise finden Sie auf der Internetseite www.jf-hamburg.de.

Text: Henrik Strate, JF Hamburg

Gigantische Einsatzübung

700 Teilnehmer aus 40 Jugendfeuerwehren rückten bei einer Großübung in Hamburg aus. Insgesamt mussten die Nachwuchskräfte 240 Einsätzen bewältigen. Sie löschten kleine Brände, versorgten Unfallopfer und retteten eine Person aus dem Wasser. Hinter der Übung steckte eine beeindruckende Planung.

Es ist Samstag, der 14. September 2014. Die Großübung der Jugendfeuerwehr Hamburg steht an. Bis 8.30 Uhr treffen 40 Jugend-feuerwehren in vier Bereitstellungsräumen ein – im Westen, Nordosten, Osten und Süden der Hansestadt. Um Punkt 9 Uhr erfolgt der Startschuss: Innensenator Michael Neumann, Schirmherr der Veranstaltung, alarmiert die ersten Jugendfeuerweh-ren über Funk aus der Gesamtübungsleitung in der Feuerwehrakademie Hamburg.
Hier verbringt auch Lionel Heilmann den aufregenden Tag. Der 18-Jährige hatte die Idee zu der Großübung. „Ich habe bei meiner Wahl zum Landesjugendsprecher im Jahr 2012 das Ziel geäußert, mit möglichst vielen Hamburger Jugendfeuerwehren eine gemeinsame Übung durchzuführen“, erzählt der Fuhlsbütteler. Zwei Monate vor Ende seiner Amtszeit kann dieses Vor-haben nun umgesetzt werden.

“Da tönen die Signale”

Die Band Tomate Salat aus Hamburg hat das 50-jährige Jubiläum der Jugendfeuerwehr zum Anlass für einen neuen Feuerwehrsong genommen.

Seit der ersten Alarmierung durch Senator Neumann rollen Löschfahrzeuge mit Nachwuchskräften durch die ganze Stadt. „Natürlich ohne Alarm“, betont Lionel. „Nur auf Privat- oder Firmengelände haben die Maschinisten auf den letzten Metern bis zum Übungsobjekt das Horn angeschaltet.“ Die Nachwuchskräfte nutzen für die Übungen die Einsatzfahrzeuge ihrer Wehren, zum Beispiel Löschgruppenfahrzeuge (LF) 16/12 oder die LF-KatS. „Trotzdem ist die Einsatzbereitschaft aller freiwilligen Feuerwehr aufrecht gehalten worden“, erklärt Landesjugendfeuerwehrwart Uwe von Appen.

Menschen retten und Feuer löschen

Alarmiert werden die Einheiten von den vier regionalen Übungsleitungen über die Fahrzeugfunkgeräte. Nur der Maschinist der Fahrzeugbesatzung ist ein aktiver Kamerad. Alle anderen Funktionen der Löschgruppen und -staffeln werden von den 10- bis 18-Jährigen besetzt. Über Funk kommuniziert der Gruppenführer mit der jeweiligen Übungsleitung. Dafür sind im Digital-funk extra Rufgruppen für die einzelnen Bereiche zugewiesen worden. „Die Rückmeldungen der Jugendlichen haben sehr professionell geklungen“, lobt von Appen.

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Bei den Übungen muss zunächst der Gruppenführer vorgehen und erkunden. Dann gibt er seiner Einheit den Einsatzbefehl. Wenn die Lage abgearbeitet ist und die Fahrzeuge wieder einsatzbereit sind, meldet er der Übungsleitung seines Bereiches „über Funk einsatzbereit“. Jede Meldung beginnt mit den Worten „Übung, Übung“.

Sollten reale Notfälle passieren, muss der Funkspruch mit „Tatsache, Tatsache“ eingeleitet werden. Dann haben alle anderen die Funkgruppe direkt freizugeben. Über die Gesamtübungsleitung wird dann die Feuerwehr- und Rettungsleitstelle Ham-burg informiert. „Dieser Weg bestand auch andersrum“, erklärt von Appen. „Wären in der Leitstelle Einsätze aufgelaufen, die unsere Veranstaltung beeinträchtigt hätten, hätten die Disponenten uns direkt informiert.“

Die Einsätze umfassen das gesamte Leistungsspektrum der Feuerwehr. Neben Löschangriffen und Technischer Hilfeleistung ist häufig auch Erste Hilfe vor Ort zu leisten. Die Mädchen und Jungen müssen unter anderem diese Lage abarbeiten:

