Augsburg (BY) – In der Liste der Veranstaltungsorte der Interschutz fällt ein Ort so richtig aus der Reihe: Augsburg. Die kleinste Stadt und der südlichste Ort, an dem je eine Interschutz stattgefunden hat. Doch 2000 war das Messegelände in Hannover durch die Weltausstellung Expo belegt. Und der 27. Deutsche Feuerwehrtag des DFV fand in Augsburg statt. Deshalb entschieden sich die Deutsche Messe AG und die vfdb, die Interschutz 2000 ebenfalls in Schwaben zu organisieren. Unter den 127.039 Messebesuchern waren auch Feuerwehrfrau Cordula Maik und Feuerwehr-Magazin-Redakteur Jan-Erik Hegemann.
Mein Name ist Cordula Maik, 37 Jahre, in Celle geboren und “mit und in der Freiwilligen Feuerwehr Celle aufgewachsen”. Bereits mein Uropa und Opa waren aktiv in der Feuerwehr. Vater folgte ihnen. Er hat für die Feuerwehr gelebt und war langjähriges aktives Mitglied. Mit 16 Jahren bin ich selber dann auch aktiv in die FF Celle eingetreten. Und 2000 sind wir dann zur Interschutz gefahren. In dem Jahr fand die Messe ausgerechnet mal nicht im wenige Kilometer entfernten Hannover statt.
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Augsburg war nicht grade um die Ecke, also fuhren wir mit einem Reisebus von Celle in den Süden. Übernachtet wurde in einer Turnhalle, was – dank der guten Gemeinschaft – der Stimmung keinen Abbruch tat. Bei strahlendem Sonnenschein ging es, zum Glück in zivil, auf das Messegelände. Der Messebesuch selber und auch der 27. Deutsche Feuerwehrtag mit dem Umzug und Feierlichkeiten waren beeindruckend – informativ, aber auch eine komplette Reizüberflutung.
Auf dem Messegelände hatten wir damals als freiwillige Feuerwehrleute zwei Ziele: Wir wollten die neuen Fahrzeuge bewundern, live und in Farbe sehen. Und wir wollten das eine oder andere Andenken mit nach Hause nehmen: Prospekte, Give-Aways aller Art und kleine Geschenke. Beim Feuerwehr-Magazin waren wir deshalb natürlich auch.
Am eindrucksvollsten war der Stand von Mercedes. Nicht zuletzt auch, weil dort die Besucher in bayerischer Tradition mit Brezeln und Weißwurst verpflegt wurden. Ein echter Publikumsmagnet. Und zu trinken gab es natürlich auch.
Vor allem Magirus lockte uns mit neuer Technik. Die Feuerwehr Celle war damals mit einigen Exoten im Fuhrpark gesegnet, wie das Feuerwehr-Magazin 1999 geschrieben hatte. Vor allem die Drehleitertechnik interessierte uns, schließlich besaß die Feuerwehr Celle wegen der historischen Altstadt gleich vier Stück. Mit der Euphorie einer jungen aktiven Feuerwehrfrau wurden die neuen Modelle von mir begutachtet.
Inzwischen – 20 Jahre später, eine abgeschlossene Ausbildung im feuerwehrtechnisch gehobenen Dienst absolviert – arbeite ich beim Zentrum Brandschutz der Bundeswehr und war hier am Auftritt der Bundeswehr-Feuerwehr auf der Interschutz 2015 beteiligt. Diese Leitmesse hat natürlich eine ganz andere Bedeutung, wenn man selber als Aussteller daran teilhaben darf. Und zusätzlich als persönliches Mitglied der vfdb, zusammen mit der Deutschen Messe AG der Organisator der Interschutz, spielt natürlich auch das Networking eine nicht zu vernachlässigende Rolle. Schon viele persönliche Kontakte konnten auf der Interschutz geknüpft werden.
Von Termin zu Termin, von Gespräch zu Gespräch
Auch für Jan-Erik Hegemann war die Interschutz 2000 in Augsburg sein “erstes Mal”. Im September 1995 habe ich beim Feuerwehr-Magazin angefangen. Ein Jahr zuvor hatte das Magazin sein 10-jähriges Bestehen gefeiert. Immer wieder kam das Gespräch auf die Jubiläumsfeier. Muss eine tolle Party gewesen sein. Getoppt wurde das Ganze nach Aussage der Kollegen allerdings noch von der Interschutz, die 1994 auch stattgefunden hatte. Wenn die Kollegen von dieser Messe berichteten, bekamen Sie einen verklärten Blick und leuchtende Augen. Ich weiß noch, dass ich mich damals gewundert habe, was die für ein Theater wegen einer Messe gemacht haben. Denn letztlich ist eine Interschutz ja auch nur eine Messe, dachte ich zumindest. Was für eine Fehleinschätzung!
