Offenbach (HE) – Der Klimawandel und seine Folgen sind spätestens nach den jüngsten Unwetterereignissen in Deutschland in aller Munde. Laut einer Studie der Strategischen Behördenallianz ist davon auszugehen, dass besonders lokale Stark- und Dauerregenereignisse zukünftig noch häufiger auftreten werden. Die Ausarbeitung weist der Verbesserung im Umgang mit Extremwettereignissen in Deutschland eine hohe Dringlichkeit zu und fordert diverse Maßnahmen.
Die fortschreitende Erwärmung der Erdatmosphäre führe zu spürbaren Wetterveränderungen. Extremwetterereignisse treten immer häufiger auf. Aber auch die Form der Unwetter ändern sich. Statt großflächigem Dauerregen soll es häufiger kleinräumigen Starkregen geben.
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Außerdem wird erwartet, dass kurzer extremer Starkregen deutlich großflächiger und etwas intensiver werden. Dies sind die wichtigsten Ergebnisse eines Projektes, das im Rahmen der Strategischen Behördenallianz “Anpassung an den Klimawandel” in der Zentrale des Deutschen Wetterdienstes in Offenbach vorgestellt wurde.
Niederschlag aus fast 20 Jahren ausgewertet
Klimaprojektionen deuten demnach darauf hin, dass sich die Zahl von Extremwetterereignissen durch den globalen Klimawandel in Zukunft noch weiter erhöhen könnte und diese intensiver werden.
Um hierzu valide und fundierte Erkenntnisse zu gewinnen, wurden in dem Projekt “Klassifikation meteorologischer Extremereignisse zur Risikovorsorge gegenüber Starkregen für den Bevölkerungsschutz und die Stadtentwicklung (KlamEx)” die Niederschlagsdaten von 2001 bis 2020 analysiert. An dem Projekt KlamEx beteiligten sich das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), die Bundesanstalt Technische Hilfswerk (THW) und der Deutsche Wetterdienst (DWD).
Wichtigste Ergebnisse: In einer wärmeren Umgebung fällt der Niederschlag häufiger als kleinräumiger Starkregen, als in Form eines großflächigen Dauerregens. Diese – bislang in der Fachliteratur nur als Hypothese formulierte – Änderung der Niederschlagscharakteristik konnte erstmals direkt anhand der Daten gezeigt werden.
Die Ergebnisse deuten weiterhin darauf hin, dass die extremen Starkregen kurzer Dauer – typischerweise lokale Gewitter – mit steigenden Temperaturen deutlich großflächiger und etwas intensiver werden, was zu einem höheren Gesamtniederschlag der Ereignisse – summiert über die Dauer und Fläche – und einer potenziell höheren Schadwirkung führt.
KlamEx hat auch gezeigt: Die konkrete Gefahr durch Starkregen ist dabei entscheidend von den örtlichen Gegebenheiten abhängig, denn nicht jedes über einem besiedelten Gebiet auftretende Ereignis löst an sich auch Schäden und daraus folgende Einsätze aus. Einsatzorte der Feuerwehren liegen demnach signifikant häufiger in Senken sowie an Orten mit einem hohen Maß an Besiedelung und Flächenversiegelung.
Einheitliches Lagebild fehlt
Das Projekt habe auch gezeigt, dass es in Deutschland kein einheitliches Lagebild zur Darstellung von Unwetterereignissen gibt. Laut einer Befragung von 182 Kommunen aus zehn Bundesländern, verwendet rund jede fünfte der teilnehmenden Einrichtungen ein anderes Eingabesystem. Die Mehrbelastung des Bevölkerungsschutzsystems kann so nicht sichtbar gemacht werden und es mangelt somit an Auswertungsmöglichkeiten.
Folgen von Extremwetter abfedern
Neben Klimaschutzmaßnahmen, die einen weiteren Temperaturanstieg begrenzen, müssen die Folgen von extremen Wetterereignissen “abgefeder” werden, so Tobias Fuchs, DWD-Vorstand Klima und Umwelt. Hierzu muss eine entsprechende Infrastruktur aufgebaut werden.
Das BBK arbeite hierzu bereits an einem Neuausrichtungskonzept. Dies beinhalte die Förderung der meist ehrenamtlichen Einsatzkräfte und das Unterstützungsangebot an Länder, Kommunen und Hilfsorganisationen in Bereichen der Notfallplanung, Ausstattung, der Netzwerkbildung und der Ausbildung.