  • Verletzte Person auf Elbinsel mit Kleinlöschboot retten;
  • Brennendes Spielplatzgerüst löschen;
  • Patient nach Stromunfall versorgen;
  • Vermisste Person bei Hallenbrand retten;
  • Flächenbrand bekämpfen – mit Wasserentnahme aus offenem Gewässer;
  • Eingeklemmte Person unter Pkw retten;
  • Verunfallte Fahrradfahrerin versorgen;
  • Feuer neben einem Gaslager bekämpfen;
  • Menschenrettung und Innenangriff bei einem Zimmerbrand;
  • Person aus Schacht befreien;
  • Pkw an einem Deich gegen Abrutschen sichern.

Jede teilnehmende Jugendfeuerwehr hat eine Übungslage in ihrem Heimatgebiet organisiert und muss sie an dem Tag betreiben. Hier unterstützen insbesondere die Aktiven aus den Einsatzabteilungen die Großübung. „Ohne die Hilfe der freiwilli-gen Feuerwehren hätten wir dieses riesige Spektrum gar nicht leisten können“, sagt der Landesjugendfeuerwehrwart. „Um es für die Jugendlichen interessanter zu machen, werden sie in einem für sie fremden Übungsgebiet eingesetzt“, erklärt Lionel. „Sonst hätten sie wohlmöglich noch ihre eigene Lage bearbeitet.“

Nach jedem Durchgang an einer Übungsstelle richten die Helfer die Lage wieder her: Unfalldarsteller und Puppen werden wieder platziert oder Nebelmaschinen in Gang gesetzt. Zirka zehn unterschiedliche Lagen stehen pro Übungsbereich zur Verfügung. Insgesamt 240 Durchgänge finden statt.

Feuerwehrchefs sind begeistert

„Das sind wirklich beachtliche Zahlen, die sich aus dieser Veranstaltung ergeben“, staunt André Wronski, Landesbereichs-führer der Freiwilligen Feuerwehr Hamburg. Bewertungen der einzelnen Übungen führen die Jugendfeuerwehren später unter sich durch. Auch die Verantwortlichen sehen sich unterschiedliche Szenen an und sind begeistert.
Hamburgs Feuerwehrchef Klaus Maurer zeigt sich ebenfalls beeindruckt. „Die Planungsgruppe hat sich ein sehr ambitionier-tes Programm ausgedacht. Aber durch die tolle Organisation hat alles hervorragend geklappt. Die Jugendfeuerwehren haben unter Beweis gestellt, dass sie über großes Potenzial verfügen“, lobte der Leiter der Feuerwehr. „Da können wir uns auf engagierte Kräfte freuen.“

Die Berufsfeuerwehr hat die Organisation mit Kai Hitzeroth auch personell unterstützt. Außerdem sind neben Lionel und von Appen noch Rolf Lohse, Bereichsführer Altona, Kai Winter, Bereichsjugendfeuerwehrwart Eimsbüttel, Thomas Girmann, Wehrführer der FF Boberg, und Axel Lender, Wehrführer der FF Eißendorf, in die Vorbereitung eingebunden gewesen. „Ohne diese Hilfe hätte ich meine Idee so nie umsetzen können“, sagt der 18-jährige Lionel. „Die Planungen begannen be-reits im Frühjahr 2013, also 18 Monate vor der Übung. Wir haben uns einmal im Monat getroffen, in den letzten vier Wochen sogar wöchentlich.“

Zum Abschluss steuern alle Löschfahrzeuge und Mannschaftstransportwagen mit den Jugendlichen die Feuerwehrakade-mie Hamburg an. Für alle Teilnehmer und Helfer steht hier ein riesiges Mittagessen bereit. Es gibt Nudeln mit Gulasch bezie-hungsweise für Vegetarier mit Tomatensauce. Das Essen hat die FF Eißendorf in zwei Feldkochherden zubereitet – für die Feuerwehr Hamburg der größte Versorgungseinsatz aller Zeiten.

