Flensburg (SH) – Im August 2014 verletzten sich 10 Feuerwehrleute bei der Explosion eines Pkw mit Flüssiggastank schwer, der Insasse kam ums Leben. Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) in Flensburg hat nach Untersuchungen jetzt (09.04.2015) eine öffentliche Warnung für das im Unfallfahrzeug verbaute Multiventil herausgegeben und empfiehlt dringend den Austausch noch vorhandener Ventile.
Nach einer Kollision mit einem Baum fing das Fahrzeug damals durch austretende Betriebsstoffe Feuer und explodierte kurze Zeit später. Untersuchungen der Dekra führten zu dem Ergebnis, dass der Tank ordnungsgemäß verbaut war. Allerdings funktionierte nach Dekra-Angaben das Multiventil der Firma BRC vom Typ Europa 1 nicht fehlerfrei, was den Tank zum explosionsartigen Bersten brachte. Das KBA hat in der Folge Tests am Europa 1 Multiventil durchgeführt. Dabei ist festgestellt worden, dass das Überdruckventil des Multiventils durch Alterung im Brandfall möglicherweise nicht ausreichend funktioniert.
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Bis 2007 ist das Multiventil vom Typ Europa 1 in Fahrzeugen verbaut worden. Danach erfolgte die Einführung des Modells Europa 2. Das KBA gab aufgrund der vorliegenden Testergebnisse eine öffentliche Warnung heraus und gibt an, dass Multiventile vom Typ 1 durch den Typ 2 ersetzt werden sollen.
Der Geschäftsführer des Landesfeuerwehrverbandes (LFV) Schleswig-Holstein, Volker Arp, gab gegenüber feuerwehrmagazin.de an, dass gerade diese Umrüstung ein Problem darstellen könne. Viele der Gastanks seien nachträglich in Fahrzeuge verbaut worden. Eine genaue Erfassung, wie viele Fahrzeuge momentan noch mit dem fehlerhaften Ventil ausgestattet sind, sei deswegen nicht möglich. Somit können auch die Fahrzeugeigentümer, wie bei Rückrufaktionen sonst üblich, nicht kontaktiert werden.
Zur Eigensicherung, aber auch zur Sicherung der Rettungskräfte drängt Arp darauf, dass sich Eigentümer von Fahrzeugen mit Gastank eigenverantwortlich darüber informieren, ob bei ihnen ein Austausch des Ventils notwendig ist. Der LFV wird die zu ihm gehörenden Feuerwehren auf die Nachricht hinweisen.
Gas Drive als Generalimporteur der BRC Multiventile für Deutschland gab in einer vorläufigen Stellungnahme bekannt, dass die Funktionsfähigkeit des Unfallventils durch einen Fremdkörper beeinträchtigt war. Gegenüber feuerwehrmagazin.de äußerte man sich verwundert über die erfolgte Meldung des KBA, da über die Tests und deren Randbedingungen nichts bekannt sei. Auch die Ventile vom Typ Europa 1 sind bei ihrer Einführung nach geltenden Richtlinien auf ihre Funktionsfähigkeit überprüft worden. Bisher seien keine Probleme bekannt. Dennoch wird das Unternehmen zur vorbeugenden Sicherheit die problematischen Ventile kostenfrei gegen das Nachfolgemodell ersetzen.