Wittlich (RP) – In den 1980er und 1990er Jahren gab es einen regelrechten Boom an Vorausrüstwagen in Deutschland. Doch die Notwendigkeit der VRW wird inzwischen vielerorts angezweifelt. Und so schrumpft deren Zahl kontinuierlich. In Wittlich (Kreis Bernkastel-Wittlich) hat sich das Konzept allerdings absolut bewährt. Und so wird dieser Tage eine echte VRW-Legende durch einen VW T6 ersetzt. Wir haben uns den Chevrolet Suburban noch einmal angesehen.
Seit 1977 setzt die FF Wittlich für die Unfallrettung Vorausrüstwagen ein. Als Basis für den ersten VRW diente ein Ford Granada Kombi. Der 3-Liter-Benzinmotor leistete 136 PS. Martin Schmidt, der stellvertretende Wehrleiter: „Für damalige Verhältnisse war das ein Rennwagen.“ Musste er auch sein, schließlich sind die Wittlicher für rund 30 Kilometer der Autobahnen 1 und 60 zuständig. Außerdem verlaufen die Bundesstraßen 49 und 50 durch das Stadtgebiet.
Anzeige
Frühzeitig hydraulisches Rettungsgerät beschafft
1973 beschafften die ersten Feuerwehren in Deutschland hydraulisches Rettungsgerät. Die FF Wittlich zog ein Jahr später nach. „Wir gehören damit zu den Pionieren“, erklärt Wittlichs Wehrleiter Christian Vollmer. Der Spreizer von Hurst samt der Hydraulikpumpe kam auf den Ford. Für Schneidarbeiten konnte darauf ein spezieller Aufsatz angebracht werden. Zur Beladung des Granadas gehörten außerdem ein Stromaggregat, ein Stativ mit zwei Strahlern, ein Pulverlöscher und Material für die Verkehrsabsicherung. Den Ausbau des Kombis hatten die Feuerwehrleute übrigens selbst vorgenommen.
Zum 90-jährigen Jubiläum erhielt die Feuerwehr dann 1992 ihren zweiten VRW. Korrekt muss es allerdings heißen: Sie bekam das Fahrzeug offiziell überreicht, denn den Ausbau hatten die Kameraden zuvor wieder in Eigenregie erledigt. Die Rücksitzbank mit integrierter Halterung für ein Atemschutzgeräte fertigte allerdings das MAN-Werk in Wittlich. Als Fahrgestell des VRW diente ein Chevrolet Suburban mit einem V8-Motor und 5,7 Liter Hubraum. „Seid ihr komplett verrückt geworden?“, mussten sich die Wittlicher in der Anfangszeit wegen dieser in Rheinland-Pfalz sehr außergewöhnlichen Lösung oft fragen lassen.
Löschanlage an Bord
Die Angabe der PS-Stärke des Chevy überrascht ein wenig: zirka 200 PS. “Die Angaben schwanken zwischen 198 PS und 203 PS”, heißt es in Wittlich. Eine weitere Besonderheit ist das ABS-System, welches nur auf die Hinterachse wirkt.
Ein Drehstromgenerator ist fest im Motorraum verbaut, wodurch auf das Aggregat verzichtet werden konnte. Dafür ergänzten ein ausfahrbarer Lichtmast und eine 100-Liter-Ligthwater-Löschanlage die Beladung.
Dieser Tage wird der Chevy nun durch einen VW T6 mit Ausbau von Barth ersetzt. Am Konzept wird es keine grundsätzlichen Änderungen geben. Der Strom wird nun allerdings über eine Dynawatt-Anlage erzeugt, zwei Sitze sind jetzt mit PA-Halterungen ausgestattet und die neue Löschanlage stammt von Rosenbauer. Größte Änderung: die hydraulischen Rettungsgeräte der eDraulik-Reihe stammen von Lukas. Es handelt sich dabei um Geräte mit Akku-Antrieb.
Die komplette Feuerwehr Wittlich werden wir übrigens in der Januar-Ausgabe 2020 (geplant) ausführlich im Feuerwehr-Magazin vorstellen.