Das bisher stärkste Sturmtief dieses Jahrzehnts forderte deutschlandweit acht Todesopfer. Zwei Feuerwehrleute verloren im Einsatz ihr Leben. Feuerwehren und Hilfsorganisationen arbeiteten im Bundesgebiet mehrere zehntausend Einsätze ab. Einen Einsatzbericht dazu könnt Ihr im Feuerwehr-Magazin 5/2018 lesen.
Exakt am elften Jahrestag des Orkans “Kyrill” näherte sich das Sturmtief “Friederike” der Bundesrepublik. Es zog am 18. Januar 2018 von Westen kommend über Großbritannien, Belgien, die Niederlande und Deutschland bis nach Polen. Im gesamten Bundesgebiet wütete der Sturm, aber Mitteldeutschland trifft es in einem breiten Streifen in west-östlicher Richtung am härtesten. “Kyrill” trat zwar flächendeckender auf, aber “Friederike” war mit einer Spitzengeschwindigkeit von 203 Kilometern pro Stunde (km/h) – gemessen auf dem Brocken im Harz (ST) – sogar ein wenig stärker.
Anzeige
Zwei Feuerwehrmänner sterben im Einsatz
In der Stadt Sundern (NW, Hochsauer-landkreis) waren die Feuerwehren damit beschäftigt, die durch den Sturm entstandenen Schäden zu beseitigen. Während des Einsatzes kollabierte plötzlich ein 51-jähriger Kamerad der Löschgruppe Hachen. Trotz der sofort eingeleiteten Wiederbelebungsmaßnahmen starb der Feuerwehrmann kurze Zeit später im Krankenhaus.
Am Nachmittag des 18. Januar stürzten in Bad Salzungen (TH, Wartburgkreis) mehrere Bäume in einem Waldstück auf eine Straße. Weil Fahrzeuge nicht mehr aus dem Wald herauskamen, begann die Feuerwehr damit, die Bäume zu zersägen und zur Seite zu räumen. Während der Aufräumarbeiten fielen plötzlich weitere Bäume um und begruben zwei Feuerwehrmänner unter sich. Einer der beiden überlebte schwer verletzt, der andere (28 Jahre) starb.
Weil die Situation für die übrigen Einsatzkräfte ebenfalls lebensgefährlich war, zogen sie sich zunächst aus dem Wald zurück. Der Bereich wurde großräumig abgesperrt. Für die Bergung des Verstorbenen forderte die Feuerwehr die Bundeswehr an. Mit einem Panzer arbeiteten sich Soldaten und Feuerwehrleute schließlich zum Unglücksort vor. Spezialisten eines Kriseninterventionsteams betreuten die Einsatzkräfte im Feuerwehrhaus.
Die Sturm-Intensität nimmt zu
Mit verbreiteten Orkanböen, die Windgeschwindigkeiten von zum Teil über 130 Kilometern pro Stunde (km/h) erreichten, fegte der Orkan “Friederike” besonders über die Mitte Deutschlands hinweg und richtete dabei zum Teil schwere Schäden an. Die Liste der maximalen Windspitzen von Orkan “Friederike”:
Anders als bei Kyrill, der noch verbreiteter in Deutschland für Orkanböen sorgte, kam es bei Friederike zu den stärksten Böen in einem nur etwa 200 Kilometer breiten Streifen.
Die Sturmsaison wurde am 14. September 2017 mit dem Sturm “Sebastian” ungewöhnlich früh eröffnet. Am 5. Oktober folgte Sturm “Xavier” und am 31. Oktober der nächste schwere Sturm namens “Herwart”, der regional eng begrenzt sogar an die Windgeschwindigkeiten von Kyrill heranreichte. Am 2. Januar 2018 sorgte Sturm “Burglind” für Schäden in der Südhälfte Deutschlands und mit “Friederike” folgte einer der schwersten Stürme des vergangenen Jahrzehnts. Die Häufung von schweren Stürmen in dieser Saison ist auffällig.