Im Jahr 2000 gehörte ich dann mit zum Messeteam. Ich war die ganze Woche in Augsburg mit dabei. An fünf Dinge kann ich mich noch gut erinnern:
Das Veranstaltungsgelände entsprach so gar nicht meinen Vorstellungen und passte auch nicht so recht zu einer weltweiten Leitmesse. 73.000 Quadratmeter klingt nicht wenig, war es aber. Schließlich gab es 2000 insgesamt 1.096 Aussteller.
Die Stimmung und der Andrang waren phänomenal. 127.039 Besucher waren es nach Auskunft der Veranstalter. Das waren zwar rund 7.000 Besucher weniger als 1994 in Hannover, aber allgemein war ein stärkerer Rückgang befürchtet worden.
Enorm, wieviel Bier manche Besucher konsumieren konnten. Schon ab mittags wurde es auf den wenigen Rasenflächen zwischen den Hallen auf dem Messegelände eng. Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich habe nichts gegen den Konsum von Bier. Aber muss bei einer Veranstaltung bis zum Stillstand der Pupillen getrunken werden? Und muss dabei ein Sweat-, Polo- oder T-Shirt mit dem Aufdruck Feuerwehr XY getragen werden? Oder gar die Uniform?
Mit Bundespräsident Johannes Rau und Innenminister Otto Schily ließen sich richtige politische Schwergewichte sehen. Den Weg nach Hannover hingegen scheint die Bundesprominenz nicht zu kennen.
Es gab in Augsburg einen eigens kreierten Interschutz-Burger und eigenes Stück der Augsburger Puppenkiste. Mit viel Glück konnten wir Karten für “Florian und der Feuerwehrbär” ergattern.
Persönlich war ich schon damals überrascht, mit wie wenig Schlaf ich in einer Interschutz-Woche auskommen kann. Termin reihte sich an Termin, Gespräch an Gespräch. Es begann im Prinzip morgens um 9 Uhr an einem unserer Stände (wir hatten zwei) und endete erst spät abends. Als “Neuer” musste ich natürlich überall mit. Rund 100 feste Termine absolvierte ich in der Woche.
An zwei Persönlichkeiten kann ich mich noch gut erinnern: an Conny Ziegler-Schildknecht, damals Marketingchefin bei der Firma Ziegler, und an Lentner-Seniorchef Josef Lentner. Zur Pressekonferenz von Ziegler kam ich auf den letzten Drücker. Der Andrang war so groß, dass es keine Pressemappe für mich mehr gab. “Wer sind denn Sie”, fragte mich Conny Ziegler-Schildknecht. “Jan-Erik Hegemann sagte ich”. Sie: “Nie gehört. Welches Medium?” “Feuerwehr-Magazin”, sagt ich. Sie: “Moment mal.” Dann ging sie zu einem Kollegen in der ersten Reihe, nahm ihm die Pressemappe ab und gab sie mir mit den Worten: “Keine Sorge, ich schicke dem nächste Woche eine neue Mappe nach Hause.” Seitdem versuche ich übrigens, 15 Minuten vor Beginn einer Pressekonferenz vor Ort zu sein. Das sichert einem in der Regel auch einen Sitzplatz.
Bei der Firma Lentner ergatterte ich dadurch einen Platz ganz vorne. Half aber auch nicht wirklich. Der 80-jährige Seniorchef sprach in so einem bayerischen Dialekt, dass ich als Norddeutscher tatsächlich fast kein Wort verstanden hatte. Und so gab es von diesem Termin tatsächlich nur eine ganz kleine Meldung.
Den meisten Eindruck hatte aber der Japaner Taki Cho auf mich gemacht. Er zeigte an seinem Stand eine von ihm und einem Freund entwickelte Sandsack-Befüll-Möglichkeit. Wann immer ich an dem Stand im Freigelände vorbeikam, füllte Cho damit Sand in Säcke. Der schaufelte wirklich ohne Unterlass von morgens bis abends Sand.
Zur Person: Nach dem Maschinenbau Dipl.-Ing. hat Cordula Maik die Ausbildung gehobener Technischer Dienst-Fachrichtung Feuerwehr bei der BF Hamburg durchlaufen. Seit 2013 ist die 37-jährige Brandoberamtsrätin beim Zentrum Brandschutz der Bundeswehr in Sonthofen (BY) angestellt. In Sonthofen hat die Norddeutsche (geboren in Celle) auch ihre neue Heimat gefunden.
Zur Person: Jan-Erik Hegemann ist seit September 1995 beim Feuerwehr-Magazin beschäftigt. Am 1. Januar 2004 übernahm er die Leitung der Redaktion. Inzwischen ist er als Publisher und Herausgeber für sämtliche Blaulichtaktivitäten in der Ebner Media Group verantwortlich. Wenn man den 54-jährigen Nienburger aber nach seiner Tätigkeit fragt, wird er “Chefredakteur des Feuerwehr-Magazins” antworten.