CDU, SPD und Grüne drehen den Geldhahn zu

Tauchergruppe der FF Ratzeburg muss Betrieb einstellen

Ratzeburg (SH) – Mit einem knappen 6:5-Beschluss hat der Finanzausschuss der Stadt Ratzeburg jetzt das endgültige Aus für die Tauchergruppe der Freiwilligen Feuerwehr besiegelt. CDU, SPD und Grüne stimmten für den Auflösungsantrag, die Freie Ratzeburger Wählergemeinschaft (FRW) und die FDP dagegen. „Am 31. Dezember ist Schluss“, berichtet Kristian Koß, der Leiter der Sondereinheit, verbittert. „Mal gucken, wie alles weitergeht, ob sich die Stadt da vielleicht keinen Gefallen getan hat“, sagt sein Stellvertreter Sven Martens.

Weil am Ratzeburger See inzwischen die DLRG für die Wasserrettung zuständig ist, wird die Stadt Ratzeburg die Tauchergruppe der Feuerwehr zum Jahresende auflösen. Das wurde jetzt beschlossen. Foto: Jann

Hintergrund der Entscheidung: Seit 2021 liegt die Zuständigkeit für die Wasserrettung in Ratzeburg bei der DLRG. Der frühere Bürgermeister Rainer Voß und sein Nachfolger Eckhard Graf sahen beide keine Notwendigkeit, für den Erhalt der Tauchergruppe der Feuerwehr in die Bresche zu springen. Außerdem standen größere Investitionen bei den Feuerwehrtauchern an. Das Boot und der Gerätewagen Taucher waren in die Jahre gekommen und hätten ersatzbeschafft werden müssen. Und selbst ohne diese Investitionen “kostete” die Tauchergruppe die Stadt jährlich rund 25.000 Euro (Aus- und Fortbildung, Untersuchungen, den Unterhalt der Geräte). Diese Summe für eine freiwillige Leistung sollte eingespart werden, hieß es bereits in einer Beschlussvorlage aus dem Jahr 2021. Außerdem wurde angeführt, dass die von den Tauchern belegte Fläche (130 Quadratmeter Raumgewinn und ein Stellplatz) im Feuerwehrhaus für anderen Zwecke benötigt würde.    

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Jahrelang kämpfte die Feuerwehr für den Erhalt der aktuell neun Taucher und insgesamt über 20 Personen starken Einheit. Letztlich vergeblich. Die FRW hatte zuletzt noch einen Antrag gestellt, der Feuerwehr über den städtischen Haushalt zumindest 15.000 Euro im Jahr als eine finanzielle Basis bereit zu stellen. Damit könne die Einheit weiterhin aufrechterhalten werden und etwa für Bergungsaufgaben auch überörtlich alarmiert werden. Das war in der Vergangenheit regelmäßig der Fall. Aber auch das wurde von der Mehrheit abgelehnt. „Das ist gegenüber dem Ehrenamt absolut enttäuschend. Die Feuerwehr hatte die Wasserrettung ja 1994 erst auf Wunsch der Stadt übernommen“, erklärt Jürgen Hentschel, Vorsitzender der FRW.

“Manchmal muss man auch hart sein”

Marion Wisbar (CDU) tut es um die Entscheidung nicht leid. „Man muss auch mal hart sein“, argumentiert sie. Und: „Der Kreis ist ja für den Ratzeburger See zuständig.“ Das war er wohl auch 1994, dennoch hatte es damals einen tödlichen Badeunfall und keine adäquate Hilfe gegeben. Daraufhin stieg die Feuerwehr in das Tauchwesen ein, baute eine hoch motivierte und bestens ausgebildete Sondereinheit auf. Mehr als Frauen und Männer engagieren sich bisher zusätzlich zum normalen Feuerwehrdienst auch in der Wasserrettungsgruppe.

Nun steht die Truppe vor dem Aus. Die SPD rechtfertigt in einem Facebook-Post die Entscheidung, will auf Nachfrage nichts sagen. „Der Hauptgrund für die Entscheidung, über die zuvor im Finanzausschuss über mehrere Jahre immer wieder diskutiert worden ist, war, dass es sich an dieser Stelle um eine freiwillige Aufgabe der Feuerwehr handelt, die in einem defizitären Haushalt mittelfristig nicht mehr mit gutem Gewissen finanzierbar war“, schreiben die Sozialdemokraten. In einem früheren Post von Oktober teilen sie noch mit, sie hätten sich während der Ausbildung über die Tauchergruppe aus erster Hand informiert und „wichtige Erkenntnisse“ für die Entscheidung mitgenommen. „Es gab keine Änderung für unsere Auffassung“, sagt SPD-Fraktionschef Uwe Martens nun dazu.