503 Einsätze für die Feuerwehr Essen
Essen (NW) – Die Feuerwehr Essen hat am Donnerstag insgesamt 503 Sturmeinsätze abgearbeitet. Verletzte gab es keine. Über 400 Kräfte von Berufsfeuerwehr, freiwilligen Feuerwehren, Technisches Hilfswerk und anderen Hilfsorganisationen waren im Einsatz.
Bis Donnerstagabend, 21 Uhr, arbeiteten die Feuerwehrleute ihre Einsätze ab. Im gesamten Stadtgebiet waren Bäume umgestürzt, Dächer beschädigt sowie Bauzäune und Schilder umgeweht. 435 Einsatzkräfte waren laut Feuerwehr an der Schadenbeseitigung beteiligt. Den Großteil brachten die freiwilligen Feuerwehren mit 240 Kräften mit. 80 Kräfte der Berufsfeuerwehr sowie 25 Helfer des THW waren vor Ort.
Essens Feuerwehrchef Ulrich Bogdahn zeigte sich von der Einsatzbereitschaft der ehrenamtlichen Helfer begeistert. “Es ist immer wieder beeindruckend, mit welcher Selbstverständlichkeit und hoher Professionalität die ehrenamtlichen Kräfte bei der Schadenbeseitigung mitwirken.”
Zahlreiche Verletzte in Deutschland
Neben den mittlerweile acht Todesopfern meldeten die Feuerwehren aus ganz Deutschland auch zahlreiche zum Teil auch schwer Verletzte. Allein für Nordrhein-Westfalen sprach das Innenministerium von 62 Personen. In Ratingen-Lintorf (NW) wurde eine Passantin von einem umstürzenden Baum getroffen. Sie war bei Eintreffen der Feuerwehr bereits befreit, wurde von Notarzt und Rettungsdienst versorgt und dann in die BGU Duisburg gebracht. In Hannover wurde der BMW einer jungen Frau auf dem Messeschnellweg von einem umstürzenden Baum erwischt. Eine zufällig vorbeikommende RTW-Besatzung versorgte die Verletzte und brachte sie in eine Klinik. Im Müllinger Holz (Stadt Sehnde, NI) durchschlug ein herabfallender Ast die Windschutzscheibe eines aus Richtung Wassel kommenden Volvo und traf den Fahrer. Der kam dadurch in den Gegenverkehr und traf einen entgegenkommenden Audi, bevor er von der Straße abkam und gegen einen Baum prallte. Die Fahrer beider Autos wurden hierbei verletzt und mussten mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht werden.
[shop-widget id=”context-content-ad”]
Schnee statt Sturm in Hamburg
Das Orkantief bescherte Hamburg statt Sturm viel Schnee. Seit dem Morgen fielen in kurzer Zeit zirka 10 Zentimeter Schnee. Da dieser nass und schwer war, brachen besonders an Nadelbäumen dicke Äste und sogar ganze Bäume unter der Schneelast und verursachten Gefahrenstellen im gesamten hamburgischen Stadtgebiet. “Über 110 Einsätze mit dem Stichwort ‘Droht zu fallen’ mussten Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr und der freiwilligen Feuerwehren ab 10 Uhr bewältigen”, sagt Pressesprecher Jan-Ole Unger.
Durch schneeglatte Straßen und Gehwege kam es zu mehreren Unfällen, bei denen insgesamt 18 Personen verletzt wurden. Schulterverletzungen, Frakturen an Beinen und Kopfplatzwunden mussten durch Notfallsanitäter der Feuerwehr versorgt werden. Im Stadtpark wurde ein 18-jähriger Schüler durch einen aus etwa 10 Meter Höhe herabstürzenden etwa 30 Zentimeter dicken Ast lebensgefährlich am Kopf verletzt. Er wurde vor Ort durch Kräfte der Feuerwehr versorgt und notarztbegleitet in ein Krankenhaus der Maximalversorgung befördert.