Auch Oldtimer im Fokus

vfdb kooperiert beim Kulturgutschutz mit Restauratoren

Münster/Bonn/Berlin – Die Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes (vfdb) hat eine Kooperationsvereinbarung mit dem Verband der Restauratoren (VDR) beschlossen. Geplant ist unter anderem, gemeinsam Merkblätter, Richtlinien und Qualifizierungsangebote zum Kulturgutschutz zu erarbeiten.

„Jahr für Jahr werden große Werte vernichtet“, sagt vfdb-Präsident Dirk Aschenbrenner. „Es sind Schäden, die auch durch beste Versicherungen nicht wieder gutzumachen sind.“

Anzeige

Es ginge nicht nur um große und spektakuläre Fälle wie vor Jahren die Zerstörung der Herzogin Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar durch ein Großfeuer oder die Verwüstung von Museen und Archiven durch das Elbe- und Ahrtal-Hochwasser. „Schon die Zerstörung seltener Oldtimer-Fahrzeuge kann einen Verlust an Kulturgut bedeuten“, betont Aschenbrenner.

So seien etwa bei einem Scheunenbrand in Niedersachsen alte Fahrzeuge im Wert von rund 200.000 Euro verbrannt. „Auch diese Fahrzeuge sind unwiederbringlich“, erklärt der vfdb-Präsident.

Durch die enge Zusammenarbeite erhoffen sich die beiden Kooperationspartner auch eine Stärkung des Bewusstseins für die Bedeutung von Kulturgut sowie dessen Schutzes. „Vorsorge wird immer dringlicher, denn wir blicken auf eine zunehmende Zahl an Extremwetterereignissen und auf immer komplexere Gebäudetechnik mit großen Gefahren“, sagt VDR-Präsident Sven Taubert. „Je enger Gefahrenabwehr und Restaurierungsfachkräfte zusammenarbeiten, desto besser kann Kulturgut im Ernstfall gesichert und versorgt werden.“

PDF-Download: Download Schutz von Kulturgut

Was können Feuerwehren tun, wenn z.B. eine Bibliothek brennt? Praxis-Tipps zum Schutz von Kulturgut finden Sie im eDossier übersichtlich zusammengestellt.

2,90 €
AGB

In diesem Jahr steht das Thema Kulturgutschutz auch auf dem Programm der 70. Jahresfachtagung der vfdb. Diese findet vom 6. bis zum 8. Mai 2024 in Magdeburg statt.

Drei Referenten thematisieren die Zusammenarbeit zwischen Feuerwehr und Kultureinrichtungen sowie einen vfdb-Brandschutz-Leitfaden für Denkmaleigentümer und Kulturgutschützende. Über den Kulturgutschutz in seinem Land und den Brand der Kathedrale Notre-Dame de Paris im Jahr 2019 berichtet außerdem ein Vertreter des französischen Innenministeriums.

Die vfdb beteiligt sich bereits seit längerem an dem vom Bundesforschungsministerium geförderten Projekt BRAWA (Kulturgut bewahren durch Helfermotivation und geringe Brandwahrscheinlichkeiten). Dieses soll dazu beitragen, die Brandgefahren zu verringern und zugleich ein Konzept zu erarbeiten, nach dem Helfer vor Ort durch schnelles und qualifiziertes Eingreifen eine frühe Brandbekämpfung einleiten und größere Schäden verhindern können.

Oldenburg: Notfallverbund Kulturgutschutz gegründet

Oldenburg (NI) – Museen, Archive und Bibliotheken in Oldenburg haben sich zu einem Notfallverbund zusammengeschlossen. Dieser soll eine enge Zusammenarbeit mit Akteuren sowie zuständigen Behörden und Organisationen im Bereich des Katastrophenschutzes gewährleisten, um den Schutz und die Rettung bedrohter Kulturgüter im Akutfall bestmöglich zu gewährleisten.

In Oldenburg haben sich Museen, Archive und Bibliotheken zu einem Notfallverbund für Kulturgutschutz zusammengeschlossen.