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„Die Taucher der Feuerwehr sind nicht Teil der Wasserrettung und haben somit keinen Auftrag Menschenleben zu retten und damit eben keine sicherheitsrelevanten Aufgaben“, teilt die SPD mit. Und, so Martens, er möchte nicht vergessen, den Feuerwehrleuten für ihren „großartigen Einsatz für unsere tolle Stadt“ zu danken. Doch davon will man bei der Feuerwehr gerade nichts hören. „Die Gefühle kochen gerade hoch“, gibt Koß zu. Es sei nicht absehbar, wie sich die Mannschaft nach dem beschlossenen Aus verhalten werde.

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Das ist typisches Handeln kommunaler Politiker
    gespart wird immer bei den falschen wenn ich lese was für jährliche kosten da zusammen kommen ist es ein Witz diese Sondereinheit nicht weiter zu unterstützen. Man sieht was ein Menschenleben wert ist in den Augen der sogenannten Politik. Was ist wenn ein Mensch dadurch stirbt, dann wird wieder gejammert ” muss es erst soweit kommen das die Politik aufwacht?
    Sollten Ihre sitzungsgelder und Zulagen lieber solchen Gruppen spenden als Einheiten zu schließen! Das Wort ehrenamtlich kennen die Politiker leider nicht mehr

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  2. Hallo, das die Feuerwehrtaucher auch noch DLRG reingeht,geht zwar.

    Aber wenn beides gebraucht wird, wir es Schwierig.

    Was wird meist du erst alarmiert?

    Dann kommt du nicht mehr weg, die an der EST tauschen, ist nicht.

    Viele Grüße

    Uwe Wöllenstein

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  3. Letztendlich ist es eine Frage des Bedarfs: Rechtfertigt das Einsatzaufkommen den Unterhalt einer Tauchergruppe und wer kann dieses Aufgabenfeld zuverlässig bedienen? In Ratzeburg hat sich die Politik jetzt für die DLRG entschieden und dieser damit gleichzeitig eine Bürde aufgedrückt: Die DLRG muss jetzt für lange Zeit die Einsatzbereitschaft sicherstellen, was in Zeiten demorafischer Umwältzungen keine leichte Aufgabe ist.

    Ich bin Feuerwehrtaucher und bei uns ist es umgekehrt: Schon seit vielen Jahren kommt kein DLRG-Taucher mehr zu Einsätzen obwohl sie immer noch mitalarmiert werden.

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  4. Danke für diesen sachlichen Kommentar. Wir als Ratzeburger SPD-Fraktion werben schon seit Jahren dafür, dass die Feuerwehrtaucher künftig unter dem Dach der DLRG ohne Aufgabe ihrer Feuerwehridentität ihre Kenntnisse und Fähigkeiten einbringen. Damit würde man dem Anspruch der Feuerwehrtaucher gerecht werden, vor allem weil sie wieder in die Wasserrettung vom Wasser her eingebunden wären, und es gäbe keine Doppelstrukturen mehr (die in der jüngsten Vergangenheit leider schon dafür gesorgt haben, dass in einem Alarmierungsfall die DLRG nicht alarmiert wurde). Darüber hinaus wäre die Schlagkraft derjenigen, die sich mit der Wasserrettung in Ratzeburg beschäftigen, eindeutig gestärkt! Uwe Martens, Vorsitzender der SPD-Fraktion in der Ratzeburger Stadtvertretung

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  5. Man kann das ganze auch sachlich betrachten. Die DLRG ist für die Wasserrettung zuständig und hat selbst eine Tauchgruppe, der 19 gut ausgebildete Taucher angehören. Die Tauchergruppe der Feuerwehr führt schon länger keine Wasserrettung durch und wurde auch aus dem Alarmierungsplan herausgenommen. Die Einstellung der Tauchergruppe wird also keine Auswirkungen auf die Sicherheit der Bürger haben.

    Das die Feuerwehrleute verärgert sind, kann ich verstehen. Haben Sie doch viel Zeit in ihre Ausbildung gesteckt. Die DRLG ist auch eine ehrenamtliche Organisation. Spricht was dagegen, sich als Taucher dort zu engagieren?

    Übrigens: Entschieden würde die Einstellung von der Ratzeburger Stadtvertretung. Das ist auch ein Ehrenamt. Dort bekommt niemand irgendwelche Diäten.

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  6. Ich arbeite noch im Hauptamt und bin auch im Ehrenamt. Es erschüttert einen wenn man sieht, wie wenig die Politik diese Ämter wertzuschätzen weiß. Deutschland meint im Moment die ganze Welt retten zu müssen, aber für das eigene Volk, dass dafür arbeiten geht und wovon die Politiker bezahlt werden, ist kein Geld mehr da. Dazu die ständigen Diätenerhögungen, bei denen Geld keine Rolle mehr spielt….

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  7. Hallo liebe Kameraden, ich war selber 32 Jahre bei der freiwilligen Feuerwehr,da spiegelt sich wieder wie mit dem Ehrenamt umgegangen wird und wie es um Deutschland bestellt ist für die Sicherheit der Bürger bleibt kein Geld mehr übrig,mein Vorschlag wäre die Diäten der Palamentaria un die Hälfte zu kürzen so hätten wir wieder Gelder für das Ährenamt.

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