In den Bundesländern Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern sorgte eine Sturmflut für schwere Überschwemmungen von Häusern und Straßen, schwere Zerstörungen sowie eine Tote. Während von Freitagnachmittag bis Samstagmorgen in der Ostsee Rekordwasserstände gemessen werden konnten, war dasselbe Phänomen in der Nordsee für die niedrigsten Pegelstände seit Jahrzehnten verantwortlich. Einsatzkräfte von Feuerwehr und THW mussten zu tausenden wetterbedingten Einsätzen ausrücken.
Wie der Landesfeuerwehrverband Schleswig-Holstein mitteilt, verursachte das Hochwasser erhebliche Schäden: Unzählige Bäume stürzten um, ganze Straßenzüge konnten zeitweise nicht befahren werden, zahlreiche Fähren zu nord- ostfriesischen Inseln mussten ihren Betrieb einstellen, in Häfen vertäute Boote wurden zerstört. Rund 2.000 Menschen, unter anderem aus Eckernförde, Schleswig und Brodersby, mussten evakuiert werden. In Flensburg lag der Wasserstand zum höchsten Zeitpunkt gegen Mitternacht bei 2,27 Meter über dem Normalpegel – ein Rekordwert, der zuletzt vor 120 Jahren erreicht worden ist. Einsatzkräfte stapelten zehntausende Sandsäcke und Big Bags, um die Wassermassen notdürftig abzuhalten.
Anzeige
Auf der Insel Fehmarn starb eine 33-jährige Frau, als ein umstürzender Baum ihr Auto traf. Die Sturmflut beschädigte im nördlichsten Bundesland viele Deiche, drei davon brachen. Alleine 400 Personen mussten deshalb in Maasholm (Kreis Schleswig-Flensburg) ihre Häuser verlassen. Der Kreis Rendsburg-Eckernförde löste am Freitagabend den Katastrophenalarm aus, der am Samstagmittag wieder beendet werden konnte. In Kiel-Schilksee wurden mehrere Strandkörbe ins Wasser gezogen. Im dortigen Olympiahafen sanken mehr als 35 Boote, viele weitere wurden beschädigt. Auch am Hafen selbst, so meldet das Nachrichte-Magazin Brisant, seien erhebliche Schäden verursacht worden.
Ralf Kirchhoff, Leiter des Stabes Katastrophenschutz im Innenministerium Schleswig-Holstein, rechnete nach der Sturmflut mit einem Hochwasserschaden in dreistelliger Millionenhöhe, wie er gegenüber der dpa sagte. Mehr als 1.500 wetterbedingte Einsätze verzeichneten die Leitstellen für die Feuerwehren insgesamt. Ab Samstagmorgen beruhigte sich die Lage, die Schäden wurden sichtbar und das Aufräumen konnte beginnen.
Millionenschäden auch in MV
Wie die Ostsee-Zeitung berichtet, rechnen auch die Verantwortlichen in Mecklenburg-Vorpommern mit hohen Millionenschäden. In Wismar überschwemmte das Hochwasser Straßenzüge und Parkplätze. Auch in Warnemünde stieg das Wasser deutlich an. An vielen Stränden spülte die Sturmflut große Teile des Sandes weg. Zwischen Stralsund und Greifswald verursachte die Sturmflut Schäden an den Fähranlagen und den im Hafen liegenden Schiffen. An der Promenade in Sassnitz auf Rügen sowie in der Gemeinde Wieck auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst brach ein rund 30 Meter langer Hinterlanddeich: Es drohten, Häuser überflutet zu werden, Rinder verendeten in den Wassermassen.
Das Blatt zitiert den für den Küstenschutz zuständigen Minister Till Backhaus (SPD) mit den Worten: „Wir haben großes Glück gehabt. Zwar gibt es Schäden an unseren Küstenschutzanlagen, sie haben aber voll ihre Funktion erfüllt. Wir haben keine Menschenleben zu beklagen, keine Verletzten und keine Kapitalwerte verloren. Das ist das Wichtigste.“
Wie der Deutsche Wetterdienst berichtet, waren starke Luftdruckunterschiede zwischen einem Tief über Westeuropa und einem ausgeprägten Hoch über Skandinavien ursächlich für den Sturm und damit einhergehend eine der stärksten Sturmfluten seit Jahrzehnten.