Hoya (NI) – Immer wieder müssen große Mengen Wasser abgepumpt und die Kanalisation eingebracht werden: nach Hochwassern, nach Bränden oder nach Gebäudeflutungen. In der Regel werden die losen Schlauchenden dafür einfach in einen Schacht gehängt und bestenfalls provisorisch gesichert. Doch welche Mengen packt ein Schacht überhaupt? Wie sicher ist das Verfahren? Und schädigt das Verfahren die Kanalisation vielleicht? Helmuth Pfitzmeier ließ die Problematik keine Ruhe. Und so entwickelte er die SET, die Schacht-Einlauf-Tonne.
Nachdem in seinem Heimatort Mehlem bei Bonn ein kleiner Bach innerhalb von 30 Minuten auf 2,40 Meter Wasserstand angestiegen war, beschäftigte die Problematik Pfitzmeier. „Ich wohne selbst im Überflutungsgebiet“, so der 68-Jährige. „Seit 2010 hatten wir drei Hochwasserkatastrophen bei uns.“
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Die Idee kam ihm nach eigener Auskunft eines Nachts im Traum. „Ich bin aufgewacht und hatte das Aussehen ziemlich exakt im Kopf“, so Pfitzmeier. Am nächsten Morgen fertigte er eine erste Skizze von seiner Idee an. Ein befreundeter Maschinenbauingenieur machte daraus dann eine Art Schnittzeichnung. Anhand dieser wiederum besprach Pfitzmeier mit einem Metallbauer aus der Region die Machbarkeit und gab gleich einen Prototyp in Auftrag. „Der zuständige Schweißer war Feuerwehrmann und hat sich gleich mit eingebracht“, sagt der 68-Jährige.
Im Herbst 2017 war die erste Schacht-Einlauf-Tonne fertig. Die Fachgruppe Wasserschaden Pumpen des THW-Ortsverbandes Bonn erprobte die Erfindung ausgiebig – und war begeistert. „Uns ging es genauso“, sagt Daniel Horstmann, Lehrkraft am THW-Ausbildungszentrum Hoya, wie die ehemalige Bundesschule inzwischen heißt. In Hoya hat das THW die komplette Wasser-Ausbildung gebündelt: Bootsführer, Schmutzwasserpumpen, Trinkwasseraufbereitung.
„Einfach, verständlich, vielseitig“, beschreibt Sabine Lützelschwab, die Leiterin des Ausbildungszentrums Hoya die SET. „Eigentlich kommt bei den ehrenamtlichen Helfern neues Equipment nur dann gut an, wenn es sich um etwas Elektronisches oder eine große Maschine handelt. Die SET ist beides nicht. Die Anwender sind trotzdem voll des Lobes.“
Aufgebaut ist die SET ganz simpel. Im Prinzip handelt es sich dabei um eine Tonne aus Edelstahl. Der Durchmesser beträgt 560 Millimeter, die Höhe 610 mm. Dank des Eigengewichts ab zirka 40 Kilogramm (je nach Ausführung) können zwei Kräfte die SET in den Schacht setzen. “Oder auch für viele andere Anwendungen nutzen”, so der Erfinder. Als Beispiele nennt er die Funktion Quelltopf. Die Tonne wird dafür mit der geschlossenen Seite nach unten aufgestellt und abgepumptes Wasser hineingeleitet. Das Wasser steigt in der Tonne hoch und plätschert über den rand nach draußen. “So werden Schäden oder Ausspülungen am Untergrund vermieden”, so Pfitzmeier.