Erlebnisse von der Autobahn

Schonungsloser Wahnsinn

Erfolgsautor Martin Meyer-Pyritz ist zurück. In “Der Tod rast mit” berichtet er vom täglichen Wahnsinn auf deutschen Autobahnen. Und wie zu erwarten, fesselt Meyer-Pyritz von Beginn an. Bereits der Einstieg hat es in sich.

Der Tod rast mit

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Der ehemalige Düsseldorfer Zugwachen-Dienstgruppenleiter berichtet von einem brennenden Pkw auf der Autobahn. Noch am Anfang seiner Laufbahn stehend, soll er für die Sicherheit seiner Kollegen sorgen und schwenkt eine rot-weiße Flagge am Straßenrand, um herannahende Verkehrsteilnehmer auf die Gefahrensituation aufmerksam zu machen.

Doch was dann passiert, gräbt sich für immer in das Gedächtnis des Feuerwehrmanns ein. Denn der Fahrer des brennenden und – wie sich später herausstellt – gestohlenen Pkw türmt plötzlich vor einer Streifenwagenbesatzung. Dabei wählt er den Weg über die Fahrbahn. Und genau das wird ihm zum Verhängnis. Ein Pkw erfasst ihn und wirbelt den Flüchtigen durch die Luft. Nur wenige Meter von Meyer-Pyritz entfernt, schlägt er auf dem Asphalt auf und ist tot.

Die Ausführungen sind nichts für schwache Nerven, die Erlebnisberichte fesseln einen geradezu. Während man gebannt Seite für Seite des im Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag erschienenen Buches verschlingt und auf einen positiven Ausgang einzelner Geschichten hofft, wird einem immer wieder klar, dass das Leben – wie der Titel des Werks schon vermuten lässt – nicht immer ein “Happy End” parat hat.

Besonders deutlich wird dies bei Lkw-Fahrer Felipe, der mit seinem Laster ohne eigene Schuld den Wohnwagen einer Familie rammt. Dramaturgisch zieht Meyer-Pyritz sämtliche Register und baut die Geschichte bis zu dem Unfall behutsam auf. Er beschreibt sowohl die Fahrt des übernächtigten spanischen Lkw-Fahrers als auch die Urlaubsfahrt einer Familie mit ihrem Wohnwagengespann. Der Autor lässt den Leser an dem Gespräch der Eltern teilhaben, die sich auf der Autobahn fragen, ob sie vor Fahrtantritt die Wohnwagentür abgeschlossen haben. Denn im Camping-Anhänger befinden sich die beiden spielenden Kinder der Familie.

Als Leser hat man zu diesem Zeitpunkt längst auf der freien Rückbank direkt hinter den Eltern Platz genommen und ahnt, was jetzt kommt. Zwar hofft man bis zuletzt, dass einen das Ende der Geschichte aufatmen lässt. Doch daraus wird nichts: Als sich die Tür des Wohnwagens während der Fahrt plötzlich öffnet und die Eltern den Kopf eines der Kinder im Seitenspiegel erblicken, überkommt sie Panik. Der Versuch, auf dem Seitenstreifen der Autobahn anzuhalten, hat dann fatale Folgen.

Text: Sebastian Runnebaum

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