Zu den Gründungsmitgliedern des Oldenburger Notfallverbundes zählen das Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg, das Landesmuseum Kunst und Kultur Oldenburg, das Niedersächsische Landesarchiv, Abteilung Oldenburg, das Stadtarchiv Oldenburg, die Landesbibliothek Oldenburg, das Stadtmuseum Oldenburg, das Horst-Janssen-Museum, die Oldenburgische Landschaft, das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege, Stützpunkt Oldenburg, sowie das Bibliotheks- und Informationssystem der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg mit Universitätsarchiv.

Beratend begleiten die Behörden und Organisationen des Katastrophenschutzes den Notfallverbund. Mit der Feuerwehr wird die bereits praktizierte Zusammenarbeit nun um Präventionsmaßnahmen im Notfall ergänzt. Gleiches gilt für die Polizei, zum Beispiel bei der Risikoanalyse. Die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW) unterstützt den Notfallverbund technisch, logistisch und personell in Fragen der Notfallplanung. Bei den Institutionen selbst als auch bei dem Notfallverbund Oldenburg liegen das Risikomanagement und die Planung der Präventionsmaßnahmen.

Ziel des Notfallverbundes: Die bestehenden Ressourcen bei einem Notfall zum Schutz des Kulturgutes zusammenzuschließen und die anstehenden Aufgaben möglichst gemeinsam zu leisten. Außerdem geht es um die wechselseitige Unterstützung in allen Fragen der Prävention, der Ausbau der Kontakte untereinander und zu den verantwortlichen Blaulicht-Behörden. Dazu gehören zudem die Aufstellung und Pflege der im Notfall benötigten Sachmittel sowie die Festlegung und kontinuierliche Aktualisierung einer Alarmierungsstruktur.

Die Umsetzung der Ziele verfolgt die AG Notfallverbund Oldenburg. Die AG setzt sich aus jeweils mindestens einer Vertreterin oder einem Vertreter der am Notfallverbund beteiligten Institutionen zusammen. Stefanie Kappelhoff-Beckmann und Dr. Kerstin Rahn sind die von der AG gewählten Kulturgutschutzbeauftragten. Die AG pflegt die Dokumente und die Alarmierungsstruktur kontinuierlich, erarbeitet Notmaßnahmenpläne für den Verbund, koordiniert Schulungsmaßnahmen und sonstige Aktivitäten.

Bereits während der Auftaktveranstaltung fand eine Schulungsmaßnahme zur Gründung des Notfallverbundes statt. Nun erarbeitet jede Institution objektbezogene Gefahrenabwehrpläne und bewertet dabei die Risiken im Hinblick auf die Bewahrung der Sammlungen. Bedarfe und erforderliche Maßnahmen werden durch eine Priorisierung der Risiken definiert. Es erfolgt eine Recherche der Materialien und Geräte für die Erstversorgung, die für den Notfall benötigt werden, und eine Anpassung auf die Bedürfnisse des Notfallverbundes Oldenburg.

Praxistipps: Kulturgutschutz für Feuerwehren

Wenn eine Kirche brennt, ein Archiv einstürzt oder ein Museum vom Hochwasser bedroht ist, kommt die Feuerwehr zum Einsatz. Dann gilt es, Kulturgut zu bergen und zu schützen. Wir sagen, wie Ihr Euch auf solche Schadensereignisse vorbereiten könnt.

2014 brach in der in der St.-Hubertus-Kirche in Essen - vermutlich nach Blitzeinschlag - ein Feuer aus. Einsatzkräfte halfen bei der Bergung des Kulturguts. Foto: Feuerwehr Essen
2014 brach in der in der St.-Hubertus-Kirche in Essen – vermutlich nach Blitzeinschlag – ein Feuer aus. Einsatzkräfte halfen bei der Bergung des Kulturguts. Foto: Feuerwehr Essen

Im Jahr 2004 brach in der historischen Herzogin Anna Amalia Bibliothek (HAAB) in Weimar (TH) ein Brand aus, der sich zu einem Großfeuer entwickelte. Dachgeschoss und zweite Galerie des berühmten Rokokosaales der HAAB, 35 Ölgemälde sowie 50.000 Bücher und Handschriften wurden zerstört. Rund 62.000 Bände sind durch Feuer, Hitze oder Löschwasser beschädigt worden. 2007 konnte die Bibliothek mit dem Rokokosaal zwar wiedereröffnet werden. Die Buchrestaurierung ist allerdings bis heute noch nicht abgeschlossen.

Was ist Kulturgut?

Als Kulturgut lässt sich grundsätzlich alles bezeichnen, was für eine Gesellschaft einen beständigen kulturellen Wert hat. Dazu zählt auch immaterielles Kulturgut, zum Beispiel ein überlieferter Brauch.

Bei Kulturgütern im physischen Sinne kann zwischen beweglichen und unbeweglichen unterschieden werden. Sie haben in der Regel eine archäologische, geschichtliche, künstlerische, technische oder wissenschaftliche Bedeutung.

Bewegliche Kulturgüter finden sich beispielsweise in Bibliotheken, Archiven und Museen. Dort sind Archivalien, Bücher und Kunstwerke meist in großer Zahl vorhanden.

Als unbewegliche Kulturgüter gelten etwa Schlösser, Kirchen und Klöster, aber auch denkmalgeschützte Wohn- und Nutzgebäude sowie Industrieanlagen. In diesen Bauwerken befinden sich neben der ortsfesten Ausstattung oft auch bewegliche Kulturgüter.

Zu Kulturgut zählen beispielsweise Kunstwerke wie dieses Gemälde aus dem 19. Jahrhundert. Foto: Michael Rüffer
Zu Kulturgut zählen beispielsweise Kunstwerke wie dieses Gemälde aus dem 19. Jahrhundert. Foto: Michael Rüffer (Bild: Michael Rueffer)

Neben dem Brand der Weimarer Bibliothek haben zwei andere Großschadensereignisse das Bewusstsein für den Kulturgutschutz in Deutschland geschärft: Das Elbehochwasser 2002, das unter anderem in Dresden für Zerstörungen und Beschädigungen sorgte, und der Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln im Jahr 2009.

Bei der Bergung von Kulturgut gehen Menschenleben vor Sachwerten. Foto: Feuerwehr Hannover

In keinem der Fälle waren die Institutionen und Feuerwehren unvorbereitet: Sie hatten jeweils Notfallpläne erarbeitet. Doch allein die Masse des zu bergenden Kulturguts brachte die Beteiligten an ihre Kapazitätsgrenzen. Als eine Möglichkeit, dem entgegenzuwirken, bietet sich die Zusammenarbeit in einem Notfallverbund an. Einen solchen Verbund gibt es mittlerweile auch in Weimar.

Gegenseitige Hilfe im Notfallverbund

Nach Schätzungen von Experten haben sich in Deutschland in den letzten Jahren über 40 Notfallverbünde für den Kulturgutschutz gegründet. Mitglieder sind jeweils Archive, Bibliotheken und Museen einer Stadt, eines Kreises oder einer Region. So existieren Notfallverbünde in größeren Regionen und Städten wie Berlin-Brandenburg, Dresden, Düsseldorf, Frankfurt (HE), Hannover, Koblenz (RP), Leipzig (SN), Magdeburg, Münster (NW) und Stuttgart. Aber auch in kleineren Orten wie Aurich (NI), Detmold (NW), Halle (ST) und Weimar (TH) gibt es solche Zusammenschlüsse.

PDF-Download: Download Schutz von Kulturgut

Was können Feuerwehren tun, wenn z.B. eine Bibliothek brennt? Praxis-Tipps zum Schutz von Kulturgut finden Sie im eDossier übersichtlich zusammengestellt.

