Penzberg (BY) – Die Feuerwehr ist bundesweit regelmäßig an Schulen zu Besuch, um aufzuklären in Sachen Brandschutz. Die Freiwillige Feuerwehr (FF) der Stadt Penzberg, im oberbayerischen Landkreis Weilheim-Schongau gelegen, ist allerdings seit diesem Schuljahr wöchentlich an der Bürgermeister-Prandl-Mittelschule. Dort wurde die „AG Feuerwehr“ ins Leben gerufen. Ein bayernweit einzigartiges Projekt.
„Im Bundesland Bayern ist in Sachen Brandschutzerziehung und ,Feuerwehr in der Schule‘ an den weiterführenden Schulen noch Nachholbedarf. Die AG in Penzberg ist bisher wohl einzigartig“, erklärt Thomas Kapfer-Arrington, in der städtischen Verwaltung zuständig für Ehrenamts- und Vereinsförderung. Während es in vielen anderen Bundesländern bereits seit längerem vergleichbare Projekte gibt, ist das in Bayern nicht so. Dies bestätigte ihm auf Nachfrage der bayerische Landesfeuerwehrverband.
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Die Idee zur AG entstand im Zuge einer Neustrukturierung der Abteilung Brandschutzerziehung in der FF Penzberg. Die findet für gewöhnlich „nur“ in den Kindergärten und Grundschulen statt. So gibt es der Lehrplan an bayerischen Schulen vor. Die Kameraden der FF Penzberg wollten das ändern. Denn: „Das Thema ,richtiges Verhalten im Brandfall‘ ist ja kein Thema, das nur Grundschüler angeht – ganz im Gegenteil“, erklärt Christian Abt, Erster Kommandant der FF Penzberg. Es gelte, gerade Jugendliche für die Gefahren rund ums Feuer zu sensibilisieren.
Zusammen mit dem Team der Facheinheit „Brandschutzerziehung“ in seiner Wehr wurde Anfang des Jahres das Angebotsportfolio (bisher nur auf Kindergärten und eben Grundschulen fokussiert) auf die weiterführenden Schulen erweitert und ersten Schulen vorgestellt. Das Interesse an der 90-minütigen Lehreinheit ist laut Kapfer groß. Ab sofort könne sie auch an Realschulen, Gymnasien oder Privatschulen gehalten werden
„Retten – Löschen – Bergen – Schützen“ als Unterrichtsfach
An der Bürgermeister-Prandl-Mittelschule war das Interesse sogar besonders hoch: Michael Zwick, Rektor der Mittelschule, schlug eine AG „Feuerwehr in der Schule“ vor – als regelmäßiges Projekt, um so handlungsorientiertes Lernen zu fördern.
Seit Beginn des neuen Schuljahres im September ist nun die erste AG am Start. Jeden Mittwochnachmittag steht „Feuerwehr“ auf dem Stundenplan der Mittelschüler. Kapfer-Arrington betreut mitsamt einem Helferteam der Feuerwehr die AG-Schüler zusammen mit einer Lehrkraft der Schule. Er oder Kameraden holen die sieben Schüler an der Mittelschule ab, die Nähe zum Feuerwehrgerätehaus macht viele Übungen auf dem Feuerwehrhof möglich: Fettbrand, Feuerwehrlöscher-Übungsanlage oder auch die Atemschutz-Übungsstrecke konnten die Mittelschüler so schon kennenlernen.
Außerdem steht für die Feuerwehr-Schüler auf dem Lehrplan:
Was ist ein Atemschutzgeräteträger?
Wie lange ist die Hilfsfrist, also die Zeit von Alarmierung bis Eintreffen an der Einsatzstelle?
Wie funktionieren Rettungsschere und-Spreizer?
Was ist beim Einsatz von Feuerlöschern zu beachten?
Wie muss die „Persönliche Schutzausrüstung“ beschaffen sein, um im Brandfall vor 600 bis 900 Grad Celsius Hitze zu schützen?
Wie löscht man kochend heißes Fett, das sich bereits entzündet hat?
Wie setzt man Funksprüche richtig ab?
Antworten auf diese Fragen haben die sieben Schüler der 5g und 6g inzwischen parat.
Auch Schulrektor Zwick begleitete schon begeistert die Schüler als verantwortliche Lehrkraft zum Feuerwehrgerätehaus. „An diesen Nachmittagen passiert so viel – unseren Mittelschülern wird die Bedeutung des Ehrenamts vor Augen geführt, sie trainieren ganz lebenspraktisch, Hilfe zu leisten, und lernen die Arbeitsweise und große Bedeutung einer Feuerwehr kennen.“ Nach dem Auftakt würde er gerne die Feuerwehr-AG auch in den höheren Jahrgangsstufen anbieten. Da man ab 13 Jahren auch in der Jugendfeuerwehr mitmachen darf, wäre die AG somit ein idealer Nachwuchs-Lieferant für die FF Penzberg.