Die Jugendlichen berichten sich beim Essen gegenseitig begeistert von ihren Übungen. „Genau das war mir wichtig, dass meine Jugendfeuerwehrkameraden Spaß haben“, erzählt Lionel Heilmann. Wronski und von Appen zeigen sich in ihren Ab-schlussreden begeistert von der gesamten Aktion. „Von der Vorbereitung über das Engagement vieler Helfer bis hin zur Leis-tung der Jugendlichen in den einzelnen Übungen sind wir sehr stolz auf die Großübung 2014“, betont der Landesjugendfeuer-wehrwart.
Dann steht ja einer Wiederholung nichts im Weg. Die Jugendlichen würden sich, laut Lionel Heilmann, darüber freuen.

Text: Hans-Hendrik Widera, JF Hamburg & Christian Patzelt, Redakteur Feuerwehr-Magazin

Camp hinter den Dünen

Knapp 600 Teilnehmer zählte das Hamburger Landeszeltlager auf der Insel Föhr. Direkt am Nordseestrand zelteten die Hansestädter mit ihren Gästen aus Tan-sania, Russland und Ungarn. Sie trotzten der bitterkalten steifen Brise. Christian Patzelt war für uns im Camp und erlebte einiges, was diese Woche einzigartig machte.

Es ist Samstag, der 22. Juni 2013. Im Hafen von Dagebüll (Kreis Nordfriesland) herrscht zu Ferienbeginn ohnehin reges Trei-ben. Doch heute ist alles anders. Hunderte Jugendliche, viele mit orange-blauen Jacken drängen auf die Fähre nach Föhr. Ihr Ziel: das Landeszeltlager der Jugendfeuerwehr Hamburg. Insgesamt setzen 37 Gruppen aus der Hansestadt sowie zehn Gast- und Partnerwehren auf die nordfriesische Insel über.

Mitten in der Meute tummelt sich Michael Neumann, Hamburgs Senator für Inneres und Sport. Der Schirmherr des Zeltlagers verzichtet auf Limousine, Personenschutz und Hotelbuchung. Stattdessen folgt er, seine Tochter im Schlepptau, mit dem Rucksack auf dem Rücken dem Tross der Jugendfeuerwehren zum Zeltlagerplatz im kleinen Örtchen Nieblum. Der Innensenator bezieht für eine Nacht sein Zelt im Helferdorf. Sein Feldbett ist bereits aufgebaut. So unterstützt er Jugend-gruppen beim Aufbau, wo noch Hilfe benötigt wird.

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Pünktlich zur Eröffnungsveranstaltung am Abend meldet sich der Innensenator bei Landesjugendfeuerwehrwart Uwe von Appen wieder zurück. „Ich hatte ihn zwischendurch gar nicht mehr gesehen“, gesteht von Appen. „Er war die ganze Zeit auf dem Zeltplatz im Einsatz.“ „Ich fühle mich in diesem Kreis einfach sehr wohl“, erzählt Neumann in einem Interview mit der Lagerzeitung „Martinshorn on Tour“.

Neumann, von Appen und Hamburgs Feuerwehrchef Klaus Maurer begrüßen besonders die internationalen Gäste. Mädchen und Jungen aus St. Petersburg in Russland und Iharosbereny in Ungarn nehmen am Zeltlager teil. Seit 15 Jahren pflegt die Jugendfeuerwehr Hamburg Partnerschaften in der ganzen Welt (siehe FM 6/2010). Gegenseitige Besuche von Gruppen und internationale Jugendbegegnungen finden jedes Jahr statt.

Zeltlagergäste aus Afrika frieren an Nordseeküste

Ganz neue Erfahrungen sammeln die Jugendlichen aus Tansania. Hier unterstützen Feuerwehr und Jugendfeuerwehr Hamburg insbesondere das Dogodogo-Center, eine Art Feuerwehr-Internat, in der Hafen-Metropole Dar-es-Salaam. Der Feuerwehrnachwuchs aus Ostafrika hat vor allem mit dem kalten Wind und dem Regen zu kämpfen. „Wir freuen uns sehr auf das Camp, das Programm und uns schmeckt auch das Essen“, sagt der 19-jährige Abebnego Tob. „Aber das Wetter macht uns wirklich zu schaffen.“

Jugendfeuerwehr: Das Zauberwort heißt Vielfalt

So geht es aber in den folgenden Tagen nicht nur den Gästen aus Afrika. Die Insel Föhr bezeichnet sich als „Friesische Karibik“, wirbt mit besonders vielen Sonnenstunden. Davon werden die Zeltlagerteilnehmer kaum welche abbekommen. Dabei haben sich die Jugendlichen so gefreut, jeden Tag nur die 20 Meter über die Düne zu hüpfen und in der Nordsee zu baden. Ganz Hartgesottene springen in den ersten beiden Tagen in die Brandung. Aber das wird eher zur Mutprobe als zum Badespaß.

