Ende einer Dienstfahrt

Ludwigsfelde (BB) – Eine Ära nahm am heutigen Freitag in Ludwigsfelde im brandenburgischen Landkreis Teltow-Fläming ihr Ende: Von vielen unbemerkt lief dort der letzte Mercedes Transporter der Baureihe Vario vom Band. In den 17 Jahren seiner Produktion baute Mercedes-Benz insgesamt 90.743 Großraumtransporter der Vario-Klasse sowie 138.407 Exemplare des Vorgängermodells T2. Bei den Feuerwehren war der Vario sehr beliebt, zahlreiche Fahrzeugtypen ließen sich auf dem Fahrgestell realisieren. In der Ausgabe 11/2013 des Feuerwehr-Magazins werden wir auf zwölf Seiten über die zahlreichen Varianten von Feuerwehr-Fahrzeugen auf Mercedes Vario berichten.

Die jüngste von insgesamt nur drei Drehleitern auf Mercedes Vario in Deutschland: DLK 12-9 der FF Straubing (BY). Foto: Alexander Müller
Die jüngste von insgesamt nur drei Drehleitern auf Mercedes Vario in Deutschland: DLK 12-9 der FF Straubing (BY). Foto: Alexander Müller

Doch nach mehr als einem Vierteljahrhundert erreicht der Vario jetzt seine Grenzen. Die europäische Führerscheinregelung mit einer Beschränkung der Pkw-Fahrerlaubnis Klasse B auf Fahrzeuge bis zu einer zulässigen Gesamtmasse von 3,5 Tonnen hat den Kreis der möglichen Nutzer deutlich eingeschränkt. Gleichzeitig wären zur Erfüllung der künftigen Abgasnorm Euro 6 hohe Investitionen nötig geworden – bei zuletzt 3.000 verkauften Einheiten pro Jahr waren Mercedes-Benz diese Kosten zu hoch.

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1986 startet der Vorläufer des Vario

So lautete denn heute das Motto der kleinen Feierstunde, mit der der letzte Vario aus dem Werk vor den Toren Berlins verabschiedet wurde: “Mercedes-Benz Vario – der Klassiker aus Ludwigsfelde”. Dessen Vorläufer, der Mercedes T2, war 1986 zum ersten Mal gebaut worden und löste den so genannten “Düsseldorfer Transporter” ab. Er füllte die Lücke zwischen 3,5 und 7,5 Tonnen Gesamtmasse. 1991, nach der Wiedervereinigung, zieht die Produktion von Düsseldorf nach Brandenburg um. Zwei Jahre später fällt der Startschuss für die Entwicklung des Nachfolgemodells Vario. Das erste Exemplar verlässt am 11. Juli 1996 das Band.

Für die Berliner Feuerwehr baute Rosenbauer 2011 im Werk Neidling zwei LHF 10/5 auf Vario 818/37 D. Sie werden von den freiwilligen Einheiten Rauchfangswerder und Wilhelmshagen eingesetzt. Foto: Rüffer
Für die Berliner Feuerwehr baute Rosenbauer 2011 im Werk Neidling zwei LHF 10/5 auf Vario 818/37 D. Sie werden von den freiwilligen Einheiten Rauchfangswerder und Wilhelmshagen eingesetzt. Foto: Michael Rüffer

Kurz nach der Vorstellung folgt im Frühjahr 1997 die Allradversion. Der Vario 4×4 ist mit einem permanenten Vierradantrieb, spezieller Bereifung sowie verstärkten Federn und Stabilisatoren ausgerüstet. Zehn Jahre nach seiner Premiere erfährt der Großtransporter anlässlich der Einführung der Abgasstufe Euro 4 und Euro 5 eine umfangreiche Überarbeitung. Die Triebwerke werden auf die schadstoffarmen BlueTec-Motoren mit SCR-Technik (SCR = Selective Catalytic Reduction) und AdBlue-Einspritzung zur Abgasreinigung umgestellt. Zuletzt waren Motoren in drei Leistungsstufen verfügbar: 95 kW (129 PS) und 500 Nm Drehmoment, 115 kW (156 PS) und 610 Nm sowie 130 kW (177 PS) und 675 Nm. Alle Vario erhielten Sechsgang-Schaltgetriebe oder eine Fünfgang-Wandlerautomatik.

Die BF Bremen (HB) verfügt über diesen Niederflurhubwagen von Ruthmann (Gescher, NW). Als Basis dient ein Vario-Triebkopf 810 DT (2003) mit Vorderradantrieb und zulässiger Gesamtmasse von 8.000 kg. Foto: Olaf Preuschoff
Die BF Bremen (HB) verfügt über diesen Niederflurhubwagen von Ruthmann (Gescher, NW). Als Basis dient ein Vario-Triebkopf 810 DT (2003) mit Vorderradantrieb und zulässiger Gesamtmasse von 8.000 kg. Foto: Olaf Preuschoff

Danach legt der Vario in seinem letzten Produktionsjahr einen Endspurt ein: Zahlreiche Kunden ordern ein letztes Mal den Großtransporter mit Stern – ein Kompliment für den Vario und seine Qualitäten. Das Werk Ludwigsfelde erhöht nochmals die Wochenarbeitszeit und fährt Sonderschichten in der Produktion.. Bis Ende September rollen 2.975 Einheiten vom Band. Am 27. September 2013 wird in Ludwigsfelde der letzte Vario gefertigt, es ist die Nummer 90.743.

Mercedes-Benz Vario/T2 in Stichworten

1986: Premiere für den Großtransporter Mercedes-Benz T2 im Werk Düsseldorf
1991/92: Wechsel des T2 ins Werk Ludwigsfelde, Produktionsstart am 6.9. 1991
1993: Startschuss für die Entwicklung des Mercedes-Benz Vario
1996: Der erste Vario verlässt das Band (11.7.1996)
2006: Umfassende Weiterentwicklung von Antrieb und Interieur
2013: Fertigung des letzten Vario am 27. 9. 2013

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