Wittmannsdorf (BB) – Herren im eigenen Haus: Um innerhalb der Kommune einen einheitlichen hohen Ausbildungsstand zu gewährleisten, errichtete die Feuerwehr Märkische Heide in Eigenleistung eine Übungsanlage in Wittmannsdorf (Kreis Dahme-Spreewald). Hier findet regelmäßig eine umfangreiche und fundierte Stationsausbildung für die 16 Ortswehren sowie Nachbargemeinden statt.
Die im 350-Einwohner-Ort gelegene Übungsanlage besteht aus sechs neben- und übereinander gestapelten stählernen Containern. Sie umfasst zirka 130 Quadratmeter Fläche, verteilt über zwei Etagen. Ein simulierter Wohnungsbrand kann hier beispielsweise geübt werden. Neben einem Hausflur stehen, über eine Stahltreppe von zwölf Stufen miteinander verbunden, Schlaf- und Wohnzimmer bereit.
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Die Anlage bietet außerdem Übungsmöglichkeiten für Strahlrohr-Training, ein effizienteres Schlauchmanagement, das Setzen eines mobilen Rauchverschlusses und die gewaltsame Türöffnung mit Halligan-Tool oder Feuerwehraxt. Auch der 7 Quadratmeter große Balkon wird eingebunden, etwa für die Menschenrettung per Steck- oder Schiebleiter. Für den Aufbau einer Löschwasserentnahmestelle an einem offenen Gewässer gibt es einen 20-Kubikmeter-Löschtteich. Eine Fläche für Übungen der Technischen Hilfe liegt direkt neben der Anlage.
Taktiktraining als Ansatz
Das Integrieren von feststoffbefeuertem Realfeuer ist bautechnisch nicht zulässig. Daher simuliert wasserdichte LED-Technik die Flammen bei den Übungen zur Brandbekämpfung. „Unser Ansatz ist ja nicht die Heißgewöhnung, sondern das Taktiktraining. Dafür bieten wir diverse Stationen auf. Auch große, komplexe Einsatzszenarien können wir darstellen“, berichtet Sebastian Nimtz, Ortswehrführer der FF Witzmannsdorf und hauptverantwortlich für den Bau der Anlage. Die Übungszenarien werden dann unter Bedingungen abgearbeitet wie im echten Einsatz: Ausgabe eines Alarmstichworts, Anfahrt, vor Ort Erkundung der Lage. Da kann es sich beispielsweise um einen Vermissten im Erdgeschoss oder auch um eine Person auf dem Balkon handeln. Dann Aufbau der Wasserversorgung, Durchführen des Innenangriffs, Menschenrettung. „Wir können den Schwierigkeitsgrad anpassen: für Wehren, die vielleicht Aktive aus der BF dabeihaben, bis zu Ehrenamtlichen, deren Truppmann-Lehrgänge noch nicht lange zurückliegen“, ergänzt Borch.
Soll als Angriffstrupp das Absuchen geübt werden, sorgt eine Nebelmaschine für annähernd Nullsicht. Eine Grundfläche von 130 Quadratmetern inklusive Etagenwechsel stelle durchaus weniger Geübte vor Herausforderungen, was Schlauchmanagement und taktisches Vorgehen betreffe. „Viele können das verständlicherweise nicht direkt bei sich im Feuerwehrhaus oder nebenan trainieren“, erklärt Nimtz.
Vom Dach der Anlage, in 5 Meter Höhe, übten die Feuerwehrleute eine Zeit lang die Absturzsicherung ein. Der gepflasterte Platz davor bietet Möglichkeiten für TH-Lagen. Über einen 4 Meter tiefen Schacht aus Brunnenringen (Durchmesser 1,5 Meter) ist eine Schachtrettung darstellbar.
Zahlen und Fakten
Bauzeitraum: seit 2015, seither ständige Erweiterung
Arbeitszeitaufwand: bisher rund 2.000 h
Offizielle Inbetriebnahme: November 2019
Grundfläche Anlage: 130 m2 über zwei Etagen, inklusive Balkon (7 m2)
Grundstücksgröße: 2.200 m²
Übungsmöglichkeiten: Szenarien wie Zimmer- und Wohnungsbrand, Training mit Strahlrohr, Schlauchmanagement, Verhalten im Brandraum, Suchtechnik, Setzen mobiler Rauchverschluss, gewaltsame Türöffnung, Personenrettung per Steck- oder Schiebleiter, Aufbau Löschwasserentnahme offenes Gewässer über vorhandenen Teich (20 m3), Schachtrettung aus Brunnen
Gesamtkosten: zirka 35.000 Euro Materialkosten
Finanzierung: Eigenmittel plus Unterstützung durch Sponsoren
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