Die Laune lassen sich die Zeltlagerteilnehmer durch das nasskalte Wetter nicht vermiesen. So feiern die Mädchen und Jungen der JF Neu Gülze/Zahrensdorf aus Mecklenburg-Vorpommern einfach ihren Ferienstart. „Unsere Party stieg schon auf der Hinfahrt in den Kleinbussen“, erzählen Nele und Stella. „Zeltlager machen wir alleine durch unsere gute Stimmung zum absoluten Highlight. Wir fallen mit unserer guten Laune überall auf.“ Das stimmt.

Den Sonntag beginnen die Gruppen mit einem Gottesdienst, den der Wettergott aber scheinbar schwänzt. Feuerwehrpastorin Erneli Martens predigt flott und jugendgerecht, der Innensenator steuert eine Fürbitte bei. Nach der Veranstaltungen reisen beide ab. Ab jetzt stehen Aktivitäten und Spiele im Mittelpunkt.

Unter anderem öffnen die Kreativzelte. Hier können die Jugendlichen basteln, was das Herz begehrt. Am Rand des Zeltlagerplatzes findet ein Indiaca-Turnier statt. Hier zeigt die russische Gruppe ihr Können. Die St. Petersburger gewinnen den Wettstreit im Finale gegen die JF Curslack aus Hamburg.

15 Duelle mit dem Lagerleiter

Sonntagabend feiert ein tägliches Event seine Premiere: „Schlag den Uwe“. Angelehnt an das erfolgreiche TV-Format „Schlag den Raab“ mit Entertainer Stefan Raab in der Hauptrolle, stellt sich im Zeltlager Uwe von Appen täglich in drei Spielen jugendlichen Gegnern. Für ein Abendprogramm haben bereits einige Zeltlagerorganisatoren die Show kopiert. Aber sich jeden Tag drei neuen Gegnern stellen ist neu: Respekt, Herr Lagerleiter! „Ein bisschen aufgeregt bin ich schon, aber ich weiß ja, dass ich besser bin“, tönt von Appen vor dem ersten Match selbstbewusst, aber schmunzelnd.

Das Punktesystem entspricht dem Original. In jedem der 15 Spiele gibt es Duell für Duell einen Zähler mehr zu erreichen. Die ersten drei Spiele:
1)Mini-Tischtennis;
2)Möglichst viele Schlüssel in drei Minuten auf einen Schlüsselring ziehen;
3)Weitwurf eines x-zylo-Wurfringes (funktioniert auch mit beliebigen anderen Geräten).
Von Appen gewinnt das Schlüsselspiel, verliert aber die beiden anderen. Er liegt 2:4 hinten. „Ich finde es cool, dass sich Uwe jeden Tag dieser Aktion stellt“, tröstet ihn der 17-jährige Moritz, sein Bezwinger im dritten Duell.

Die Aufgaben in den nächsten beiden Runden:
4)Stricke mit zwei Kugel an den Enden an einer von drei Leitersprossen platzieren, sodass sie hängen bleiben;
5)Innerhalb von drei Minuten das Alphabet rückwärts aufsagen;
6)Handball-Penalty auf kleine Tore;
7)Zutaten in vorgegebener Menge abschätzen: Butter, Mehl, Zucker, Sahne, Äpfel;
8)Quizspiel mit Buzzer;
9)Sahne schlagen, Probe durch Umdrehen des Gefässes.

Beim Handball – Spiel 6 – kommt es zum Skandal, den die Lagerzeitung am nächsten Tag sogar auf die Titelseite nehmen wird. Ein Standbild einer Videoaufnahme zeigt, dass der Kandidat nur den Pfosten trifft. Doch die Schiedsrichter zählen bei diesem Wurf einen Treffer gegen den Lagerleiter. Im Stile von Stefan Raab protestiert von Appen lautstark: „Der Ball war nicht dran.“ Aber er hat keine Chance. Sowas nennt man wohl Tatsachenentscheidung. Sein Rückstand in der Gesamtwer-tung: 7:14.

Doch in den folgenden Duellen dreht der Landesjugendfeuerwehrwart den Spieß um:
10)Yenga;
11)Leere Plastikflaschen mit dem Fuß schieben, ohne dass sie umfallen;
12)Golf-Abschläge, Wertung nach Weite und Zielsicherheit;
13)Tischkicker;
14)Flaschendeckel im direkten Duell durch einen Parcour schnipsen.

