Hilfe, ich muss helfen!

Erste Hilfe bei der Jugendfeuerwehr: Druckverband & Rettungskette

Die Erste Hilfe ist fester Bestandteil bei der Feuerwehrausbildung. Aber es herrschen häufig viele Unsicherheiten bei der Durchführung. Die Rettungskette hilft Euch bei der Orientierung und wir erklären Euch, wie und wann ihr einen Druckverband anlegen solltet.

Text: Philip Junkersdorf, Praxisanleiter im Rettungsdienst und Jugendfeuerwehrwart

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Inhalt:

Rettungskette aktivieren: 

Grafik einer Rettungskette. Ablauf: Sofortmaßnahmen, Notruf, Erste Hilfe, Rettungsdiienst, Krankenhaus. Feuerwehr-Magazin
Die Rettungskette ist ein Ablauf von Vorgängen, die ineinandergreifen und dafür sorgen, dass einem Patienten möglichst effektiv geholfen wird. Grafik: Feuerwehr-Magazin/S. Zöller

Nein, die Rettungskette ist keine Eisenkette, die Du irgendwo im Geräteraum eines Löschgruppenfahrzeugs (LF) finden kannst. So heißt der Ablauf von verschiedenen Vorgängen, die wie Kettenglieder ineinandergreifen und zusammen dafür sorgen, dass einer erkrankten oder verletzten Person schnell und effektiv geholfen wird. Die Rettungskette gliedert sich in Sofortmaßnahmen, Notruf, Erste Hilfe, Rettungsdienst und Krankenhaus.

1. Sofortmaßnahmen treffen

Zu den Sofortmaßnahmen (Nummer 1 in der Grafik) zählen in erster Linie alle lebensrettenden Maßnahmen. Dazu gehören: die Wiederbelebung mit Herzdruckmassage, die stabile Seitenlage sowie das Stillen einer starken Blutung mittels Druckverband.

Achte dabei aber stets auf Deine eigene Sicherheit. Denn manchmal lauern Gefahren am Notfallort, die nicht nur den Patienten, sondern auch Dich selbst bedrohen können. Diese Gefahren können zum Beispiel herumliegende Scherben, die einsetzende Dunkelheit, der fließende Verkehr oder auch Blut des Verletzten sein.

Wenn Du Dich verletzt oder in Gefahr begibst, ist niemandem geholfen. Im Gegenteil: Möglicherweise bist Du dann selbst gar nicht mehr in der Lage, die Rettungskette zu aktivieren.

Wenn sich eine Unfallstelle an einer Straße befindet, solltest Du andere Verkehrsteilnehmer mit Handzeichen warnen. Sprich Passanten gezielt an und bitte sie um Hilfe. Wenn möglich: Gib einem Pkw-Fahrer die Anweisung, ein Warndreieck vor der Kurve aufzustellen.

2. Notruf absetzen

Nach der Absicherung der Notfallstelle ist es wichtig, dass die Rettungskräfte möglichst schnell zu Hilfe eilen. Dazu setzt Du einen Notruf über die europaweit einheitliche Nummer 112 ab (2). Checke vorher genau, wo Du Dich befindest, denn ohne exakte Ortsangabe können Dich die Einsatzkräfte nicht finden.

Wenn Du im Wald bist, versuche Dich an einen Rettungspunkt oder Wegmarken zu erinnern. Mittlerweile können einige – nicht alle! – Leitstellen Dich per GPS orten. Aber auch bei den Leitstellen, die dies können, funktioniert es nicht immer.

Als roter Faden beim Notruf dienen die W-Fragen, die Du sicher schon gelernt hast. „Bevor die Notrufzentrale nicht eindeutig das Gespräch beendet, sollte nicht aufgelegt werden“, betont Christoph Gottschlich-Kalauch, der in der Leitstelle der Berufsfeuerwehr Leipzig arbeitet. „Sollte das Telefonat abbrechen oder die Notfallsituation sich ändern, rufe einfach nochmal die 112 an.“ Warte dann in Sicherheit, bis die Einsatzkräfte eintreffen und zeige ihnen den Weg. 

3. Erste Hilfe leisten

Sofort nachdem Du den Notruf abgesetzt hast, folgt der dritte Bestandteil der Rettungskette – die Erste Hilfe (3). Schon, wenn Du den Patienten mit einer wärmenden Decke zudeckst, ist das eine wichtige Maßnahme. Was Du tun musst, wenn Du eine bewusstlose Person auffindest, erfährst Du im Feuerwehr-Magazin 1/2020.

