Meine erste Interschutz - Zeitzeugen erinnern sich

1972: Löschraketen und Rettungsspreizer in Frankfurt

Frankfurt/Marburg (HE) – Im Jahr 1972 fand die Interschutz/Der Rote Hahn vom 24. Juni bis zum 2. Juli in Frankfurt am Main (HE) statt. Als 30-Jähriger war auch der Marburger Feuerwehrmann Lothar Schott dort. Er verfasste später zusammen mit Manfred Ritter das berühmte Standardwerk “Feuerwehr Grundlehrgang”.

Blick auf das Ausstellungsgelände der Messe Interschutz/Der Rote Hahn 1972 in Frankfurt.

“Damals war ich Gruppenführer in der Freiwilligen Feuerwehr Marburg-Mitte”, erinnert sich Schott. “Von zu Hause aus brauchte ich nach Frankfurt nur rund eine Stunde.”

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Den Weg zur Messe unternahm Schott, der später in seiner Feuerwehr zum Wehrführer aufstieg, ganz alleine. “So konnte ich mich besser auf meine Interessen konzentrieren”, berichtet der 78-Jährige, der als Oberamtsrat der Deutschen Bahn in den Ruhestand ging.

Verfasste zusammen mit Manfred Ritter das berühmte Standardwerk “Feuerwehr Grundlehrgang”: Hauptbrandmeister und Wehrführer a.D. Lothar Schott aus Marburg.

Neben dem offiziellen Ausstellungskatalog der Messe bewahrt er auch noch eine Broschüre “Brandschutztechnik 1972” auf, die der damalige Direktor der Branddirektion und Leiter der Feuerwehr Frankfurt Dipl.-Ing. Ernst Achilles (1929-1999) initiiert hatte.

Der offizielle Ausstellungskatalog der Interschutz/Der Rote Hahn 1972 in Frankfurt.

Ernst Achilles organisierte Ausstellungsteil

“Achilles leitete die Organisation des Ausstellungsteils der Interschutz 1972”, erzählt Schott. “Er prägte die Messe auch mit seinen Ideen. Dazu zählte etwa der Vorschlag, Flugzeugbrände in der Erstphase mit Löschraketen zu bekämpfen.”

Vom Frankfurter Feuerwehrchef Ernst Achilles initiiert: Broschüre “Brandschutztechnik 1972”.

Der Frankfurter Feuerwehrchef habe sich aber beispielsweise auch für die Ablösung des schwarzen Feuerwehrhelms durch nachleuchtende Modelle aus Polycarbonat mit integriertem Gesichtsschutz und die Lackierung von Einsatzfahrzeugen in Leuchtrot (RAL 3024) engagiert.

Mit Löschraketenwerfern wollte der Frankfurter Feuerwehrchef Ernst Achilles Flugzeugbrände bekämpfen (Abbildung aus der Broschüre Brandschutztechnik 1980).

“Die Frankfurter Feuerwehr zeigte einige ihrer auffällig gestalteten Fahrzeuge auf der Interschutz”, berichtet der Marburger Fachbuchautor. “Damals dachte man, das alte Feuerwehrrot – also RAL 3000 Feuerrot – habe ausgedient. Tatsächlich setzten sich aber die so genannten Tagesleuchtfarben nicht überall in Deutschland durch.”

Historische Anzeige der Firma Wiederhold zu Tagesleuchtlackfarben in RAL 3023 (Leuchtrot).

Zum Zeitpunkt der Messe habe die Feuerwehr Marburg noch verunfallte Fahrzeuge mit Drahtseilen auseinandergezogen. “Auf der Interschutz 1972 wurde dann erstmals ein hydraulischer Rettungsspreizer aus den USA in Deutschland einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt”, sagt Schott. “Auf dem Gerät ließ sich ein Aufsatz befestigen, der auch das Schneiden ermöglichte. Später erhielt unsere Feuerwehr ebenfalls so ein Gerät.”

Auf der Interschutz 1972 war auch erstmals ein hydraulisches Rettungsgerät aus den USA zu sehen, das spreizen und – mit einem speziell zu montierenden Aufsatz – auch schneiden konnte. (Bild: Brandschutz in Hessen - Eine Information )

Für das 1978 erstmals erschienene und mittlerweile in 20. Auflage erhältliche Buch “Feuerwehr Grundlehrgang: Aktuelles Grundwissen für den Dienst in der Feuerwehr” (Wenzel Verlag) hält Schott sein Feuerwehrwissen noch immer auf dem neuesten Stand. “Manfred Ritter – mein ehemaliger Stellvertreter als Wehrführer – und ich arbeiten ständig an Aktualisierungen”, verrät der 78-Jährige.

Interschutz 1972 in Zahlen

  • Größe Ausstellungsgelände: 100.000 qm
  • Netto-Ausstellungsfläche: 35.335 qm, davon 14.439 qm ideell
  • Aussteller: 229
  • Besucher: 72.088 aus 65 Ländern

Eigentlich hätte zwischen dem 15. und dem 20. Juni 2020 in Hannover die Interschutz stattfinden sollen. Doch wegen der Corona-Pandemie musste die weltweite Leitmesse für Rettung, Brand-/Katastrophenschutz und Sicherheit um ein Jahr verschoben werden. Um euch die Wartezeit zu verkürzen, veranstalten wir in der Interschutzwoche deshalb eine “Virtuelle Messe 2020”: www.feuerwehrmagazin.de/virtuelle-messe.

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