Feuerschutzhauben (früher Flammschutzhaube) und Helmtücher bieten einen zusätzlichen Schutz für den Kopf und den Halsbereich von Atemschutzträgern. Aber immer noch fordern vereinzelt Führungskräfte der Feuerwehr ein so genanntes Wärmefenster für Einsätze im Innenangriff und wollen Körperstellen ungeschützt lassen. So soll der Atemschutzgeräteträger die Temperatur fühlen. Dies ist jedoch nach den Richtlinien der Unfallkassen unzulässig. Wir erklären die Vorteile der Flammschutzhaube und der Helmtücher und beschreiben verschiedene Anwendungsmöglichkeiten.
Der Truppführer hatte seine Kameraden noch zum Rückzug aufgefordert. Doch zu spät. Zwei Atemschutztrupps waren auf der Suche nach dem Brandherd, als eine Durchzündung der Brandgase über sie hinweg rollte. Ein Feuerwehrmann starb. Die drei weiteren Einsatzkräfte erlitten zum Teil schwere Verbrennungen an Hals, Ohren und im Gesicht. Mit Flammschutzhauben oder Helmtüchern wären die Einsatzkräfte besser vor den Verletzungen geschützt gewesen. Dieser tragische Unfall ereignete sich am 23. Januar 1998 bei einem Kellerbrand im bayrischen Donaustauf.
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Björn Lüssenheide von der Berufsfeuerwehr Osnabrück kennt solche Unfälle zur Genüge. Er ist Initiator der Internetseite “Atemschutzunfaelle.eu” und analysiert Vorfälle im Feuerwehreinsatz. Jedes Jahr wird die Unfalldatenbank umfangreicher.
Wärmefenster als Gefahr für Atemschutzgeräteträger
“Zum Glück gibt es nur noch wenige Feuerwehren, die ein Wärmefenster propagieren”, so Björn Lüssenheide über den Fortschritt der deutschen Feuerwehren. Dennoch gibt es Führungskräfte, die der Meinung sind, dass ein Atemschutzgeräteträger die Hitzegefahren spüren muss, um den rechtzeitigen Rückweg antreten zu können. Sie schicken ihre Kameraden ohne Flammschutzhauben oder Helmtücher in den Innenangriff. So ist der Kopf nur durch Maske, Helm und Nackenleder geschützt. Durchzündungen oder herabfallende Glut verursachen aber teils schwere Verbrennungen an Ohren oder im Hals- und Nackenbereich.
Diese Gefahren erkannte auch Heinz Engels von der Berufsfeuerwehr Düsseldorf. 1995 begannen seine Kollegen mit der Heißausbildung in einer eigenen Anlage. Sie übten das richtige Vorgehen bei Rauchgasdurchzündungen. Schnell stellte er zur Schutzkleidung fest: “Da muss sich was tun.” Aus den USA und den skandinavischen Ländern besorgten sich die Düsseldorfer verschiedene Flammschutzhauben als zusätzlichen Kopfschutz. Sie testeten unterschiedliche Materialien, Lagen und Formen. “Nicht bei jedem Stoff ist der Tragekomfort gegeben”, verrät Engels.
Auch andere Feuerwehren haben sich intensiv mit diesem Thema beschäftigt. Thomas Nern von der Berufsfeuerwehr Essen erklärt: “Wir wollten einen wirksamen Schutz mit einem Helmtuch erzielen.” Zwei Firmen beschäftigten sich mit der Entwicklung. So entstand das Essener Tuch. Es schützt den Kopf komplett durch nichtbrennbare Stoffe und schließt an der Maske ab. Nern beschreibt einen weiteren Vorteil: “Das Essener Tuch besteht aus mehreren Lagen und liegt nicht direkt auf der Haut auf. So wirkt die dazwischen liegende Luftschicht als Isolator.”
Und die Entwicklung im Kopfschutz geht noch weiter: “Unser Ziel ist es, ein Material zu finden, dessen Schutzwirkung, auch in Verbindung mit Nässe und Schweiß, nicht nachlässt”, berichtet Engels. Björn Lüssenheide erklärt: “Nasse Kleidung leitet die Wärme schneller und könnte zu Verbrennungen führen.”
PSA Feuerwehr: Flammschutzhauben sind Vorschrift
“Wer keine Flammschutzhauben nutzt, verstößt übrigens gegen sämtliche Empfehlungen und Richtlinien”, verweist Atemschutzexperte Lüssenheide auf das Regelwerk “UVV Feuerwehren” der Feuerwehrunfallkassen. Dort heißt es im Paragraph 12 Absatz 2: “Bei besonderen Gefahren müssen spezielle persönliche Schutzausrüstungen vorhanden sein, die in Art und Anzahl auf die Gefahren abgestimmt sind.” In der anschließenden Auflistung der Schutzkleidung sind Feuerschutzhauben entsprechend der europäischen Norm (DIN EN) 13911 “Schutzkleidung für die Feuerwehr – Anforderungen und Prüfverfahren für Feuerschutzhauben” aufgeführt.
“Im ABC-Einsatz verlangt auch kein Mensch ein Gefahrenfenster”, weiß Lüssenheide. Zur Erkennung der Gefahren ist vielmehr eine fundierte Praxisausbildung nötig. Vor dem Innenangriff muss der Atemschutzgeräteträger eine Realbrandausbildung durchlaufen. “Ein Taucher übt auch erst im flachen Gewässer, bevor er in die Tiefe geht”, gibt Lüssenheide einen weiteren Vergleich.
Ergänzend zu dieser Realbrandausbildung können Temperaturwarner eingesetzt werden. Seit etwa zwei Jahrzehnten gibt es auf dem US-Markt genormte Notsignalgeber, so genannte Totmannwarner, mit integrierten Temperaturwarnern. In Deutschland sind solche Geräte seit etwa zehn Jahren erhältlich. “Der rechtzeitige Rückzug ist in der Regel aber schon vor dem Auslösen der Temperaturwarnung angesagt”, warnt Lüssenheide vor blindem Vertrauen in die Technik.
Für den ausreichenden Schutz der Atemschutzträger gibt es keine Alternativen. Die Feuerschutzkleidung muss den gesamten Körper bedecken. Zur Gefahreneinschätzung ist außerdem eine realitätsnahe Aus- und Fortbildung unbedingt erforderlich.
Doch wie ist der Kopf am besten geschützt? Tuch, Haube oder sogar beides? “Der Helmtyp und die Qualität von Haube und Helmtuch spielen eine große Rolle”, weiß Atemschutzgeräteträger Lüssenheide. Er erklärt: “Stehen nur kurze, dünne Hauben zur Verfügung, dann ist ein sicher befestigtes Tuch am Helm ein Muss.” Bei Halbschalenhelmen beispielsweise in US-Form, in Verbindung mit textilem Nackenschutz und guten Feuerschutzhauben, kann nach seiner Meinung auf ein Helmtuch verzichtet werden. “Die Kombination von beiden bietet für den Innenangriff aber ein Plus an Sicherheit”, stellt Lüssenheide klar. Er hatte seine erste Flammschutzhaube (einlagig mit kurzem Latz) aus dem Jahr 1995 schnellstmöglich durch ein Helmtuch ergänzt. Negative Erfahrungen, zum Beispiel Hörbehinderungen, hat er noch nicht gemacht.
Was beim Anlegen von Flammschutzhauben zu beachten ist
Doch nicht nur fehlende Persönliche Schutzausrüstung kann zu Verletzungen führen, sondern auch falsch angelegte Kleidung. Fehler können dann auftreten, wenn die Einsatzjacke vor dem Anlegen des zusätzlichen Kopfschutzes geschlossen wird. Dann kann der Latz der Flammschutzhaube nicht überlappend in die Überjacke gestopft werden. Also immer zuerst den zusätzlichen Kopfschutz anlegen, dann die Jacke schließen und den Kragen hochklappen.
Das Anlegen der Haube kann in verschiedenen Varianten erfolgen. Jede Variante bringt Vor- und Nachteile mit sich, die der Benutzer beachten muss. Eine Möglichkeit ist das frühzeitige Anlegen. Noch bevor die Überjacke angezogen wird, wird die Haube über den Kopf gestülpt und wie ein Schal getragen. So gibt es keine Probleme, den Latz zu verstauen. Nach dem Anlegen der Maske wird die Haube von hinten nach vorne übergestülpt. Dadurch kann sich aber die Bebänderung der Atemschutzmaske lösen.
Eine andere Möglichkeit: Die Flammschutzhaube erst nach Anlegen der Maske über den Kopf zu ziehen. Allerdings muss der Atemschutzträger hier auf das Überlappen des Latzes achten. Also die Jacke erst zum Schluss schließen.
Welche Möglichkeit für den Nutzer die Beste ist, muss der Atemschutzträger selbst feststellen. So sind auch Alternativen entstanden. Die Flammschutzhaube kann beispielsweise im Vorfeld über die Sichtscheibe der Maske geschoben werden. Ähnlich wie die Einsatzhose schon über den Stiefeln bereit liegt. Diese Möglichkeit ist allerdings deutlich von der Bauart der Atemschutzmaske abhängig. Zusätzlich muss die Haube einen Gummizug am Rand der Gesichtsöffnung besitzen. “Gummi hat aber auch Nachteile”, verdeutlicht Heinz Engels. “Das Material schmilzt. Es ist bei Hitzeeinwirkung gefährlich.” Diese Erfahrung hatte er mit Proben aus den USA gemacht. Trotzdem sollte eine Haube unbedingt einen flexiblen Gesichtsausschnitt besitzen. Von Hauben, die nach der EN 13911 zugelassen sind, “glaube ich nicht, dass eine Gefährdung entsteht”, so Lüssenheide.
Ein anderes Beispiel kennt der Osnabrücker Berufsfeuerwehrmann aus Schweden: “Dort tragen die Feuerwehrleute ihre Feuerschutzhauben unter der Maske und deren Bebänderung.” Dadurch kann die Maske allerdings schnell verrutschen. Bei praktischen Anwendertests stellten sich Probleme bei der Dichtigkeitsprüfung ein. Bei allen Anlege-Varianten gilt: Der Kragen der Überjacke muss hochgestellt werden. Es dürfen keine Körperstellen frei liegen. Auch bei Bewegungen des Kopfes darf keine Haut freigelegt werden. Diese Punkte sollten schon bei der Anschaffung beachtet werden. “Die Haube muss mit den Atemanschlüssen, Überjacken und Helmen kompatibel sein”, gibt Lüssenheide zu bedenken und verweist auf eine sorgfältige Gefährdungsbeurteilung.
Wichtig für Atemschutzgeräteträger: Flammschutzhauben müssen passen
Durch zu dicke Nähte könnten beispielsweise Druckstellen verursacht werden. Zu enge Flammschutzhauben passen unter Umständen nicht mit den vorhandenen Atemanschlüssen zusammen. Wichtig sind auch die Herstellerangaben zur Reinigung. Es gibt Flammschutzhauben, die nicht für den Wäschetrockner geeignet sind. Bei Missachtung der Pflegehinweise kann die Haube enorm einlaufen. “Teils bis zu 5 Zentimeter”, bemängelt Lüssenheide.
Sollen Helmtücher beschafft werden, müssen diese an den jeweiligen Helmtypen fest fixiert werden können. Sie dürfen sich keinesfalls selbstständig lösen können. Auch Fixierbänder dürfen nicht verrutschen. Die Passform des Helmtuches muss mit angelegtem Atemanschluss getestet werden. Das Schließen des Tuches muss einfach und schnell möglich sein.
“Beim Kauf von Flammschutzhauben müssen die Feuerwehrleute auch auf die Norm achten”, erklärt Barbara Schrobsdorff von den Hohensteiner Instituten, eine der zuständigen Prüf- und Zertifizierstellen für Flammschutzhauben. “Nur die DIN EN 13911 ist richtig”, so Schrobsdorff. In dieser Vorschrift sind die Mindestsicherheitsanforderungen und Prüfverfahren vorgeschrieben. “Feuerwehrleute müssen darauf achten, dass ihre Hauben nicht mit der EN 531 gekennzeichnet sind”, warnt die Expertin des Hohenstein Instituts. Kleidung, die dieser Norm entspricht, ist zwar für den Schutz von Arbeitern gegen kurzzeitigen Kontakt mit Flammen und Hitze vorgesehen, jedoch nicht für den Atemschutzeinsatz.