Leonding (Österreich) – Was 1866 mit einem kleinen Feuerwehr-Ausrüstungs-Geschäft in Linz (Österreich) begann, entwickelte sich zu einem globalen Branchenriesen. Rosenbauer ist heute der größte Hersteller von Feuerwehr-Fahrzeugen und -Geräten weltweit. Wir nennen 10 Fakten, die jeder kennen sollte.
1.) Johann Rosenbauer: einer der Feuerwehr-Pioniere
1866 gründet der Gürtlermeister Johann Rosenbauer in Linz das erste oberösterreichische Handelshaus für Feuerwehrgeräte. Rosenbauer startet mit dem Vertrieb von Handdruckspritzen, Schläuchen aus Hanf, Helmen und Knöpfen. Anfangs verkauft er auch Sportgeräte. Im gleichen Jahr wirkt er an dem Aufbau der Freiwilligen Feuerwehr Linz mit. Fast zeitgleich starten auch Carl Metz und Conrad Dietrich Magirus im benachbarten Deutschland mit ihren Unternehmen. Metz und Rosenbauer sollen freundschaftlich verbunden gewesen sein.
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Als Handwerker und Feuerwehrmann ist Johann Rosenbauer auch selbst ein Tüftler. Er möchte nicht mehr nur ein Handelshaus betreiben, sondern in die Produktion von Feuerwehrgeräten einsteigen. Die Konstruktion einer mehrteiligen, durch Seilzug ausfahrbaren Schiebleiter wird zu seinem ersten Erfolgsmodell. Große Räder ermöglichen es, die Leiter nur mit zwei Kräften durch die Gassen der Städte zu manövrieren. Bis 1886 kaufen die Feuerwehren 100 Rosenbauer-Leitern.
2.) Bis heute steht ein Familienmitglied an der Spitze
1888 übernimmt Konrad Rosenbauer das Geschäft von seinem mittlerweile gesundheitlich stark angeschlagenen Vater. Auch in der Feuerwehr tritt Konrad in seine Fußstapfen. Er wird Obmann der Feuerwehr Linz und ist 1899 Initiator der ersten ständigen Feuerwache der Stadt. Auf dieser Basis bildet sich später die Berufsfeuerwehr. 1909 stirbt Konrad und seine Frau Luise übernimmt die Geschäfte. Bis heute hält die Familie Rosenbauer Anteile.
Als ähnlich prägend wie Firmengründer Johann Rosenbauer gilt Julian Wagner. Als 27-Jähriger steigt er 1977 in die Führungsriege des Unternehmens auf. Er gehört in fünfter Generation zur Rosenbauer-Familie. „Ich habe zunächst die Leitung von Vertrieb und Marketing übernommen, war viel unterwegs, um die Märkte zu begreifen und mich ins Geschäft einzuarbeiten“, erinnert sich Wagner später. 4 Jahre danach rückt er endgültig an die Spitze des Konzerns – und bleibt bis 2010. Aus gesundheitlichen Gründen räumt er seinen Stuhl. Seine Nachfolge tritt Dr. Dieter Siegel, ein Rosenbauer in sechster Generation an.
3.) Vom Handelshaus zur Aktiengesellschaft
1956 wird die „Konrad Rosenbauer Feuerwehr und Spritzenfabrik“ von einer Offenen Handelsgesellschaft in die „Konrad Rosenbauer Kommanditgesellschaft (KG)“ umgewandelt. Die Belegschaft an allen Standorten besteht aus insgesamt 250 Mitarbeitern. Im Linzer Hauptwerk sind davon 170 Personen beschäftigt. Mitte der 1980er Jahre geht die Nachfrage aus den arabischen Märkten plötzlich zurück. Von mittlerweile 800 Mitarbeitern muss die Belegschaft auf 560 Beschäftigte reduziert werden. Am Ende der Restrukturierungen steht 1988 die Umwandlung von der Kommandit- in eine Kapitalgesellschaft. Ab dann firmiert das Unternehmen als Rosenbauer International GmbH – mittlerweile mit zusätzlichen Produktionsstandorten in Madrid und der Schweiz.
