Beim Einsatz von Hubrettungsfahrzeugen muss unbedingt die HAUS-Regel beachtet werden. Das HAUS steht hierbei für Hindernisse, Abstände, Untergrund und Sicherheit.
HAUS-Regel 2005 entwickelt
Die Berufsfeuerwehrleute Jan Ole Unger und Nils Beneke haben die HAUS-Regel 2005 entwickelt. Die leitende Frage dabei war: Was ist das Wichtigste bei der richtigen Positionierung einer Drehleiter? Einige Eckpunkte sind schnell deutlich geworden. Dazu zählen Hindernisse, Abstände, Untergrund und Sicherheit. Zusammen ergeben sie die HAUS-Regel. “Die HAUS-Regel ist ein universelles taktisches Werkzeug, welches bei jedem Einsatz mit Hubrettungsfahrzeugen angewendet werden kann”, erklärt Nils Beneke, einer der Entwickler. “Es ist unerheblich, ob es sich dabei um Menschenrettung, Anleiterbereitschaft, Brandbekämpfung oder eine technische Hilfeleistung handelt.”
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Erstens müssen Hindernisse erkannt und beurteilt werden. Zweitens müssen Abstände zu Hindernissen und zum Anleiterziel abgeschritten werden. Drittens muss der Maschinist den Untergrund, auf dem das Hubrettungsfahrzeug positioniert werden soll, auf Tragfähigkeit untersuchen. Viertens muss die Sicherheit während des gesamten Einsatzes überwacht werden.
Manche Hindernisse können den Anleiterweg so versperren, dass die Ausladung des Leitersatzes beziehungsweise des Hubarmes nicht ausreicht, um das Anleiterziel zu erreichen. Dazu gehören zum Beispiel:
Vegetation,
Brücken und Überführungen,
Ampel- und Laternenmasten,
Mauern, Zäune sowie Verkehrspoller.
Zufahrt für Hubrettungsfahrzeuge frei lassen
Parkende Fahrzeuge, versperrte Feuerwehrzufahrten und Einsatzfahrzeuge können die Zufahrt zur Einsatzstelle blockieren, sodass ein Einsatz unmöglich wird. Insbesondere bei der Aufstellung von Einsatzfahrzeugen muss der Einsatzleiter darauf achten, dass eine ungehinderte Zufahrt für ein Hubrettungsfahrzeug möglich bleibt. Weiterhin sollte er darauf achten, dass Hubrettungsfahrzeuge – je nach Lage – vor anderen Einsatzfahrzeugen in eine Sackgasse oder in eine enge Straße zur Einsatzstelle einfahren.
Hubarbeitsbühnen muss ausreichend Raum für eine Inbetriebnahme des Auslegers zur Verfügung stehen. Der Hubarm muss – ohne Sicherheitseinrichtungen zu überbrücken – mindestens 40 Grad aufgerichtet und der Korbarm um zirka 50 Grad vom Hubarm abgewinkelt werden können.
Auch das eigene Hubrettungsfahrzeug kann, falsch positioniert, ein Hindernis darstellen. Gerade beim Einsatz in geringer Rettungshöhe oder unterflur können die Anstoßsicherungen am Fahrerhaus einen Einsatz zunichte machen und den Ausleger blockieren. Sinnvoll ist es, bei derartigen Einsatzlagen möglichst über das Heck anzuleitern.
Warum ist die Anwendung der HAUS-Regel so wichtig? Sie ist der Leitfaden für den Ausbildungs- sowie Einsatzdienst und fasst alle wichtigen Handlungen zur schnellen und richtigen Positionierung des Hubrettungsfahrzeugs als logische Abfolge zusammen.
Die HAUS-Regel trägt dazu bei, die Stressbelastung der Besatzung im Einsatz zu reduzieren. Sie wird bei allen Einsatzarten angewendet: Menschenrettung, Anleiterbereitschaft, Brandbekämpfung und Technische Hilfeleistung. Der Einheitsführer kann das Hubrettungsfahrzeug jetzt zum optimalen Standort für die festgelegte Einsatzart sicher und richtig einweisen.
Faktencheck zur HAUS-Regel
Hindernisse:
Hindernisse genau erkunden und beurteilen – sie können den Einsatz eines Hubrettungsfahrzeugs be- oder verhindern. Eventuell andere Standfläche für das Hubrettungsfahrzeug wählen.
Keine Hindernisse im Schwenk-/Arbeitsbereich des Hubrettungssatzes. Merke daher: bei Hindernissen hochschauen.
Achtung: Elektrische Freileitungen stellen gefährliche Hindernisse für das Hubrettungsfahrzeug und die Besatzung dar.
Abstände:
Die Abstände für das Hubrettungsfahrzeug müssen aus der Ausbildung bekannt sein: Wie groß sind meine Freistandsgrenzen von der Drehkranzmitte aus gemessen?
Im Einsatz ist zu bestimmen: Wie weit ist der Abstand vom Anleiterziel bis zu meiner Drehkranzmitte? Daraus resultiert: Erreiche ich mit dem Leitersatz/Korb mein Einsatzziel?
Jede Einsatzkraft sollte in der Lage sein, mit ihrem persönlichen Schrittmaß einen Meter abschreiten zu können. Dies sollte trainiert werden, damit im Einsatz Messfehler durch ungenaues Abschreiten vermieden werden.
PDF-Download: Download Hubrettungsfahrzeuge: Lehren aus Unfällen
Öffentliche Verkehrsflächen und Flächen für die Feuerwehr sind tragfähig für Hubrettungsfahrzeuge bis 16 t Gesamtmasse.
Grundsätzlich keine Abstützung auf Gehwegen! Eine Freigabe kann jedoch durch den zuständigen Straßenbaulastträger eingeholt werden.
Nicht befestigter Untergrund kann die Standsicherheit eines Hubrettungsfahrzeugs durch Einsinken der Abstützung gefährden, auch wenn er befahrbar ist.
Zur Reduzierung der Bodenpressung (Vergrößerung der Auflagefläche) nur die vom Hersteller zugelassenen Unterlegklötze verwenden. Auffahrbohlen sind verboten!
Sicherheit:
Der Hauptsteuerstand ist während des Betriebs permanent besetzt. Hiervon darf es keine Ausnahme geben.
Die Besatzung des Korbes sichert sich grundsätzlich gegen ein Herausfallen mit mindestens dem Feuerwehrhaltegurt an geeigneten Anschlagpunkten.
Die Feuerwehr-Dienstvorschriften, die gültigen Unfallverhütungsvorschriften sowie die Betriebsanweisungen aus der Bedienungsanleitung des Hubrettungsfahrzeugs sind einzuhalten.