Geldern (NW) – Auf der Interschutz 2015 in Hannover stellte Firma Schlingmann das neue Aufbaukonzept Varus für Euro 6-Fahrgestelle vor. Komfortabler und sicherer Einstieg, breite Kabine und ein neuartiges Lichtkonzept zeichnen die Aufbauten aus. Die FF Geldern in Nordrhein-Westfalen erhielt im Herbst 20916 das erste ausgelieferte Kundenfahrzeug.
„Wegen der Größe und des Gewichtes der Euro 6-Abgasreinigungsanlagen mussten wir unser bestehendes Aufbau-Konzept nacharbeiten“, sagt Schlingmann-Geschäftsführer Jan Wendenburg. „Gleichzeitig galt es, die Kabine weiterzuentwickeln.“ Ziel war es, die Einstiegssituation zu verbessern und ein neues Beleuchtungskonzept (komplett in LED) umzusetzen. Außerdem sollte die neue Mannschaftskabine noch mehr Platz bieten.
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Nummer 1 läuft in Geldern
„Ich würde sagen, diese Vorhaben sind alle gelungen“, schwärmt Heinz-Josef Heyer, Gerätewart und einer der Fahrzeugbeschaffer bei der FF Geldern (NW). Kurz nach der Interschutz erhielt der Gerätewart die Zusage: Varus Nummer 1 geht nach Geldern. Am 16. September 2016 lieferte Schlingmann das HLF 20 aus. Als Fahrgestell dient ein MAN TGM 13.290 4×4. Noch am gleichen Tag wurde es offiziell in Dienst gestellt.
Stationiert ist es bei der Löschgruppe Lüllingen, einer der acht Einheiten der Feuerwehr Geldern. Die Entscheidung, ein knapp über 400.000 Euro teures HLF 20 in den kleinsten Ortsteil (etwa 900 Einwohner) der Stadt Geldern zu geben, sorgte anfangs bei Auswärtigen für einige Überraschung.
Stationierung entspricht dem Feuerwehrkonzept
„Die Größe einer Einheit spielt natürlich eine Rolle“, erklärt Johannes Lörcks, der Leiter der Feuerwehr Geldern. „Entscheidender sind aber die örtlichen Gefahrenpotentiale und das Gesamtkonzept der Feuerwehr. Und danach macht der Standort Sinn!“
Einige Besonderheiten am Fahrzeug
„Statt einer Schiebleiter lagern auf dem Dach des Varus in Geldern zweimal je drei vorgekuppelte Saugschläuche“, erklärt Heyer. Diese lassen sich dank der Entnahmehilfe ruckzuck vom Boden aus entnehmen. „Auf die Schiebleiter konnte verzichtet werden, weil es im Ort keine Objekte gibt, für die wir diesen Leitertyp als zweiten Rettungsweg benötigen“, so der Feuerwehchef weiter.
Turbo-Zumischer zur Schaumerzeugung
Auf eine Haspel am Fahrzeugheck verzichteten die Geldener ebenfalls. „Damit hätte das HLF nicht ins Feuerwehrhaus gepasst“, sagt Heyer. Stattdessen werden im G5 14 gerollte B-Schläuche und acht C-Schläuche mitgeführt. Dafür bestellte die Feuerwehr die um 300 Millimeter verlängerte Aufbauvariante. Statt einer Schnellangriffshaspel setzen die Geldener auf einen 30-Meter-Schnellangriff Schlauch, der in Buchten mit angekuppeltem Hohlstrahlrohr im G6 mitgeführt wird.
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Die Löschmitteltanks fassen 2.400 Liter Wasser und 120 Liter Schaummittel. „Mehr ging nicht“, so der Feuerwehrchef, „da wir im G1/G2 die Rettungsplattform mitführen wollten.“ Eine weitere Besonderheit: Statt einer Schaumzumischanlage ist an einem der vier B-Abgänge ein Turbozumischer von AWG fest installiert. „Eine günstige, wartungsarme und einfach zu bedienende Lösung“, meint Lörcks. Standardmäßig wird Bioversal von Leader als Schaummittel mitgeführt. Die Zumischung erfolgt mit 1%.
Treppenähnlicher Einstieg
Komplett neu gestaltet ist beim Varus die Einstiegssituation. Beim Öffnen der Türen zum Mannschaftsraum klappen die Trittstufen aus Gitterrosten automatisch heraus. „Auftrittshöhe und Winkel erinnern mehr an eine Treppe als an die klassische Leiter“, freut sich Gerätewart Heyer. „Ein- und Ausstieg gehen dadurch schneller, bequemer und sicherer.“ Zur Verbesserung der Ausstiegssituation trägt auch die neue Scheibe im unteren Drittel der Varus-Kabinentür bei. „Beim Blick nach dem Türgriff nimmt die Einsatzkraft automatisch mit wahr, wie der Boden seitlich vom Fahrzeug beschaffen ist und ob dort eventuell Hindernisse liegen, auf die geachtet werden muss“, erklärt Wendenburg die Überlegungen der Schlingmann-Konstrukteure.
Beim Öffnen der Türen leuchten an den vorderen Aufbauecken angebrachte Spots den Ausstiegsbereich mit aus. Weitere Strahler sind unterhalb der Seitenspiegel angebracht. Und in der Dachblende ist ein durchgängiges Lichtband integriert. „So werden alle Seiten des Fahrzeugs im Einsatz optimal ausgeleuchtet“, sagt Wendenburg.