1994 geht Rosenbauer an die Börse. Der Fahrzeughersteller will mit einer Kapitalerhöhung die finanziellen Mittel für eine weitere Expansion aufstocken. Fortan heißt es Rosenbauer International AG.
4.) Umzug von Linz nach Leonding
Der Stammsitz in Linz platzt Mitte der 1960er Jahre aus allen Nähten. Ausbaureserven sind nicht mehr vorhanden. Deshalb lässt Rosenbauer in der Linzer Nachbarstadt Leonding auf einem 27.500 Quadratmeter großen Gelände ein neues Werk errichten. Herzstück wird die Produktionshalle – 106 Meter lang und 75 Meter breit. 35 Millionen Schilling (heute umgerechnet zirka 2,5 Millionen Euro) investiert Rosenbauer in das Projekt. 1968 wird die Produktion nach 18 Monaten Bauzeit nach Leonding verlagert.
2014 eröffnet Rosenbauer ein zweites Werk in Leonding. Der neue Standort ist für eine jährliche Produktionskapazität von rund 150 Flughafenlöschfahrzeugen sowie 250 Kommunalfahrzeugen ausgerichtet. Er liegt rund 3 Kilometer von der Konzernzentrale entfernt und umfasst rund 52.000 Quadratmeter Grundfläche mit Hallenflächen von rund 15.000 Quadratmeter sowie etwa 5.000 Quadratmeter Büroflächen.
Seit 2018 gibt es wieder eine Fertigungsstätte in Linz – im Kompetenzzentrum für Feuerwehrhelme in Linz-Pichling fertigt Rosenbauer Helme der Heros-Serie für den Weltmarkt.
5.) Auf Expansionskurs
1994 übernimmt Rosenbauer die Kronenburg-Gruppe und dringt somit in den niederländischen Markt ein.1995 erwerben die Österreicher Anteile an General Safety Equipment LLC in Minnesota, 1998 beteiligen sie sich an Central States Fire Apparatus LLC in South Dakota sowie 2000 an RK Aerials LLC in Nebraska.
Doch die Expansion tendiert nicht nur nach Übersee, sondern auch auf eine Erweiterung der Produktpalette. „Wir wollten schon viele Jahre unser Angebot um die Sparte Hubrettungsfahrzeuge erweitern“, sagte der damalige Rosenbauer-Chef Wagner. Nach einer zunächst vorsichtigen Sondierung des Marktes bietet sich tatsächlich die Chance, mit Metz den zweitgrößten Drehleiter-Hersteller weltweit zu übernehmen. 1998 ist es dann soweit: Metz wird Teil der Rosenbauer-Gruppe. Bis 2015 werden noch Hubrettungsfahrzeuge unter dem Namen Metz verkauft. Auf der Interschutz 2015 verkündet Rosenbauer, dass zukünftig auch die Drehleitern und Teleskopmasten nur noch den Rosenbauer-Schriftzug tragen werden.
6.) Das Kartellverfahren
2011 ermittelt das Bundeskartellamt gegen die Aufbauhersteller Schlingmann, Magirus, Rosenbauer und Ziegler. Der Vorwurf: illegale Preisabsprachen. Gegen Rosenbauer verhängt das Bundeskartellamt ein Bußgeld in Höhe von 10,5 Millionen Euro. Die führenden Personen im Unternehmen werden ausgetauscht. Der neue Vorstandsvorsitzende Dr. Dieter Siegel bezeichnet die Beteiligung später als “größten Fehler der Unternehmensgeschichte”. Rosenbauer erkennt die Strafe an und zahlt das Bußgeld. Damit sich so etwas nicht wiederholen kann, werden enge Compliance-Regel eingeführt.