Vor dem letzten Spiel steht es 56:48 für den Hauptdarsteller. Doch es geht im entscheidenden Duell um 15 Punkte. Ein Gesamtsieg für das Kandidatenteam ist noch möglich. Es herrscht echte Finalstimmung in der Mehrzweckhalle auf dem Zeltlagerplatz. Die Aufgabe scheint simpel, aber birgt eine gewisse Spannung. Von Appen und sein Gegner müssen eine liegende Münze in einen Trichter schnipsen. Zahlreiche Versuche scheitern. Dann trifft einer: der Landesjugendfeuer-wehrwart. Uwe von Appen gewinnt „Schlag den Uwe“. Dieser tägliche Programmpunkt hat dem Zeltlager einen roten Faden verliehen. Die Spielideen können die Jugendfeuer-wehren ganz einfach kopieren, um ihren Jugendwart oder Wehrführer herausfordern.

Qualen im Wattenmeer, Schrecken in der Nacht

Keinen Wettstreit, aber Herausforderungen halten die Wattwanderungen für die Jugendfeuerwehren bereit. An den beiden angebotenen Terminen am Dienstag und Mittwoch schielt die Sonne auch nur selten zwischen den Wolken durch. Tapfer waten einige Jugendliche durch die knietiefen Priele und genießen das Naturerlebnis. Für andere sind Wasser und Wattboden einfach nur unerträglich kalt, die Strecke ist viel zu lang.

Und dann steht für Mittwochabend auch noch die Nachtwanderung an. Wollen die Organisatoren die Jugendlichen etwa quälen? Vermutlich müsste die Antwort „Ja“ lauten. Aber das wird keiner zugeben. Zunächst müssen die Gruppen am Strand Überraschungseier suchen, dann erstmal mindestens einen Kilometer marschieren. Es folgen weitere kleine Aufgaben. Auf dem Dorffriedhof wartet der Show-Down auf die Jugendlichen – zumindest auf die, die dort erst in der Dunkelheit angekommen. Sie müssen drei bestimmte Grabsteine mit Segelschiffen finden. Bei ihrer Suche werden sie von dunklen Gestalten überrascht. Die Reaktionen sind ebenso unterschiedlich wie interessant: Ältere Jungen versuchen, sich mit coolen Sprüchen möglichst mutig zu zeigen. Aber auch sie suchen schnell das Weite. Von den Mädchen müssen sich die Gespenster – das Team der Lagerzeitung – lautes Gekreische anhören.

Donnerstag nutzen viele Gruppen das Angebot, den Seenotkreuzer „Vormann Leiss“ der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) zu erkunden. Für die Zeltlagerteilnehmer macht der Kreuzer, der eigentlich auf der Nachbarinsel Amrum stationiert ist, im Hafen von Wyk auf Föhr fest.

An den Abenden veranstalten die Organisatoren in der Mehrzweckhalle eine „Eins, Zwei oder Drei“-Show, Disco und ei-ne Zaubereinlage von Feuerwehr-Iliusonist „Fugeo Ignetio“. Nicht fehlen darf der Klassiker „Mr. und Mrs. Zeltlager“. Die Titel gewinnen die 15-jährige Jacky aus Billwerder und Max (14) aus Berlin-Staaken. „Das war für mich die Krönung einer tollen Zeltlagerwoche mit meiner Gruppenund Freunden aus anderen Jugendfeuerwehren“, freut sich der 14-Jährige.

Leistungsspange zum Finale

71 Jugendliche krönen am Freitag das Zeltlager für sich mit der Leistungsspange, dem höchsten Leistungsabzeichen der Deutschen Jugendfeuerwehr. Mehrmals in der Woche haben die Mädchen und Jungen dafür trainieren können. Mittendrin in der Feuerwehr-Prüfung sind die Gruppen aus St. Petersburg und Dar-es-Salaam. Den 1M500-Meter-Staffellauf, das Kugelstoßen und die Schlauchstafette schaffen die internationalen Gruppen mit Bravour. Bei dem Theorietest läuft alles über Dolmetscher und natürlich nicht alles, wie bei den deutschen Anwärtern. Den Löschangriff bauen sie jedoch nach Feuerwehr-Dienstvorschrift 3 „Einheiten im Lösch- und Hilfeleistungseinsatz“ mit drei Strahlrohren auf. Vor allem für die Afrikaner bietet so die Leistungsspange auch das beste Training.