2,90 €
AGB

Ziel der Verbünde ist, sich im Schadensfall bei der Bergung und Sicherung von Kulturgut gegenseitig Hilfe zu leisten – in materieller und personeller Hinsicht. Grundlage für die Zusammenarbeit sind Vereinbarungen oder Verträge, in denen die Aufgaben der einzelnen Mitglieder festgehalten sind.

Notfallplanung und einsatztaktische Maßnahmen werden mit den örtlichen Feuerwehren abgestimmt. Diese bringen oft zusätzlich zur Ausrüstung der einzelnen Institutionen weiteres Spezialequipment zur Einsatzstelle. In regelmäßigen Übungen -beispielsweise Brandschutzübungen – wird das gemeinsame Vorgehen der Verbundmitglieder und der Feuerwehr trainiert.

Übung des Regionalen Notfallverbunds Kulturgutschutz Hannover und der Feuerwehr Hannover: Evakuierung von Büchern per Bergungsrutsche. Foto: Feuerwehr Hannover
Übung des Regionalen Notfallverbunds Kulturgutschutz Hannover und der Feuerwehr Hannover: Evakuierung von Büchern per Bergungsrutsche. Foto: Feuerwehr Hannover

 

Ob im Notfallverbund oder bei Einzelobjekten: Die Großereignisse der letzten Jahrzehnte haben gezeigt, dass für die Feuerwehr die Einsatzvorbereitung und das realitätsnahe Üben entscheidend beim Kulturgutschutz sind.

Hier haben wir zusammen mit Experten die wichtigsten Tipps für Euch zusammengestellt:

12 Praxistipps für die Feuerwehr

1) Kontakt mit den Kultureinrichtungen/Besitzern

Sucht als Feuerwehr in Eurem Einsatzgebiet den Kontakt mit den Kultureinrichtungen beziehungsweise Besitzern von wertvollem Kulturgut.

2) Ortsbegehung mit Gefährdungsanalyse

Führt gemeinsam bei einer Ortsbegehung eine Gefährdungsanalyse durch – unter Berücksichtigung der bereits getroffenen Maßnahmen des Vorbeugenden und Abwehrenden Brandschutzes.

3) Liste mit wertvollsten Objekten

Regt an, die wertvollsten Objekte in einer Liste aufzuführen und deren Standorte in Plänen beziehungsweise auf Laufkarten festzuhalten. Die Bedeutung des jeweiligen Kulturguts lässt sich anhand eines Kennzeichnungssystems (Symbole, Farben) darstellen.

4) Bewegliches Kulturgut richtig einschätzen

Wichtige Fragen bei beweglichem Kulturgut können sein: Wie groß und schwer ist das Objekt? Aus welchen Materialien besteht es? Welche Löschmittel kommen in Frage, welche scheiden aus (beispielsweise Löschschaum)? Wie kann das Objekt von seinem Aufbewahrungs-/Präsentationsort entfernt und an einen sicheren Platz transportiert werden?

5) Unbewegliches Kulturgut beurteilen

Bei unbeweglichem Kulturgut sollte unter anderem bedacht werden: Welche Gebäudeabschnitte, Teppen und Wege gibt es? Was für Materialien sind bei Bau und Ausstattung verwendet worden? Womit kann gelöscht werden?

6) Notfallkonzept erstellen

Erstellt gemeinsam ein Notfallkonzept. Darin gehören die Telefonnummern von Ansprechpartnern der Einrichtungen, von möglichen Helfern sowie von Experten (zum Beispiel Restauratoren) und Unternehmen (etwa Kühlhausbetreibern), die in die Notfallplanung einbezogen werden.

7) Telefonnummern von Ansprechpartnern hinterlegen

Bei bedeutenden Objekten sollten die Telefonnummern wichtiger Ansprechpartner bei der Leitstelle hinterlegt werden.

8) Hilfsmittel vorhalten

Sorgt für die Beschaffung von Hilfsmitteln, die Ihr im Einsatzfall benötigt. Dazu zählen beispielsweise Planen zum Abdecken, Folien zum Einwickeln von Objekten und Transportboxen. Legt fest, welche vor Ort vorgehalten und welche von der Feuerwehr zum Einsatz gebracht werden.

