Bremen – Anlässlich der 150-Jahr-Feier präsentierte Rosenbauer 2016 eine Studie zum Feuerwehrfahrzeug der Zukunft. Ein absenkbares Fahrgestell, eine bis zum Boden öffnende Heckklappe und ein Mannschaftsraum mit neuartiger Sitzanordnung zeichneten den Concept Fire Truck (CFT abgekürzt) aus. Der Antrieb des Fahrzeugs erfolgt rein elektrisch. Aus einem zusätzlich verbauten 6-Zylinder-Diesel-Motor werden die Batterien gespeist, wenn der Einsatz länger dauert. Mit dem Prototyp tourt Rosenbauer derzeit durch Europa. Inzwischen steht fest, Berlin wird als erste Feuerwehr weltweit ein Elektro-Löschfahrzeug von Rosenbauer erhalten. 2020 soll der Testbetrieb starten.
“Ja, das Berliner Fahrzeug wird dem CFT in vielen Punkten sehr ähnlich sein”, bestätigt Michael Friedmann, Senior Vize-Präsident von Rosenbauer und zuständig für Strategie, Innovation und Marketing. Geplant ist, dass das Fahrzeug Ende 2021 die Serienreife erlangt hat. Im zweiten Halbjahr 2020 soll der einjährige Testbetrieb in Berlin starten. Es ist also schwer damit zu rechnen, dass das erste eLöschfahrzeug der Welt eins der Highlights auf der Messe Interschutz im Juni 2020 in Hannover sein wird. Wobei Friedmann diese Vermutung weder bestätigen noch dementieren wollte.
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Wir haben den Pressetermin in Frankfurt am Main genutzt, um den CFT genauer in Augenschein zu nehmen und auch einmal mitzufahren. Die Beschleunigung des Löschfahrzeugs begeistert. Fahrer und Beifahrer werden regelrecht in die Sitze gedrückt. Der Antrieb erfolgt über zwei Elektromotoren (mit zusammen 350 kW/475 PS), die über den beiden Achsen verbaut sind. Die Motoren und Batterien stammen von Volvo Penta. “Es sind die gleichen Komponenten, die auch Volvo in seinen Elektro-Lkw und -Bussen verbaut”, so Friedmann.
Studien in verschiedenen Großstädten haben ergeben, dass 90 Prozent aller Fahrten eines Löschfahrzeugs bei einem Einsatz maximal 10 Kilometer lang sind (für die komplette Tour). Und in 80 Prozent aller Fälle vergeht zwischen den Einsätzen mindestens eine Stunde, die das Fahrzeug in der Wache steht. “Diese Zeit wird beim Serienfahrzeug genügen, um es für den nächsten Einsatz laden zu können”, erklärt Friedmann.
Für länger dauernde Einsätze oder wenn die Ladezeit doch nicht ausgereicht hat, kann Strom nachproduziert werden. Das CFT ist dafür mit einem herkömmlichen Pkw-Dieselmotor (3.000 Kubikzentimeter) versehen. Der Tank fasst 150 Liter. “Dieser Diesel-Motor dient nur als Stromerzeuger”, erklärt Friedmann. “Der Antrieb erfolgt rein über die Elektromotoren.”
Weitere Highlights des CFT:
Absenkbares Chassis: Im Fahrmodus beträgt die Bodenfreiheit 250 mm. Im Operation Mode an der Einsatzstelle kann das Fahrzeug auf 150 mm Bodenfreiheit abgesenkt werden. Dies erleichtert die Entnahme der Geräte. Für Geländefahrten kann die Bodenfreiheit auf 350 mm erhöht werden. Für Extremlagen sind sogar 500 mm möglich.
Der Einstieg in die Kabine erfolgt über seitliche Schiebetüren. Dadurch kann das Fahrzeug auch an Engstellen abgestellt werden.
Das Chassis hat Rosenbauer komplett neu entwickelt und so auf die Anforderungen eines Elektro-Einsatzfahrzeuges abgestimmt. Fahrgestell und Aufbau stammen aus einer Hand. Es gibt nur noch einen Ansprechpartner bei möglichen Problemen.
Sehr ausgewogene Gewichtsverteilung im Aufbau. Die Last wird zu 50 Prozent auf die Vorderachse und zu 50 Prozent auf die Hinterachse verteilt.
Der Wendekreis beträgt 15 Meter. Dank der lenkbaren Hinterachse kann er auf 12 Meter verringert werden.
Auf die Seitenspiegel wurde verzichtet. Kameras erfassen die Bereiche und liefern Bilder auf entsprechende Monitore in der Kabine.
Der Heckladeraum kann fast auf Bodenniveau abgesenkt werden. Hier kann beispielsweise ein Lasttransporter mitgeführt werden.
Wir wollen demnächst das Thema eMobilität bei deutschen Feuerwehren im Feuerwehr-Magazin aufgreifen. Nach 2018 fragen wir deshalb noch Eurer persönlichen Meinung zum Thema eMobilität.