Ihre Auszeichnung erhalten die Jugendlichen unter großem Applaus am Freitagabend bei der großen Abschlussveran-staltung. Danach heißt es, Abschied nehmen von alten und neuen Freunden. Am nächsten Morgen leert sich direkt nach dem Frühstück der Zeltlagerplatz, noch einmal füllt sich die Fähre von Wyk nach Dagebüll mit hunderten Jugendlichen in orange-blauen Jacken. Mit vielen einzigartigen Erfahrungen geht es zurück ans Festland und für die meisten direkt in die Sommerferien.

Text: Christian Patzelt, Redakteur Feuerwehr-Magazin

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Jugendfeuerwehr Stellingen auf Spuren des 9/11

New York (USA)/Hamburg – Am 11.09.2001 zerstörten Terroristen die beiden Türme des World Trade Centers in New York. Über 2.600 Menschen starben. Am Ground Zero, dem Ort der Tragödie, bekommt man als Besucher ein mulmiges Gefühl. Das haben auch die Jugendfeuerwehrleute aus Hamburg-Stellingen 9 Jahre später  live erlebt.

Großbaustelle am Ground Zero. Foto: JF StellingenBereits zum zweiten Mal war die Jugendgruppe in diesem Sommer in New York bei ihrer Partnerwehr aus Mineola. Durch ihren Kameraden Scott Strauss hat das Mineola Fire Departement einen besonderen Bezug zu den Terroranschlägen. Er war an der Rettung der beiden Polizisten John McLoughlin und Will Jimeno beteiligt, bekannt durch den Kinofilm “World Trade Center”. Dieser persönliche Kontakt ermöglichte den Hamburger Jugendfeuerwehrleuten eine Besichtigung des Ground Zero.

Ein Kreuz aus Stahlträgern. Foto: JF Stellingen“Ich habe Gänsehaut bekommen, genauso wie vor neun Jahren bei den Live-Bildern vom Fernseher”, erzählt Jugendfeuerwehrwart Michael Schüller. “Es herrscht am Ground Zero eine bedrückende Stimmung. Für mich ist dieser Ort eine Art Ruhestätte. Man denkt unweigerlich an die vielen Menschen, die dort zu Tode kamen.” Doch so ruhig ist es nicht. Die Bauarbeiten für die Gedenkstätte und die neuen Gebäude des World Trade Centers sind im vollen Gange.

Scott Strauss zeigte den Mädchen und Jungen auch originale Glasscherben der “Zwillingstürme” und ein kleines Kreuz aus Stahlträgern, dass ihm Will Jimeno nach seiner Rettung geschenkt hatte. “Das war sehr bewegend”, betonte Schüller.

Beim Besuch der New Yorker Fire-Station 10 berichtete einer der Feuerwehrmänner den Jugendlichen von seinen Erlebnissen rund um den Einsturz des World Trade Centers. Die Wache liegt nur wenige Meter vom Ground Zero entfernt. Sechs Kräfte aus dem Löschzug kehrten nicht aus dem Einsatz am 11. September 2001 zurück. Dementsprechend emotionale fiel der Augenzeugenbericht aus.

Gruppenfoto vor dem Weißen Haus. Foto: JF StellingenAber die Stellinger waren bei ihrer zweiten USA-Reise nicht nur auf den Spuren des Terrors. In New York besuchten sie auch die Freiheitsstatue, das Rockefeller Center und den Times Square. Zwei Tage reisten sie nach Washington D.C. Dort konnten sie das Kapitol, den Sitz des Kongresses der Vereinigten Staaten, besichtigen. Der Atem stockte den Hamburgern, als sie zum Weißen Haus kamen. Plötzlich landete der Helikopter Marine One auf dem Rasen davor. Aus der Entfernung sah die deutsche Gruppe, wie US-Präsident Barack Obama ausstieg.

In Mineola verbrachten die Jugendlichen die meiste Zeit. Fast schon traditionell übten die beiden Partnergruppen auch mit der Feuerwehrtechnik. Gemeinsame Abendveranstaltungen dienten zum Austausch von Gastgeschenken und weiteren Planungen. Denn es geht weiter: im Jahr 2011 steht wieder der Gegenbesuch der New Yorker Gruppe in Hamburg an.

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