Kirchberg an der Jagst (BW) – Durch den Brand eines Landhandels mit Düngemittellager in Kirchberg an der Jagst (Kreis Schwäbisch Hall) am 22. August 2015 floss kontaminiertes Löschwasser der Feuerwehr in die Jagst. Auf einer Länge von 100 Kilometern starben in den folgenden Tagen tonnenweise Fische. Wir berichteten ausführlich im Feuerwehr-Magazin 1/2017 über den tagelangen Einsatz. Jetzt muss der Eigentümer 200.000 Euro und die Stadt Kirchberg 30.000 Euro Schadenersatz zahlen.
Tagelang hatten hunderte Feuerwehrleute und Mitglieder des THW versucht, Sauerstoff in den Fluss zu pumpen. Doch sie konnten das massenhafte Fischsterben nicht verhindern. 22 Fischereiberechtigte der Jagst erlitten dadurch Schaden. Sie forderten in einem Zivilrechtsstreit vor dem Landgericht Ellwangen Schadenersatz vom Eigentümer der Mühle.
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“Der Rechtsstreit wurde nun durch einen gerichtlichen Vergleich beigelegt”, schreibt das Landgericht in einer Pressemitteilung. “Der Eigentümer des ehemaligen Mühlengeländes zahlt an die Fischereiberechtigten 200.000 Euro, die Stadt Kirchberg weitere 30.000 Euro.”
Nach dem Einsatz war die Feuerwehr selbst ins Visier der Kritiker und Ursachenermittler geraten. Ein Dichtkissen, mit dem der Überlaufkanal abgedichtet worden war, hatte vorübergehend versagt. So war das Löschwasser in den Fluss gelangt.
Kritik an Feuerwehr nicht gerecht!
Die beim Großbrand in der Lobenhäuser Mühle eingesetzten Feuerwehren haben ihren Job gut gemacht. Trotz des heftigen Feuers sind der größte Teil des Betriebs und das Hauptgebäude gerettet worden. Der Einsatzleiter hat die richtigen Entscheidungen getroffen. Ohne die Anforderung des Gerätewagens Gefahrgut und die Abdichtung des Überlaufkanals wäre eine noch weitaus größere Menge des kontaminierten Löschwassers in die Jagst geflossen. Doch die Technik des Abdichtens hat für einige Minuten nicht richtig funktioniert.
Aber: Jahrelang vor und tagelang nach dem Großbrand haben die Aufsichts- und Entscheidungsämter versagt. So nahe an einem der wertvollsten und empfindlichsten Flussbiotope Deutschlands hätten nie solche Mengen an brandfördernden und vor allem wassergefährdenden Stoffen gelagert werden dürfen. Das Krisenmanagement auf Landkreis- und Landesebene hat in der Erstphase an diesem Wochenende ebenfalls nicht funktioniert. Viel schneller hätten Maßnahmen ergriffen werden können, um ein Ausbreiten dieser Katastrophe zu verhindern. Dass die Feuerwehr in den Fokus der Ermittlungen geraten ist, wirkt gegenüber den Ehrenamtlichen unfair und wie ein Versuch, den sprichwörtlichen Sündenbock zu finden. Das ist nicht gerade motivierend für den freiwilligen Feuerwehrdienst.
Ein Kommentar von Heino Schütte, Baden-Württemberg-Korrespondent