Erlanger Forschungsprojekt geht in die entscheidende Phase

Waldbranderkennung mit Drohnen

Erlangen (BY) – Aktuell gibt es in Deutschland drei unterschiedliche Systeme, um Waldbrände aufzuspüren. In Niedersachsen und Bayern werden die Flächen aus Flugzeugen kontrolliert. In manchen Regionen können Türme von Beobachtern besetzt werden. Und in den östlichen Bundesländern haben festinstallierte Kamerasystem die Beobachter ersetzt. Wenn es nach Studierenden aus Erlangen geht, könnte demnächst eine vierte Alternative zur Verfügung stehen: die Waldbranderkennung mit Langstreckendrohnen.

So sieht er aus, der Prototyp der Langstreckendrohne des Evolonic-Teams aus Erlangen. Foto: Hegemann

9 Kilogramm wiegt das Fluggerät, inklusive Akku und Kamerasystem. Eine Stunde soll die Drohne damit in der Luft bleiben und rund 100 Kilometer zurücklegen können. Während des Flugs erfasst die Kamera mögliche Rauchsäulen und fliegt dann darauf zu. Über die integrierte Software wird das Feuer gemeldet und inklusive der Koordinaten auf einer Website dargestellt. “Die Feuerwehr kann dadurch die Brandstelle genau lokalisieren”, erklärt Tobias Raczok, einer der Verantwortlichen beim Forschungsprojekt Evolonic. Beteiligt an dem Projekt sind die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, das Fraunhofer-Institut für Integrierte Systeme und Bauelementetechnologie und die Feuerwehr Erlangen – als die wesentlichen Partner.

Anzeige

Eindeutige Lokalisierung von Brandstellen

Das System liefert bei Bedarf die Bilder in die Leitstellen. Dort können die Feuerwehrexperten prüfen, ob es wirklich brennt oder womöglich nur bei großer Trockenheit ein Getreidefeld mäht. “Wir verlieren also keine Zeit”, erklärt Erlangens Feuerwehrchef Friedhelm Weidinger. Auf der von den Studenten entwickelten Website können auch Wald- und Forstwege dargestellt werden. “Dank dieser Informationen können wir die ideale Anfahrtsroute wählen und weitere Zeit sparen”, ergänzt Birgit Süssner, Sachgebietsleiterin bei der Feuerwehr Erlangen.

Seit Juli überfliegt die Drohne Waldgebiete nahe Erlangen. Es ist der Start für die Erprobung der Langzeitstabilität des Systems. Angedacht ist, dass die Drohne zukünftig komplett autark agiert. Sie kehrt selbstständig zur Basis zurück, lädt auf und fliegt wieder los. Im September wird das System außerdem bei einem großen Waldbrandversuch in Sachsen-Anhalt eingesetzt werden. 

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (Zweiter von rechts) machte sich in Erlangen gestern selbst ein Bild von dem Projekt zur Waldbrandfrüherkennung und ließ sich die Langstreckendrohne erklären. Foto: Hegemann

Wie es dann weitergeht, hängt auch von der Finanzierung ab. Auf rund 500.000 Euro schätzten die Projektverantwortlichen gestern in Erlangen bei einer Pressekonferenz den Bedarf, um das System bis zur Marktreife weiterzuentwickeln. Der anwesende bayerische “Feuerwehr-Minister” Joachim Herrmann (seine offizielle Bezeichnung in der Staatsregierung Bayerns lautet Minister für Inneres, Sport und Integration) zeigte sich jedenfalls begeistert über die bisherige Arbeit an dem Projekt und sagte eine wohlwollende Prüfung und seine Unterstützung zu.

“Ein Drittel der Fläche Bayerns sind Wälder”, berichtete der Minister. “Für die Umwelt und das Klima haben die Wälder eine ungemeine Bedeutung. Die müssen wir schützen. Die Früherkennung von Bränden ist dabei das A und O. Und dabei kann dieses System eine wertvolle Hilfe sein.”       

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Da bin ich mal gespannt, ob das dann mit der Zulassung zum autarken fliegen klappt. Denn sie fliegt wohl in Höhen, in denen sich die Hubschrauber aufhalten.

    Auf diesen Kommentar antworten
  2. Wo startet und landet diese Drohne? Wer steuert sie? Wer wertet die Luftbilder aus? 1 Stunde Flugzeit ist für die Erstellung eines Lagebildes sicherlich ausreichend. Für eine Flächenüberwachung im Rahmen der Waldbranntfrüherkennung nicht. Wieviel Zeit geht dann mit der Landung, Akkuwechsel und Neustart verloren?

    Auf diesen Kommentar antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert