Berlin – Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) und die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) haben mit einer neuen Generation von Simulatoren eine bundesweite Schulungsinitiative zur Vermeidung von Blaulicht-Unfällen bei Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten gestartet. Die vier transportablen Übungssysteme wurden vom Würzburger Institut für Verkehrswissenschaften (WIVW) und der Leipziger IFE Systems GmbH Anfang März übergeben.
“Einsatzfahrer mit Blaulicht und Sondersignal haben gegenüber anderen Verkehrsteilnehmern ein bis zu 18 Mal höheres Risiko, in einen Unfall verwickelt zu werden”, begründet Marion Pieper-Nagel, Referatsleiterin Verkehrsmedizin, Rettungswesen und Simulatortechnik beim DVR die Schulungsinitiative ihrer Organisation. Obwohl es (noch) keine offizielle Statistik gibt, registrierte allein die auf Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben spezialisierte Internetplattform blaulicht.org 2010 bundesweit mindestens neun Tote, 231 teils schwer Verletzte und Sachschäden in Millionenhöhe als Folge von Unfällen bei Einsatzfahrten mit Sondersignal.
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Der DVR will speziell die Zahl solcher schweren Zwischenfälle deutlich senken. Um den besonderen Schulungs- und Trainingsanforderungen für die beruflichen Hochrisikogruppen gerecht zu werden, ließ er jetzt entsprechende Simulatoren anfertigen. Ein komplett neues Sicht- und Lenksystem, leistungsfähige Rechentechnik sowie Programmierfunktionen – etwa die Möglichkeit zur Aufzeichnung, nachträglichen Auswertung oder zur Mitbetrachtung virtueller Übungsfahrten in separaten Räumen – wurden vom Konsortium aus der WIVW und der IFE Systems in vorhandene Anlagen des Ford Fiesta-Formats integriert.
Beide Unternehmen konnten dabei umfassende technische Erfahrungen einfließen lassen. Bereits 2008 hatte IFE den bundesweit ersten transportablen, besonders leistungsfähigen, aber kostengünstigen Sondersignalfahrt-Trainer entwickelt, bei dem das Risiko der gefürchteten Simulatorkrankheit auf deutlich unter 10 Prozent abgesenkt wurde. Eine solche Anlage – ausgerüstet mit verkehrspsychologisch erprobter Software von WIVW – bewährt sich bereits seit zwei Jahren im NRW-Landkreis Steinfurt bei der Schulung und Fortbildung von Einsatzfahrern (siehe Erfahrungsbericht im Feuerwehr-Magazin 2/2011). Auch einen stationären Simulator des Instituts für Arbeit und Gesundheit der DGUV in Dresden haben WIVW und IFE im Jahr 2010 eingerichtet.
In allen Fällen ermöglicht die Kombination aus Fahrerkabinen, Bildschirmsystem, Steuertechnik und von WIVW entwickelten Trainingsszenarien virtuell risikobehaftete innerstädtische Alarmfahrten ebenso wie Rettungseinsätze bei Nacht oder Schneetreiben sowie komplizierte Überholmanöver zu üben. Die mobilen Systeme sind binnen einer Stunde auf- und abgebaut, lassen sich auf einem 7,5 Tonnen-Transporter unterbringen und benötigen zum Betrieb eine normale Steckdose sowie 25 bis 40 Quadratmeter Fläche.
Der DVR bietet jetzt mit einem eigenen Trainingskonzept bundesweit spezielle Schulungsseminare für Einsatzfahrer an. Zu einem späteren Zeitpunkt, so DVR-Vertreterin Pieper-Nagel, solle die Paketlösung aus Konzept, Programm und Systemtechnik auch für eine eigenständige Nutzung durch Dritte erschlossen werden.