Schönefeld (BB) – Ein paar Telefonate, Absprachen, Tastaturklappern. Es herrscht die übliche geschäftige Routine in der Leitstelle der Flughafenfeuerwehr des Berlin Brandenburg Airport (BER). Drei Disponenten koordinieren an diesem Donnerstagmorgen die Alltagsaufgaben, auf den Monitoren zeigt sich die Betriebsamkeit auf dem gesamten Flughafengelände. Dann geht eine Feuerwehr-Anforderung ein. Die südliche der beiden Start- und Landebahnen soll anstelle der nördlichen in Betrieb genommen werden. Und zwar möglichst zügig.
Im Umland entschärfen Sprengmeister in Kürze eine Weltkriegsbombe, der Luftverkehr muss sicherheitshalber eine veränderte Anflugroute nutzen. Es gilt die großen Markierungskreuze aus Kunststoffplane, die den Piloten signalisieren, dass die Südbahn gesperrt ist, vom Asphalt zu räumen. Ebenso die darauf als Beschwerer liegenden Sandsäcke. Viele helfende Hände sind gefragt.
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Eigentlich keine Aufgabe für die Feuerwehr, doch in Corona-Zeiten ist alles anders. Weil in diesen Tagen aufgrund des reduzierten Flugverkehrs nur eine Start- und Landebahn benötigt wird, arbeiten auch weniger Kollegen des Bodenverkehrsdienstes. Die Besatzungen von zwei Hilfeleistungs-Löschgruppenfahrzeugen (HLF) der Wachen Nord und West sollen aushelfen, so der Plan. Noch während ein Disponent den Einsatz anlegt, klingelt wieder die hausinterne 112-Leitung. „Der Notruf der Feuerwehr!“, meldet sich ein Kollege. An der Sicherheitskontrolle des Terminals 1 klagt eine Frau über Kreislaufprobleme. Nahezu gleichzeitig der nächste Anruf: Ersthelfer berichten über eine Verletzte am Bahnsteig an Gleis 3 des Regional- und Fernbahnhofes. Plötzlich herrscht eine konzentrierte Anspannung an allen Plätzen: Abfrage des Meldebildes, Kommunikation mit der Regionalleitstelle Lausitz in Cottbus, Alarmdurchsage, Funkverkehr.
Kurz darauf fährt die Besatzung des HLF der Wache Ost mit Sondersignal über das Vorfeld, die Kollegen des Kleinlöschfahrzeuges (KLF) eilen zeitgleich zum Passagierterminal – als qualifizierte Ersthelfer. Alle Feuerwehrleute sind mindestens Sanitäter, viele auch Rettungsassistenten oder Notfallsanitäter. Die Rettungswagenbesatzungen alarmieren die Cottbusser Kollegen, die RTW kommen von der Rettungswache der Johanniter Unfallhilfe. Hintergrund: Der im Oktober 2020 eröffnete, länderübergreifende Flughafen ist zwar offiziell auch der Berliner Airport. Geografisch befindet er sich aber im brandenburgischen Schönefeld im Landkreis Dahme-Spreewald. Und der zeichnet für den Rettungsdienst verantwortlich.
Dass die Wehr nun First Responder- statt so wie früher in Tegel selbst Rettungswagen-Einsätze fährt, ist nur eins der Beispiele, wie sehr sich viele Dinge für die Berliner Flughafenfeuerwehr verändert haben. Obwohl Personal, Fahrzeuge und Gerät zu großen Teilen von den bisherigen Flughäfen Tegel und Schönefeld stammen, ist die Wehr des BER nicht einfach nur um- oder zusammengezogen. Es ist auf gewisse Weise eine neue Werkfeuerwehr entstanden. (Auszug aus der Reportage über die Flughafenfeuerwehr des Berlin Brandenburg Airport im neuen Feuerwehr-Magazin 4/2022)