Einsatzfahrzeuge für die Wasserrettung

Bunte Vielfalt

Im Gegensatz zu den meisten Feuerwehrfahrzeugen gibt es für Gerätewagen Wasserrettung oder Tauchereinsatzfahrzeuge in Deutschland keine Fahrzeugnorm. Dies bedeutet, dass jede Feuerwehr, die eine Tauchergruppe vorhält, ein Fahrzeug nach eigenem Konzept und Ermessen baut. Wir haben in unserem Sonderheft “Richtiges Vorgehen bei der Wasserrettung” eine Auswahl zusammengestellt, wie solch ein Fahrzeug aussehen kann. Hier zeigen wir weitere Beispiele, wie solche Fahrzeuge aussehen können.

Nicht nur bei den Wasserfahrzeugen, auch bei den landgebundenen Einsatzmitteln gibt es eine bunte Mischung an unterschiedlichen Herstellern und Varianten. Doch anders als die Boote sind Gerätewagen Wasserrettung (GW-Wasser oder GW-W), Wasserrettungswagen (WRW) beziehungsweise Gerätewagen Tauchen (GW-Tauchen oder GW-T) nicht genormt. Allein schon diese diversen unterschiedlichen Bezeichnungen lassen erkennen, vor welchen grundsätzlichen Problemen Beschaffer solcher Einsatzfahrzeuge stehen.

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„Richtig wäre die Bezeichnung Tauchereinsatzfahrzeug“, sagt Josef Helpenstein von der Landesfeuerwehr- und Katastrophenschutz-Schule Rheinland-Pfalz. „Es bringt mindestens den in der Feuerwehr-Dienstvorschrift 8 bezeichneten Tauchtrupp samt Ausrüstung, Signalmann und Taucheinsatzführer an die Einsatzstelle.“ Dabei kann der Signalmann in Doppelfunktion auch als Maschinist fungieren. „Wichtig ist, dass sich zwei Taucher – Taucher und Sicherheitstaucher – zeitgleich im Mannschaftsraum ausrüsten können“, so Helpenstein. Zudem sind die Fahrzeuge häufig die Zugfahrzeuge für ein Boot auf einem Trailer. Ein weiterer Einsatzzweck ist die Eisrettung. Bei vielen Feuerwehren rückt der GW-W in der Regel zusammen mit einem Löschgruppenfahrzeug aus.

Generell lassen sich Fahrzeuge für die
Wasserrettung in zwei Kategorien unterscheiden:

1. Kleine, wendige, schnelle Fahrzeuge mit nur der notwendigsten Ausstattung, um einen Tauchtrupp (1/3) in kürzester Zeit an eine Einsatzstelle zu bringen.

2. Großfahrzeuge mit hoher Ladekapazität, um viel Material an eine Einsatzstelle zu befördern. Diese Fahrzeuge verfügen in der Regel auch über einen großen klimatisierten und beheizten Mannschaftsraum.

3. Beide Varianten können mit einem Feuerwehranhänger (FwA) ergänzt werden. Entweder als Trailer, um ein Boot mitzuführen, oder als Geräteanhänger für weitere Ausrüstung.

Der Mannschaftsraum ist meist so konzipiert, dass sich der Taucher und der Sicherheitstaucher bereits auf der Fahrt zur Einsatzstelle komplett ausrüsten können. Hierzu ist die nach FwDV 8 erforderliche Mindestausrüstung um die Sitze herum gelagert. Die restliche Beladung ist in den Geräteräumen oder in Rollwagen im Aufbau untergebracht.

Wasserdienstfahrzeug FF Bruck an der Mur

2016 wurde das 1983 in Dienst gestellte Wasserdienstfahrzeug (WDF) der Freiwilligen Feuerwehr Bruck an der Mur (Steiermark/Österreich) durch den LKW-A der Firma Lohr Magirus ersetzt. Nach Vorgaben des Landesfeuerwehrverbandes Steiermark musste es sich bei dem Fahrzeug um einen Gerätewagen mit Ladebordwand zur Mehrfachnutzung handeln. Aus diesem Grund ist der 7-Tonnen Iveco Daily mit Rollcontainern ausgestattet, die von Mitgliedern der FF Bruck an der Mur geplant wurden.

Wasserdienstfahrzeug der FF Bruck an der Mur auf einem 7-Tonnen Iveco Daily-Fahrgestell. Durch eine Rollcontainerbeladung kann das Fahrzeug auch zu anderen Einsätzen herangezogen werden. Foto: FF Bruck an der Mur

Das Fahrzeug ist für eine Besatzung 1/5 ausgelegt, bietet einen Mannschaftsraum als Trockenbereich und einen Nassbereich zum Umkleiden mit drei Rollcontainern und separatem Heckausstieg. Auf zwei Rollcontainern befinden sich die komplette Ausrüstung für insgesamt acht Taucher. Die Tauchgeräte sind ebenfalls am Container gelagert und können über einen Auszug durch eine Rollo von außen aufgenommen werden. Am dritten Container befinden sich weitere Ausrüstungsgegenstände für den Taucheinsatz.

 

Das Fahrzeug ist standardmäßig mit den Tauchcontainern ausgerüstet, kann aber durch das Containersystem im Sonderfall mit anderen Rollcontainern beladen werden. Die Container können im Falle von Reparaturen am Fahrzeug auch einfach auf ein Ersatzfahrzeug verladen werden. Der LKW-A ist mit bequemen Sitzen für lange Fahrstrecken bei überörtlichen Einsätzen, Standheizung und Sonnenmarkise ausgestattet.

Löschrettungsfahrzeug wird GW-Wasserrettung

Um bei Notfällen an der Ruhr sowie am Baldeneysee schnelle Hilfe leisten zu können, wurde ein 2003 gebautes ehemaliges Löschrettungsfahrzeug der BF Essen (NW) 2012 zu einem GW-W umgebaut. „Dazu musste der gesamte ehemalige Patientenraum zunächst entkernt und das Fahrzeug neu lackiert werden“, berichtet Timo Glettenberg von der FF Essen-Burgaltendorf, die das Fahrzeug auch besetzt. Fahrgestell ist ein Mercedes Vario 815 D mit Automatikgetriebe.

Dieser GW-Wasserrettung der FF Essen-Burgaltendorf auf Mercedes Vario 815 D war davor ein Löschrettungsfahrzeug der BF Essen. Foto: FF Essen-Burgaltendorf

Im Patientenraum installierte die Feuerwehr ein passendes Gestell für das Boot, das jetzt hinten in den Aufbau geschoben werden kann. Anschließend wurden zwei zusätzliche Sitzplätze sowie die Gerätefächer ausgebaut und mit den benötigten Ausrüstungsgegenständen bestückt. Den gesamten Umbau führten die Kameraden der FF Essen-Burgaltendorf in über 700 Stunden Eigenleistung durch.

In den ehemaligen Patientenraum kann die Feuerwehr ein Schnelleinsatzboot der Firma Barro Boote einschieben. Foto: FF Essen-Burgaltendorf

Der GW-Wasserrettung rückt bei Notfällen auf dem Wasser als erstes Fahrzeug aus. „Wegen der geringen Breite und der hohen Wendigkeit des Fahrzeugs kann das Schnelleinsatzboot im Heck über die Ruhrwege bis an die gemeldete Einsatzstelle gebracht werden“, erklärt Glettenberg. Da es mit vier Personen fast überall zu Wasser gelassen werden kann, wird so eine schnelle Hilfe ermöglicht.

Die Feuerwehr baut gerade ein neueres Löschrettungsfahrzeug zum GW-Wasserrettung um. Foto: FF Essen-Burgaltendorf

Seit dem 24. August 2012 befinden sich das Fahrzeug und das Schnelleinsatzboot offiziell im Dienst der FF Essen-Burgaltendorf. Aktuell wird das Fahrzeug jedoch ersetzt. Auch das neue Fahrzeug, ein Mercedes Atego, welches zuvor ebenfalls als Löschrettungsfahrzeug genutzt wurde, wird wieder in Eigenleistung durch die Kameraden ausgebaut.

 

GW-W der FF Celle

Der Gerätewagen Wasserrettung wurde 2007 bei der Freiwilligen Feuerwehr Celle (NI) in Dienst gestellt. Er ist im Feuerwehrhaus im Herzog-Ernst-Ring der Ortsfeuerwehr Celle-Hauptwache stationiert. Das Fahrzeug ist wie ein Großteil der Einsatzfahrzeuge der Hauptwache mit einem Allradantrieb ausgerüstet, um auch in unwegsamem Gelände eingesetzt werden zu können. Die Beladung des Fahrzeuges ist vollständig auf den Taucher- und Wasserrettungseinsatz abgestimmt. Neben Taucherflaschen, Leinen und Spezialgeräten gehört auch ein Powermoon zur Beladung. Im Innenraum des Fahrzeuges ist ein Funkarbeitsplatz eingebaut, so dass das Fahrzeug zum Beispiel auch als Abschnittsleitung bei anderen Einsätzen genutzt werden kann.

Auf Mercedes Vario 816 D Bluetec fertigte Ziegler einen GW-W für die FF Celle. An der oberen Dachkante ist eine Umfeldbeleuchtung angebracht. Foto: FF Celle

 

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