Für den Kulturgutschutz hält die Feuerwehr Hannover auf Wache 4 acht Gitterboxen mit Spezialausrüstung bereit. Foto: Michael Rüffer
Für den Kulturgutschutz hält die Feuerwehr Hannover auf Wache 4 acht Gitterboxen mit Spezialausrüstung bereit. Foto: Michael Rüffer (Bild: Michael Rueffer)

9) Regelmäßig Übungen abhalten

Haltet regelmäßig Übungen ab, um das Notfallkonzept zum Kulturgutschutz auf seine Praxistauglichkeit zu testen. Ein Tipp: Die Brandbekämpfung von Archivgut lässt sich beispielsweise mit entsprechend aufbereitetem Altpapier trainieren.

10) Notfallverbund gründen

Wenn sich vor Ort oder in der Region mehrere Institutionen oder Kulturgut-Objekte befinden, regt die Gründung eines Notfallverbundes an. So lassen sich Ressourcen bündeln und gegenseitige Unterstützung organisieren.

11) Fortbildung und Vernetzung

Als Führungskraft könnt Ihr bei der Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz (AKNZ) des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) Fortbildungen zum Thema Kulturgutschutz besuchen und von deren Vernetzung mit Notfallverbünden profitieren.

12) Menschenleben gehen vor Sachwerten

Die wichtigste Einsatzregel lautet noch immer: Menschenleben gehen vor Sachwerten. Der Schutz von Leben und Gesundheit der möglicherweise in dem Gebäude befindlichen Besucher und Mitarbeiter sowie der Einsatzkräfte und Helfer hat im Notfall oberste Priorität!

Links zu Infomaterial

Brände in Kultur- und Sakralbauten: Hinweise zur Einsatztaktik

Bruchsal (BW) – Die Landesfeuerwehrschule Baden-Württemberg (LFS-BW) hat eine einsatztaktische Broschüre mit Hinweisen zu Bränden in Kultur- und Sakralbauten für die Feuerwehren entwickelt. Auslöser war der Brand der Kathedrale Notre-Dame de Paris im April 2019.

Laut LFS richtet sich das Augenmerk der Lernunterlage „Einsatztaktik für die Feuerwehr: Hinweise zu Bränden in Kultur- und Sakralbauten“ auf die Arbeiten der Feuerwehr. Die Broschüre gibt Impulse für verschiedene Vorgehensweisen in den Gebäuden. Zudem wird die Rettung von Kunstschätzen wie Bilder, Skulpturen und Reliquien durch die Feuerwehr thematisiert.

Auch eine neue Checkliste „Brandschutz in Kultur-und Sakralbauten: Hinweise zuum organisatorischen Brandschutz“ für die Betreiber von Kultur- und Sakralbauten hat die LFS BW konzipiert. Diese berücksichtigt die organisatorischen Maßnahmen und den Vorbeugenden Brandschutz der jeweiligen Betreiber von Museen, Archiven sowie Kirchen sämtlicher Glaubensgemeinschaften. Ziel sei, so katastrophale Brände wie 2019 in der französischen Landeshauptstadt gar nicht erst entstehen zu lassen.

Hier könnt Ihr die Dokumente auf der Website der LFS-BW kostenlos downloaden:

Notre-Dame de Paris: Reliquien und Kulturgüter gerettet

Paris – Das Feuer in der Kathedrale Notre-Dame de Paris konnte am Morgen des 16. April 2019 gelöscht werden. Das teilte die Pariser Feuerwehr mit, die zeitweise mit über 400 Einsatzkräften die Flammen im Dachstuhl bekämpft hatte. Zwei Polizisten sowie ein Feuerwehrmann seien leicht verletzt worden, heißt es auf der Website der Feuerwehr weiter.