7.) Das Erfolgsmodell: der Panther
1980 startet Rosenbauers Erfolgsstory der Flughafenlöschfahrzeuge (FLF). Auf der weltgrößten Feuerwehrmesse „Roter Hahn“ (heute Interschutz) in Hannover stellt der Hersteller erstmals das FLF-Modell Simba vor. Das Fahrgestell wird vom englischen Herstellers Reynolds Boughton bezogen. Das Fahrzeug bleibt ein Einzelstück. Rosenbauer wechselt direkt auf ein Chassis des deutschen Herstellers Titan und beginnt mit der Produktion von 6×6- und 8×8-Fahrzeugen. Im Jahr 1983 wird Rosenbauer für diese Konstruktion mit dem österreichischen Staatspreis für Innovation ausgezeichnet.
1991 präsentiert Rosenbauer das neue Flaggschiff der Rosenbauer-Flotte: das FLF Panther 8×8. Als Fahrgestell dient ein MAN. Mit MAN hat Rosenbauer zuvor schon gute Erfahrungen bei der kleineren FLF-Reihe Buffalo gemacht. Wie schon beim Simba setzt der Hersteller auch beim Panther auf einen eigenen Motor für die Pumpe. Dies ermöglicht unter anderem einen einwandfreien Pump- and Roll-Betrieb, also den Löschangriff während der Fahrt. Der Panther beeindruckt: Mit 1.000 PS beschleunigt er in 24 Sekunden von 0 auf 80 km/h, erreicht eine Spitzengeschwindigkeit von 135 km/h, führt zwischen 10.000 und 14.000 Liter Löschwasser, bis zu 2.000 Liter Schaummittel sowie 500 Kilogramm Pulver. Die ersten beiden Panther 8×8 gingen übrigens nach Leipzig und Genf.
Was damals noch niemand ahnte: der Panther entwickelt sich schnell zum erfolgreichsten FLF der Welt. Über 2.000 Exemplare hat Rosenbauer seitdem gebaut. Das Fahrzeug ist weltweit an den Flughäfen im Einsatz. Inzwischen übrigens fertigt Rosenbauer auch die Fahrgestelle des Panthers selbst.
8.) Aluminium ist Trumpf
Seit 1995 produziert Rosenbauer die Aufbauten für Feuerwehrfahrzeuge in AT-Bauweise. AT steht für Aluminium-Technologie. Die Konstruktion ersetzt das bisherige Formgerippe aus Stahl. Bei gleicher Stabilität sind die Aufbauten deutlich leichter als zuvor, wodurch die Zuladekapazität steigt. Der erste AT für Deutschland ging noch 1995 an die FF Sindelfingen (BW). Fast 90 Prozent der Fahrzeuge fertigen die Österreicher künftig in dieser Bauweise.
9.) An der Spitze der “Weltrangliste”
Seit 2010 kann sich Rosenbauer Weltmarktführer nennen. Kein anderes Unternehmen weltweit produziert mehr Feuerwehrfahrzeuge und erzielt einen so großen Umsatz wie die Österreicher im Feuerwehr-Segment. Rosenbauer bietet neben Fahrzeugen sehr erfolgreich auch Schutzkleidung samt Helmen und Feuerwehrstiefeln, Pumpen und Tragkraftspritzen, vorbeugenden Brandschutz, Wärmebildkameras, Informationssysteme für Einsatzkräfte und, und, und an.
10.) Aktuelle Zahlen
Im Jahr 2020 durchbricht die Umsatzmarke mit 1.044,2 Millionen Euro erstmals die Grenze von einer Milliarde Euro. Das ambitionierte Ziel für 2019 lautet 950 Millionen Euro. Im Jahr 2020 lieferte Rosenbauer 2.238 Fahrzeuge an die Feuerwehren in der ganzen Welt aus. Am 31. Dezember 2020 beschäftigte Rosenbauer weltweit 3.984 Mitarbeiter. Alleine 1.016 davon arbeiten an den deutschen Standorten in Karlsruhe und Luckenwalde sowie in den Kundencentern in Nordrhein-Westfalen und Bayern, im Bereich vorbeugenden Brandschutz, der Rosenbauer Brandschutz GmbH an den Standorten Mogendorf, Gladbeck, Hilden und Hattersheim. Produktionsstandorte gibt es weltweit 18 Stück.