4. & 5. Rettungsdienst und klinische Versorgung

Der Rettungsdienst (4) übernimmt dann zunächst die professionelle Erstversorgung. Die Einsatzkräfte stabilisieren den Patienten und transportieren ihn ins Krankenhaus (5). Bei der so genannten klinischen Versorgung behandeln Ärzte und weiteres Fachpersonal im Krankenhaus den Patienten so lange, bis er gesund genug ist, um nach Hause zu gehen.

Mehr lesen zum Thema Erste Hilfe

Im Feuerwehr-Magazin 1/2020 erklärt Euch Philip Junkersdorf, nach welchem Schema Ihr vorgehen müsst, wenn Ihr eine bewusstlose Person auffindet und wie die stabile Seitenlage funktioniert.

Druckverband anlegen in sechs Schritten

Dein Jugendfeuerwehrwart hat sich mit einer Säge verletzt und blutet stark aus dem Arm. Nun heißt es, schnell handeln und einen Druckverband anlegen. Verliert er zu viel Blut, kann es sogar sein, dass Du ihn wiederbeleben musst. Symbolfoto: 1take1shot

Schritt 1: Eigenschutz geht vor

Im Blut können eventuell Erreger enthalten sein, die Krankheiten übertragen. Um Dich nicht anzustecken, ziehst Du am besten ein Paar Erste Hilfe- Handschuhe an. Diese findest Du in jedem Erste Hilfe-Set.

Schritt 2: Arm hoch

Bitte gegebenenfalls Deine Kameradin, den verletzten Arm Deines Jugendwartes nach oben zu halten. Durch die Wirkung der Schwerkraft wird die Blutung bereits etwas verlangsamt.

Schritt 3: Sterile Wundauflage (Kompresse) auflegen

Ein Verbandpäckchen ist eine (Mull-) Binde, auf die eine Wundauflage bereits eingenäht ist. Das ist sehr praktisch. Alternativ kannst Du auch eine separate Wundauflage und eine Binde verwenden. Wenn Du das Verbandpäckchen auspackst, achte darauf, nicht auf die eingenähte Wundauflage zu fassen, um diese nicht zu verunreinigen. Arbeite immer so keimarm und sauber wie möglich. Lege die Wundauflage auf die Verletzung am Unterarm. Am besten drückt jetzt Deine Kameradin oder Dein Jugendwart selbst auf die Kompresse, um die Blutung weiter zu verlangsamen.

Schritt 4: Wundauflage fixieren

Beginne nun damit, die Binde um den Arm des Verletzten zu wickeln und so die Wundauflage zu fixieren. Mache am besten zwei bis drei Umdrehungen um den Arm herum und gehe dann zum nächsten Schritt über.

Schritt 5: Druckpolster auflegen

Um den Druck auf die Wunde zu erhöhen und die Blutung dadurch zu stoppen, musst Du nun ein Druckpolster auf die Wundauflage auflegen. Ein Druckpolster kann eigentlich alles sein – ideal eignet sich allerdings eine noch eingepackte Binde. Leg diese auf Höhe der Wundauflage auf die Fixierbinde auf.

Schritt 6: Druck erzeugen

Wickle den Rest der Binde nun weiter fest um den Arm Deines Jugendwartes, über das Druckpolster. So erzeugst Du weiter Druck auf die Wunde. Sollte die Verletzung weiter bluten, steigere einfach den Druck auf die Wunde mit Hilfe eines weiteren Druckpolsters und einer weiteren Binde. Falls der Druckverband durchblutet, öffne diesen nicht! Lege stattdessen einen zweiten Druckverband an. Fixiere abschließend den Druckverband mit einem Knoten um die Binde.

Scheue Dich nicht, den Verband ordentlich festzuziehen. Der Druck auf die Wunde sorgt dafür, dass die Blutung stoppt und Du Deinen Jugendwart davor bewahrst, gefährlich viel Blut zu verlieren. Bleib nun bei ihm und sorge dafür, dass der Rettungsdienst Euch findet. Wenn Du kein Verbandmaterial zur Hand hast, kannst Du beispielsweise auch Kleidungsstücke für den Druckverband nutzen. Hauptsache die Blutung stoppt!

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