Ausbildung darf Spaß machen – also weg vom typischen Übungsdienst auf dem Hof des Feuerwehrhauses. Wir geben Euch Tipps, was Ihr bei der Übungsplanung beachten solltet und wie Ihr kreativ werden könnt.
Kommentar von Olaf Preuschoff, Redakteur Feuerwehr-Magazin und Feuerwehr-Ausbilder
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Übungsabend, der Gruppenführer tritt vor seine Mannschaft: „Angriffstrupp zur Brandbekämpfung…!“ Unisono denken alle in der Löschgruppe: „Orrr, nicht schon wieder mit dem ersten Rohr über vierteilige Steckleiter ins erste OG vor!“ Den Weg durch das Fenster des Unterrichtsraumes im ersten Obergeschoss kennt Ihr schon auswendig. Und das Feuer dahinter muss sich der Angriffstrupp auch immer wieder selbst vorstellen. Währenddessen verlegen Wasser- und Schlauchtrupp gelangweilt die geforderten Leitungen. Aber bloß kein Wasser geben, man will ja am Ende des Dienstabends pünktlich fertig sein. Völlig unterfordert steckt sich der Maschinist erstmal eine an.
Kennt Ihr das von Eurer Feuerwehr? Klar kann nicht an jedem Dienstabend eine Zugübung gefahren werden. Und auch Schrott-Pkw für die Technische Hilfeleistung sind nicht unendlich verfügbar. Zudem gibt es Handgriffe, die müssen einfach sitzen. Ja, auch nachts und im Halbschlaf. Und ja, diesen schon so oft gesagten Satz kann keiner mehr hören. Aber spätestens, wenn aus dem hundertmal geübten Zimmerbrand im ersten OG die dramatische Menschenrettung aus dem zweiten Stockwerk wird und statt der üblicherweise benutzten Steckleiter plötzlich die Schiebleiter zum Einsatz kommen soll – dann wünscht sich so mancher, dass beim letzten Mal eben nicht aus Bequemlichkeit nur mit zwei Steckleiterteilen und ohne Wasser am Strahlrohr geübt worden wäre.
Als Merkhilfe für die Übungs-Planung können sich Feuerwehren an den fünf „W‘s“ des Notrufes orientieren, die abgewandelt lauten können:
Was soll geübt werden?
Wo soll geübt werden?
Wie soll geübt werden?
Welche Einheit übt?
Wer hat die Übungsleitung?
Das solltet Ihr vor der Übungsfahrt mit Sondersignal klären
Alarmfahrten lassen Übungen deutlich realistischer rüberkommen und steigern die Aufmerksamkeit der Kameraden erheblich. Aber Achtung, Ihr solltet vorher einiges beachten.
Welchen Zweck soll die Übungsfahrt mit Inanspruchnahme von Sonder- und Wegerechten erfüllen?
Kann dieser Zweck auch ohne Sondersignalfahrt erfüllt werden?
Welche Fahrzeuge sind für den Erfolg dieser Übungsfahrt zwingend notwendig? Und welche könnten auch ohne Sondersignal nachrücken?
Wer muss zwingend von der Übungsfahrt wissen beziehungsweise kann die Verwendung von Sonder- und Wegerechten genehmigen?
Liegt die Genehmigung schriftlich vor?
Welche Maschinisten und Führungskräfte sind zu dieser Übungsfahrt tatsächlich verfügbar?
Müssen die Einsatzkräfte wirklich von zu Hause/der Arbeit weg alarmiert werden, ohne von der Übung zu wissen? Gibt es Alternativen?
Wer kontrolliert am Feuerwehrhaus, dass sich nur erfahrene Maschinisten ans Steuer setzen?
Ist es eventuell möglich/sinnvoll, zumindest den Maschinisten mitzuteilen, dass es sich lediglich um eine Übungsfahrt mit Sonder-/Wegerechten handelt?
Welchen Weg sollen die Einsatzfahrzeuge nehmen? Gibt es auf diesem Weg besondere Gefahrenpunkte?
In unsererSerie Kleine Übungen stellen wir Feuerwehrübungen für die einfache Umsetzung beim Feuerwehrdienst vor. Sie sind einfach zu realisieren und bestens zum Nachmachen geeignet.
Mittlerweile sind über 80 Beiträge erschienen, die wir in sieben Downloads zusammengestellt haben.
Der Gruppenführer gibt der Gruppe den Befehl: Mannschaft und Gerät einsatzbereit machen! Alle sollen sich so vorbereiten, dass ihrer Meinung nach alles an seinem richtigen Platz ist. Dann lässt er den Wassertrupp auf den Plätzen des Angriffstrupps aufsitzen, der Angriffstrupp stellt sich vor Geräteraum 1 auf.
Beide Trupps sollen sich nun zum Atemschutzeinsatz richtig ausrüsten. Der Rest der Mannschaft schaut zu und hält Fehler oder richtig gemachte Dinge fest. Der Trupp, der als erster einsatzbereit und vor allem vollständig ausgerüstet am Heck des Einsatzfahrzeugs steht, gewinnt. Alle Atemschutzträger werden von den anderen Gruppenmitgliedern bewertet.
Auch diese Übung schafft Sicherheit sowie Schnelligkeit, immer wieder vorkommende Fehler wie ein aufbehaltenes Visier werden abgestellt. Ganz wichtig: der Unfallschutz. Auch wenn es schnell gehen soll, dürfen dabei nie Unfallverhütungsvorschriften außer Kraft gesetzt werden.
Feuerwehrübung Beispiel: Wettbewerb im Dunkeln
In der dunklen und kalten Jahreszeit sind die Kameraden meist nicht unglücklich darüber, im Feuerwehrhaus zu üben. Genauso ging es auch der FF Schönwalde (Kreis Barnim, BB).
Deshalb kam der stellvertretende OWM Markus Funk auf die Idee, einen Übungsparcour in der völlig verdunkelte Fahrzeughalle aufzustellen. Die Stationen durften nur mit Hilfe einer Wärmebildkamera bewältigen werden.
Zu den Stationen zählten:
Knoten,
Anbringen von Rollgleitern am Rad,
Kuppeln einer Saugleitung,
Auffüllen eines Behälters mit Ölbindemittel,
Rollen eines C-Schlauches,
eine bestimmte Menge Wasser mit der Kübelspritze in einen Behälter füllen,
Starten eines Stromerzeugers,
rohe Eier mit einem hydraulischen Spreizer „umparken“,
mit dem Pedalschneider eine festgelegte Länge von einer Gewindestange abschneiden.
Im Sinne der Unfallverhütung wurde die letzte Übung mit Beleuchtung absolviert. Für jede der Stationen hatten die Teams jeweils ein Zeitlimit vom 2 Minuten. Danach wurde das Ergebnis kontrolliert und Punkte vergeben.
„Alle waren mit vollem Einsatz dabei, zumal der Umgang mit der Wärmebildkamera nicht so oft erfolgt“, sagt Andreas Tschöcke, Gerätewart der FF. Auch der punktgenaue Umgang mit den größeren Gerätschaften sollte dabei trainiert werden. So überstanden von den in einer größeren Menge beschafften Eiern lediglich vier die Prozedur nicht.
„Jeder gab sich die größte Mühe und so kamen auch respektable Ergebnisse zustande. Vor allem aber hat es Riesen Spaß gemacht“, erinnert sich Tschöcke. Das Team mit den meisten Punkten erhielt bei der nächsten Dienstversammlung ein kleines Präsent.