Bereits gegen 18:20 Uhr hatte es einen ersten Feueralarm gegeben. Bei einer Überprüfung sei aber kein Feuer entdeckt worden. Zu dieser Zeit fand in der Kathedrale eine Messe statt. Erst beim zweiten Alarm um 18:43 Uhr wurden die Flammen im Dachstuhl entdeckt.

Durch ein Großfeuer wurde die Kathedrale Notre-Dame de Paris im April 2019 teils zerstört, teils schwer beschädigt. Jetzt hat die LFS-BW eine Broschüre mit Hinweisen zu Einsatztaktik bei Bränden in Kultur uns Sakralbauten veröffentlicht. (Foto: Remi Mathis, Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0)

Während der gesamte Dachstuhl, eine mit Blei verkleidete Eichenkonstruktion aus dem 13. Jahrhundert, sowie ein so genannter Vierungsturm komplett zerstört wurden, konnten Fassaden, Glockentürme, die Große Rosette (Durchmesser 12 Meter) sowie die Hauptorgel gerettet werden. Die Gewölbe über dem Hauptschiff wurden schwer beschädigt und sind an mindestens zwei Stellen eingestürzt. 

Ebenfalls in Sicherheit gebracht werden konnten zahlreiche Reliquien und bewegliches Kulturgut. Die Pariser Feuerwehr hatte bereits im Vorfeld Pläne erstellt, wie im Brandfall unter anderem die großformatigen Bilder zu schützen sind. Auch in Deutschland sind zahlreiche Feuerwehren auf die Bergung und den Schutz von Kulturgütern vorbereitet.

Einen detaillierten Einsatzbericht zum Großbrand findet Ihr im Feuerwehr-Magazin 11/2019. Ihr könnt das Heft bei uns im Shop als Download kaufen.

Feuerwehr Weimar: Rettungswagen für Kulturgut

Weimar (TH) – Am 2. September 2004 richtete ein Brand in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar (TH) großen Schaden an. Rund 15 Jahre später erhielt die Feuerwehr der Stadt einen Gerätewagen Kulturgutschutz (GW-K). Der MAN TGM 15.290 4×2 LL ist speziell für den klimatisierten Transport sensibler Kunstwerke, Archivalien und Bücher ausgestattet.

Diesen Gerätewagen Kulturgutschutz auf MAN TGM 15.290 4×2 LL fertigte die Firma Steffen Müller Fahrzeugbau. Er ist bei der Feuerwehr Weimar stationiert und kommt in ganz Thüringen zum Einsatz. (Bild: Michael Rüffer)

Das sind die fünf Besonderheiten des Fahrzeugs:

  1. Das Land hat den GW-K beschafft, der Stadt Weimar übertragen und bei der dortigen BF stationiert, um ihn in ganz Thüringen einzusetzen.
  2. Das Konzept stammt von der BF und dem Fachberater Notfallverbünde des Kulturrats Thüringen. 
  3. Der Laderaum lässt sich per Klimaanlage kühlen oder heizen
  4. An Bord befindet sich einer von landesweit fünf Ausrüstungssätzen Kulturgutschutz Thüringen.
  5. Besetzt wird das Fahrzeug von speziell geschulten Kräften der Wachabteilung der BF Weimar und der FF Weimar-Taubach.

Eine ausführliche Vorstellung des Fahrzeugs findet Ihr in unserem sechsseitigen Bericht in Ausgabe 6/2020 des Feuerwehr-Magazins. Ihr könnt das Heft bei Eurem Zeitschriftenhändler kaufen oder hier versandkostenfrei in unserem Shop ordern

 

YouTube-Video des Fahrzeugs:

Feuerwehr Hannover übt den Kulturgutschutz

Hannover – Mittwochmorgen im Landesmuseum Hannover. Gegen 10:10 Uhr löst die Brandmeldeanlage einen Alarm in der Regionsleitstelle Hannover aus. Außerdem geht telefonisch ein Notruf über die Nummer 112 zu einer Rauchentwicklung im ersten Obergeschoss sowie der Räumung des Museums in der Leitstelle ein – Auftakt für eine groß angelegte Übung.

