“Einsatz für die Feuerwehr: Keller auspumpen!” – so oder ähnlich lauten immer wieder die Einsatzstichworte für die Feuerwehren nach Starkregen-Ereignissen. Aber anstatt routiniert in die Einsätze zu gehen und sich als Feuerwehr richtig zu strukturieren, hetzen viele Kräfte einfach los. Wir geben Hinweise, wie es besser laufen kann. Denn auch bei diesen Einsätzen gibt es Gefahren, welche die Einsatzkräfte nicht unterschätzen sollten.
Einsatzbeginn und Personalstärke
Einsätze nach Starkregen gehören generell zum Alltag der Feuerwehr – glücklicherweise nur selten mit solch einem Ausmaß wie beispielsweise in Münster im Sommer 2014 oder in Berlin im Sommer 2017.
Für die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehren gilt bei Alarmstichworten wie “Wasser im Keller”: Diese Einsätze sind in der Regel nicht so zeitkritisch wie ein Brand oder eine Unfallrettung. Es bleibt genug Zeit, um vorsichtig und besonnen zum Feuerwehrhaus zu fahren.
Hinweis: Für solche Einsätze Feuerwehr-Shirts im Spind bereit halten und dementsprechend anziehen. Ihr habt in der Regel die Zeit dafür. Sonst könnte es im Einsatzverlauf bei Arbeiten ohne Jacke zu peinlichen Situationen kommen, wenn ihr beispielsweise private Shirts mit Sprüchen an habt.
Auch bei der Besetzung der Einsatzfahrzeuge empfehlen wir, sich zunächst zu sammeln und dann die Mannschaft strategisch auf die Fahrzeuge zu verteilen. So vermeidet Ihr, dass alle verfügbaren Führungskräfte oder Maschinisten auf das erste Löschfahrzeug springen. Bestenfalls wird jedes Einsatzmittel mit einer Staffel (1/5) besetzt. Ausrücken mit Gruppenstärke ist in der Regel nicht notwendig und kann dazu führen, dass einige Kameraden am Einsatzort keine Aufgabe haben oder dass notwendiges Personal für nachgeordnete Aufgaben – zum Beispiel Logistik – fehlt.
Tipp: Bei der Besetzung der Löschfahrzeuge unbedingt beachten, dass auch mindestens ein Atemschutztrupp mit an Bord ist. Es kann zwischendurch immer auch zu Brandeinsätzen kommen.
Arne Sicks, Leiter der Feuerwehr Salzgitter, empfiehlt:
“Feuerwehren sollen bei Flächenlagen auch darüber nachdenken, Einsätze zu sammeln und zunächst Führungskräfte zur Erkundung zu entsenden, um unnötige Einsätze oder Bindung von Einheiten zu vermeiden.”
Funken und Kommunikation bei Unwetterlagen
Bereits vor dem Ausrücken sollte seitens der Leitstelle geregelt sein, einen alternativen Funkkanal für die Einsätze in der Unwetterlage zu nutzen. Es ist eminent wichtig, für zeitkritische Einsätze die vorgesehenen Frequenzen freizuhalten.
Das müssen Leitstelle und die jeweiligen Einheitsführer auch in Bezug auf die Rückmeldungen von den Unwettereinsätzen beachten. Es gilt, je mehr Einsätze disponiert werden müssen, desto weniger sollten Rückmeldungen eingefordert und gegeben werden. Die entsprechenden Informationen sollten sich auf dringende Nachforderungen beschränken. Alle weiteren Details können in den zeitnah nach dem Einrücken zu erfassenden Einsatzberichten berücksichtigt werden.
Tipp: Nur den Status geben, ausführliche Rückmeldungen vermeiden, um den Funkverkehr nicht zu überlasten.
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Überflutete Flächen und Fahrbahnen
Generell gilt, überflutete Fahrbahnen und Unterführungen nur dann zu befahren, wenn es die Wathöhe des eigenen Einsatzfahrzeugs zulässt und der Maschinist die Wasserhöhe sowie die Beschaffenheit des Untergrundes abschätzen kann. Und auch dann sollten solche Bereiche nur im Schritttempo befahren werden, damit unliebsame Berührungen mit Bordsteinen oder aufgetriebenen Kanaldeckeln nicht zu massiven Schäden am Fahrzeug und somit zum Ausfall der Einheit führen.
Überflutete Unterführungen und Straßen sollten weiträumig abgesperrt werden – auch für Einsatzkräfte. Das Wasser kann unerwartet schnell ansteigen. Meist ist es auch nicht sinnvoll, das aufgestaute Wasser abzupumpen. Die Kanalisation ist ohnehin überlastet. Und in der Regel läuft das Wasser von selbst auch wieder ab.
Achtung: Müssen verstopfte Kanaleinläufe gereinigt werden, sollten die Einsatzkräfte extrem vorsichtig vorgehen. Es kann zu einem plötzlichen Sog kommen. Im Zweifel langstielige Werkzeuge benutzen und Abstand halten.