Bonn (NW) – Die Waldbrandstatistik für das Jahr 2021 könnte auf den ersten Blick Anlass zur Freude geben: Es gab in Deutschland deutlich weniger Waldbrände, zugleich verbrannte weniger Fläche. Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) geht von einem systematischen Erfolg aus. Doch ist das wirklich so einfach?
548 Waldbrände zählt das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL) in 2021, 1.360 waren es im Vorjahr. Auch die betroffene Fläche ist geringer. Von 367,66 Hektar in 2020 sank die Fläche auf 147,81 Hektar. Ein absoluter Tiefstand seit 2014.
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“Diese Entwicklung ist weiterhin dem Waldbrandschutzmanagement der zuständigen Landesbehörden zu verdanken: Waldbrände können früher entdeckt, schneller bekämpft und Schäden somit geringer gehalten werden”, teilte die BLE mit.
Nicht erwähnt wird in diesem Zusammenhang allerdings der mögliche Anteil des Wetters. 2021 war im Vergleich zu den herausragenden Waldbrandjahren 2018 und 2019 deutlich niederschlagsreicher. “Es gab zum Glück in Deutschland keine neuen Temperaturrekorde und für fast ganz Deutschland ausreichend Niederschlag”, wurde Tobias Fuchs, Klimavorstand des Deutschen Wetterdienstes (DWD), in einer Aussendung des DWD im Dezember 2021 zitiert. “So konnten sich vor allem unsere Wälder von der Trockenheit der drei vorangegangenen Jahre etwas erholen. Zugleich war 2021 aber auch das Jahr der schlimmsten Flutkatastrophe seit Jahrzehnten – ausgelöst durch großflächigen Dauerregen und Starkniederschläge.” Unter dem Strich sei das Jahr durchschnittlich nass gewesen.
Zusätzlich waren die Jahre 2020 und 2021 auch durch die Corona-Pandemie geprägt. Ob Lockdowns, Ausgangssperren und fehlende Zusammenkünfte (beispielsweise Festivals) die Zahlen möglicherweise auch teilweise beeinflusst haben können, müsste für eine gesicherte Antwort wissenschaftlich erforscht werden. Denn: Brandstiftung und fahrlässige Brandstiftung gehören zu den häufigsten ermittelbaren Ursachen von Waldbränden.
Sehr wahrscheinlich scheint hingegen schon jetzt, dass 2022 wieder mehr Fläche Waldbränden zum Opfer fällt. Die Redaktion von Focus Online hat ermittelt, dass bereits die bis zum 25. Juni 2022 betroffene Fläche schon 2.800 Hektar umfasse.
Die Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes (vfdb) äußerte sich in einer Mitteilung am 10. Juni besorgt: „In Deutschland sind trotz vieler Niederschläge in einigen Regionen die Bodentrockenheit und die Durchschnittstemperatur höher als normalerweise für das ausgehende Frühjahr zu erwarten wäre“, wird Waldbrandexperte Dr. Ulrich Cimolino zitiert. Cimolino wies mit Blick auf die Folgejahre zugleich auf eine vom Deutschen Wetterdienst verbreitete neue Prognose für Deutschland bis zum Jahr 2028 hin. Demnach würde regional eine bis zu einem Grad höhere Durchschnittstemperatur als bisher erwartet. “Das klingt recht wenig, erhöht aber die Brisanz der Vegetationsbrandlage sehr deutlich. Denn es ist unmöglich, dass sich die Vegetation oder auch nur der Waldbau in der Gefahrenvorbeugung in der Zeit darauf voll einstellen kann”, so Cimolino.