Berufsfeuerwehr-Ausbildung: Der Blog! feuerwehrmagazin.de-Mitarbeiter Ulrich Scheer begleitet seit April 2014 den Grundausbildungslehrgang der Berufsfeuerwehr Ludwigshafen am Rhein (RP). Was erleben die Nachwuchs-Feuerwehrleute bei ihrer spannenden Ausbildung? Welche Herausforderungen gilt es zu meistern? Die Leser von feuerwehrmagazin.de sind “live” bei der Ausbildung dabei – dieser Blog wird bis zum Lehrgangsende 2016 fortgesetzt!
Text: Ulrich Scheer
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Folge 1: Training am Lkw-Simulator
Auch beim dritten Versuch legt sich die Rettungsschere quer, das Ding quetscht, aber es schneidet nicht. So wird das wohl nichts mit dem Entlastungsschnitt, doch Ausbilder Thorsten Weber, im Nebenjob Instruktor bei Weber Rescue Systems, bleibt gelassen, erklärt den beiden Anwärtern nochmals das Ansetzen des wuchtigen Hydraulikgerätes. Dann endlich kommt das erlösende “Ping”, mit dem ein Blechdreieck aus dem Tragholm auf den Asphalt unter der Rettungsbühne fällt. “Wird wohl nichts mit dem Kaffee”, murmelt Thomas Holländer, eine sehr erfahrene Einsatzkraft und ebenfalls Ausbilder im Grundlehrgang. “Den gibt es für uns von der Ausbildercrew, wenn die Jungs es nicht packen”, erläutert er mir die Philosophie. Und dann grinst er: “Besser, wir bezahlen unseren Schwarzen selbst, oder?”
Die Jungs, die er da meint und die an diesem 30. April 2014 auf dem Maimarktgelände in Mannheim (BW) ihre erste größere Übung am Lkw-Rettungssimulator ableisten, das sind insgesamt 11 Männer im Alter zwischen 21 und 41 Jahre, ihre beruflichen Vorbildungen erscheinen so bunt wie die Charaktertypen. Hinzu kommt, dass nur acht für den Eigenbedarf der Berufsfeuerwehr Ludwigshafen ausgebildet werden; drei weitere Teilnehmer gehören zur Werkfeuerwehr im Mercedes-Benz-Werk in Wörth (RP). Sie alle haben vor einem Monat ihre Ausbildung zum Berufsfeuerwehrmann mit dem Grundausbildungslehrgang bei der BF Ludwigshafen/Rhein (RP) begonnen, ihre zweite Heimat ist nun bis Ende August die Feuerwache 2 im Stadtteil Oppau. Als ‘Ersatzeltern’ umsorgt sie ein Team aus drei verantwortlichen Leitern des Grundlehrgangs – allesamt in der Aufstiegsausbildung zum gehobenen feuerwehrtechnischen Dienst.
Einer von Ihnen ist Jürgen Speiser, er führt heute den Praxisteil. “Wir haben uns entschieden, zunächst nur eine Grundeinweisung in diese Art Rettungsgeräte vorzunehmen und die Truppe dann gleich hier am Simulator trainieren zu lassen”, erklärt er die Vorgehensweise. “Das ist wesentlich realistischer und hat den Vorteil, dass zugleich auch die Taktik mit erlernt wird.”
Dieses als TRT 7000 bezeichnete Gerät ist modular aufgebaut und ermöglicht eine realitätsnahe Ausbildung in Rettung, Ladungssicherung und Gefahrstoffmanagement. Montiert auf einem handelsüblichen Lkw-Anhänger, kann es flexibel eingesetzt und zu den jeweiligen Interessenten gebracht werden. Maßgeblich entwickelt wurde der Simulator übrigens von der BF Ludwigshafen, verantwortlich hierfür zeichnet Frank Bohm, Wachenleiter und zugleich Chef der Ausbildung: “Daher ist es für uns leichter, diese Technik auszuleihen, und das nutzen wir natürlich aus.”
Mittlerweile hat es aufgehört zu regnen, die zweite Gruppe ist an der Reihe. Nochmals kurze Einweisung in die hydraulische Rettungstechnik, den Umgang mit verschiedenen Metallsägen und Aufbau der Arbeitsbühne – eines der wichtigsten Einsatzmittel bei Unfällen mit Lkw. Dann geht es los: Erkundung, Sicherung der Kabine mit Gurten und Stab-Fast, Ausklappen der Bühnenteile. Die Rettungstechnik wird herangeschafft und auf die Bühne gewuchtet. Da kommen sie nun allerdings ins Schwitzen, die fünf Mannen, denn allmählich schummelt sich jetzt die Sonne durch, und das Zeug wiegt ja auch ordentlich was.
Platz schaffen – mit dem Spreizer über Kopf – dann Türe mittels Leine sichern und an den vorgegebenen Punkten mit dem Gerät einen Zugang schaffen. Kaum ist die Fahrertür mit einem satten Knall von der Kabine getrennt, kommt die Rettungsschere zum Einsatz: Entlastungsschnitt in den Querträger unten, Durchtrennen der A-Säule im Dachbereich. Danach wird mit mehreren Rettungszylindern die Kabinenvorderseite nach außen gedrückt. Kurze Absprache mit dem Notarzt, der zur Betreuung des “Patienten” in die Kabine geklettert ist, dann wird der “verunglückte Fahrer” mittels Spineboard und reichlich Muskeleinsatz fachgerecht gerettet.
Applaus gibt es dafür von den Zuschauern, die sich auf dem Messegelände tummeln und nun den Wehrleuten bei der Arbeit zusehen. Bohm, ausgewiesener Spezialist für die Lkw-Unfallrettung, hat die Vorgehensweise der Gruppe über Lautsprecher kommentiert und nebenbei für diesen interessanten Beruf geworben: “Das kann nie schaden!”, meint er nachher mit einem breiten Grinsen. Auch Holländer ist sichtlich zufrieden. Nur den Kaffee, den wird er auch diesmal aus dem eigenen Portemonnaie finanzieren müssen.