Übung zum Kulturgutschutz: Ein Atemschutztrupp der Feuerwehr Hannover birgt ein Kunstwerk aus dem Landesmuseum Hannover.
Übung zum Kulturgutschutz: Ein Atemschutztrupp der Feuerwehr Hannover birgt ein Kunstwerk aus dem Landesmuseum Hannover. (Bild: Feuerwehr Hannover)

Wie die Feuerwehr in einer Pressemitteilung mitteilte, trainierte sie zusammen mit dem Regionalen Notfallverbund Hannover zum Kulturgutschutz die professionelle Bergung und Sicherstellung von unersetzbaren Kulturgütern im Einsatzfall. Als Basis dafür dienten die Notfallpläne des Landesmuseums Hannover

Vor Ort trafen die Feuerwehrleute auf eine von außen sichtbare Rauchentwicklung aus dem Gebäude. Der Einsatzleiter der Feuerwehr alarmierte – nach Rücksprache mit der Notfallbeauftragten des Landesmuseums – die Notfallgruppe Kulturgutschutz, um eine Bergung und Sicherung von gefährdeten Exponaten vorzunehmen.

Laut Feuerwehr sollte das Einsatzszenario dazu dienen, die internen Abläufe des Landesmuseums in einem Schadenfall zu überprüfen, die Kommunikation zwischen Notfallbeauftragten und Einsatzleiter der Feuerwehr zu üben sowie die Bergung von wertvollen Exponaten einzuleiten.

Nach der Bergung aus dem Schadenobjekt war die Notfallgruppe für die sofortige Sicherung der Kulturgüter an der Einsatzstelle verantwortlich. Dazu steht in Hannover eine spezielle Notfallausrüstung bereit, die – verlastet in Containern – durch Logistiker der Feuerwehr zur Einsatzstelle transportiert wurde. Sie umfasst Schutzausrüstung für die Helfer der Notfallgruppe sowie Ausstattung zur fachgerechten Verpackung und zum Schutz von Kulturgütern.

Die alarmierte Notfallgruppe Kulturgutschutz war nach der Bergung aus dem Schadenobjekt für die sofortige Sicherung der Kulturgüter an der Einsatzstelle verantwortlich.
Die alarmierte Notfallgruppe Kulturgutschutz war nach der Bergung aus dem Schadenobjekt für die sofortige Sicherung der Kulturgüter an der
Einsatzstelle verantwortlich.
(Bild: Feuerwehr Hannover)

„Mit der Konzentration von Notfallmaterial bei der Feuerwehr Hannover ist bei einem Einsatz des Notfallverbundes eine schnellere und umfassendere Erstversorgung von Kulturgütern möglich“ betonte Dipl.-Chem. Claus Lange, Direktor der Feuerwehr.

„Wir schätzen die Kompetenz und die Arbeit des Notfallverbundes Hannover sowie der Feuerwehr Hannover sehr,“ sagte Matthias Görn, Betriebswirtschaftlicher Leiter des Landesmuseums Hannover. „Die Übung hilft uns, noch besser auf Gefahrensituationen vorbereitet zu sein, die hoffentlich nie eintreten werden.“

Rund eine Stunde nach Alarmierung war die Einsatzübung beendet. Mit dem Ablauf und ganz besonders mit der Zusammenarbeit der beteiligten Einheiten war der Feuerwehrchef sehr zufrieden. „Erstmalig nach der Bereitstellung der Notfallausrüstung konnten in einer umfassenden Einsatzübung von der Alarmierung der Notfallgruppe bis zur Bergung und Sicherung der wertvollen Exponate des Museums alle Abläufe geübt werden“, war das Fazit von Lange.

(Text: Dr. phil. Michael Rüffer M.A., Kunsthistoriker und Museumswissenschaftler, Fachjournalist für Feuerwehr- und Rettungswesen, Redakteur Feuerwehr-Magazin)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert