Wichtige Prävention

Schwarz-Weiß-Trennung im Feuerwehrhaus

Feuerwehrhäuser werden kontaminiert – offensichtlich und unsichtbar. Gerade im nicht erkennbaren Schmutz liegt die große Gefahr. Schadstoffe der Einsatzstelle können so bis ins heimische Schlafzimmer gelangen. Schuld sind meist die eigene Nachlässigkeit und eine fehlende Schwarz-Weiß-Trennung. Konsequentes Handeln und bauliche Maßnahmen im Sinne der Schwarz-Weiß-Trennung können ein Gerätehaus zur Schleuse zum Schutz vor einer Schadstoff-Verschleppung machen.

Mitten in der Nacht wird eine freiwillige Feuerwehr alarmiert. Die Kameraden, die 20 Minuten vorher noch zuhause im Bett gelegen haben, stehen jetzt am Strahlrohr. Sie bekämpfen einen kleinen Brand in einer Wohnung, tragen Atemschutz und die komplette Persönliche Schutzausrüstung (PSA). Schon nach kurzer Zeit meldet der Trupp “Feuer aus”. Insgesamt dauert es nicht mal 90 Minuten, bis die Freiwilligen wieder in den heimischen Betten liegen. Ein leichter Geruch von Brandrauch liegt in der Luft.

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So wir hier im Feuerwehrhaus Dortmund-Asseln kann schon durch die Auswahl der Spinde eine Trennung zwischen privater Kleidung und Persönlicher Schutzausrüstung erfolgen. Foto: Patzelt

Die Schadstoffe aus diesem Rauch haften an der Haut und an den privaten Kleidungsstücken, die die Einsatzkräfte unter der PSA getragen haben. “Das ist die typische Kontaminationsverschleppung: Schadstoffausdünstungen aus der Schutzkleidung werden wegen fehlender Schwarz-Weiß-Trennung auf saubere Kleidung übertragen und bis nach Hause mitgeschleppt”, erklärt Christian Schröder, Stellvertretender Referatsleiter Umweltschutz der Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes (vfdb). “Jeder kennt doch die Situation, dass nach einer Feier, auf der viel geraucht worden ist, die Kleidung noch tagelang danach riecht.”

Kontaminationsverschleppung beginnt direkt am Einsatzort und führt weiter ins Fahrzeug und schließlich ins Feuerwehrhaus. “Hier gilt es, zwischen Fehlern und Ursachen zu unterscheiden”, betont Schröder.

Hier fängt die Schwarz-Weiß-Trennung an:

“Wichtig für jeden Feuerwehrmann: Grobe Dekontamination und Einsatzstellenhygiene”

PSA Feuerwehr ein großer Schadstoff-Verschlepper

Zu den häufigsten Fehlern zählen die nicht vorhandene räumliche und einrichtungstechnische Trennung zwischen Einsatz- und Sozialbereich (Schwarz-Weiß Trennung) sowie fehlende Schränke mit Belüftung zum Trocknen der Einsatzkleidung. Als Ursachen sieht Schröder unter anderem, dass alte Gerätehäuser oft zu wenig Platz für Umbau-Maßnahmen haben. So lässt sich keine Schwarz-Weiß-Trennung einrichten. Außerdem würden Führungskräfte nicht konsequent auf die Umsetzung der Schwarz-Weiß-Trennung hinwirken.

Maßnahmen der Feuerwehr Coesfeld

Die Freiwillige Feuerwehr Coesfeld (NW) hat beispielsweise ihren Umkleideraum auch ohne neue Spinde für eine Schwarz-Weiß-Trennung konzipiert – mit einer reinen Garderobe für die PSA in der Mitte:

Außerdem halten die Kameraden der FF Coesfeld in verschlossenen Schränken in der Fahrzeughalle “frische” Einsatzkleidung in unterschiedlichen Größen zum direkten Wechsel parat.

“Insbesondere bei den freiwilligen Feuerwehren fehlt genügend Einsatzkleidung, um kontaminierte Persönliche Schutzausrüstung umgehend auszutauschen”, ergänzt Schröder. Dabei ist die PSA Feuerwehr der größte Schadstoff-Verschlepper überhaupt. Hierzu zählen insbesondere die Einsatzstiefel. Ein Klassiker der Kontaminationsverschleppung ist der Transport von verschmutzter Einsatzkleidung im Privat-Pkw. Einige Kameraden führen Bestandteile der PSA dauerhaft im eigenen Pkw mit. Andere transportieren stark verdreckte Kleidung zum Beispiel zur Kleiderkammer. Dabei sollte immer gelten: Kontaminierte Kleidung darf das Feuerwehrhaus, bestenfalls sogar die Fahrzeughalle, ausschließlich in verschließbaren Säcken oder Behältern verlassen.

Unterschätzt wird auch die Gefahr, die von kontaminierten Helmen ausgeht. Es gibt Wehren, in denen die Helme noch nie gründlich gereinigt wurden. Einfaches Abwischen reicht in den seltensten Fällen. Weitere Maßnahmen zur einfachen Schwarz-Weiß-Trennung:

  • Reinigung von kontaminierter PSA auch nach geringer Brandrauch-Anhaftung
  • Stiefel gründlich reinigen, Schmutz und Ruß eventuell mit wässriger Seifenlösung abwaschen
  • Einsatzstiefel nur nach gründlicher Reinigung mit Pflegemittel behandeln
  • Noch im Feuerwehrhaus duschen, bevor die private Kleidung – idealerweise frische Wechselkleidung – wieder angezogen wird
  • Klare Abtrennung zwischen Einsatz- und Sozialbereich im Gerätehaus

Ruß auf der Haut sollte im ersten Schritt mit kaltem Wasser und Seife abgespült werden. Optimal ist es, wenn eine Grobreinigung schon am Einsatzort erfolgen kann. Wenn die sichtbare Verunreinigung beseitigt ist, kann die gründliche Körperreinigung durchgeführt werden.

Nach dem Feuerwehr Einsatz in die Schleuse

Räumliche Trennungen im Sinne der Schwarz-Weiß-Trennung im Feuerwehrhaus funktionieren ganz einfach: In der Fahrzeughalle muss die PSA oder Dienstbekleidung mit Schutzfunktionen getragen werden. Im Gruppenraum und Büros ist das Tragen von PSA verboten. “Insbesondere der Wechsel des Schuhwerks spielt eine wichtige Rolle”, weiß Mark Wellner von der Baltes Schuhtechnik und Arbeitsschutzprodukte GmbH. “Kehrt die Mannschaft vom Einsatz zurück, sollte nicht nur die Einsatz- gegen Dienstkleidung, sondern vor allem der Feuerwehrstiefel gegen einen Dienst- oder Sicherheitsschuh gewechselt werden.”

In der Hauptfeuerwache in Ratingen (NW) wird kontaminierte Einsatzkleidung durch Schächte aus der Fahrzeughalle direkt in Container befördert. Foto: Hegemann

Über das Schuhwerk wird der Schmutz der Einsatzstelle im gesamten Feuerwehrhaus verteilt. Aber auch der Dienstschuh sollte gewisse Anforderungen erfüllen: Zehenschutz nach EN 20345 für Sicherheitsschuhe mit S2-Kennzeichnung, mit zusätzlichem Durchtrittschutz mit S3-Kennzeichnung. “Besonders beliebt sind Sicherheitsschuhe mit Klettverschluss zum schnellen An- und Ausziehen”, sagt Wellner.

Als Schleuse für die Bekleidungstrennung dient der Umkleideraum. Es sollten Spinde installiert sein, die eine Trennung von Privat- und Einsatzkleidung ermöglichen. Dies ist notwendig, weil die Kontaminationsverschleppung nicht nur direkt nach dem Einsatz geschehen kann.

Lesermeinung von “Markus”:

“Um eine ordentliche SW-Trennung auch nur im Ansatz hinzubekommen, müsste …
1.) … Wechselkleidung und Behältnisse für verdreckte Kleidung auf den Fahrzeugen mitgeführt werden.
2.) … auf mindestens einem Fahrzeug je Wehr eine Hygienestation vorhanden sein (für Grobreinigung).
3.) … ausreichend Kapazitäten zum geordneten Personaltransport (MTW) vorhanden sein in Verbindung mit einer klaren Dienstanweisung, dass Einsatzstellen nicht im Privat-Pkw angefahren werden dürfen.
4.) … ein modernes Feuerwehrhaus mit Schleuse, Umkleideraum und Duschen vorhanden sein.
5.) … für jeden Kameraden mind. 1 Satz Ersatz-PSA sowie 1 Satz Dienstkleidung neben der PSA vorgehalten werden.
6.) … unmittelbar nach jedem Einsatz die Einsatzfahrzeuge, das komplette Gerät sowie das Feuerwehrhaus einer Reinigung unterzogen werden.”

Das ist für Neubaumaßnahmen auch baulich vorgeschrieben. Die DIN 14092 “Feuerwehrhäuser” fordert in Teil 1 “Planungsgrundlagen” eine Schwarz-Weiß-Trennung zur Vermeidung der Verschleppung von Kontamination nach Einsätzen zwischen Fahrzeughalle und Verwaltungstrakt.

“Die klassische Schwarz-Weiß-Trennung in Industriebetrieben sieht sogar eine Trennung der Spindräume für saubere Kleidung und schmutziger Arbeitskleidung mit dazwischen liegenden Wasch- und Duschräumen vor. Die Spindräume haben jeweils einen eigenen Zugang von außen”, erklärt Heinrich Wess, Architekt der S3-Sasse-Stein-Sasse-GmbH in Bremen. Wess plant und realisiert Neu- und Umbaumaßnahmen von Feuerwehren in ganz Deutschland. Außerdem arbeitet er im Normenausschuss Feuerwehrwesen (FNFW) des Deutschen Instituts für Normung mit.

Hinweise der Unfallkasse Nordrhein-Westfalen

Zur Vermeidung eines Krebsrisikos insbesondere durch Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAKs) z. B. nach Brandbekämpfungen in Innenräumen mit Rußbeaufschlagung der PSA stehen technische Schutzmaßnahmen wie z. B. bauliche Trennungen der Umkleideräume ganz besonders im Fokus.

Weiterhin muss eine fachgerechte und den Anforderungen des Herstellers entsprechende Reinigung der kontaminierten Einsatzkleidung erfolgen. Dazu sind geeignete Lager- und Transportmöglichkeiten, die eine Kontaminationsverschleppung und Ausdünstung verhindern, im Schwarzbereich des Feuerwehrhauses vorzuhalten.

“Bei der Feuerwehr spielt die Zeit im Alarmfall eine wichtige Rolle. Deshalb wird die Einsatzkleidung zusammen mit Privat- oder Dienstkleidung aufbewahrt, um das Umziehen zu beschleunigen“, sagt Wess. Aber gerade auf dem Rückweg nach dem Einsatz sollte es auch bei freiwilligen Feuerwehren eine räumliche “Schleuse” geben, wo kontaminierte Kleidung in Behälter aufgenommen oder zum Trocknen aufgehängt werden kann.

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Schuhe aus! Die minimale Maßnahme muss sein, das Tragen von Einsatzkleidung im Sozialtrakt zu verbieten. Foto: Patzelt

Schwarz-Weiß-Trennung bei Neubau gefordert

“Bei neuen Wachen von Berufsfeuerwehren oder Wehren mit hauptamtlicher Wachbereitschaft liegen die Sozialräume im Gegensatz zu den Feuerwehrgerätehäusern der Freiwilligen nicht zwingend in der Nähe der Fahrzeughalle”, erzählt Wess. “Entsprechend werden Schleusen zur Schwarz-Weiß-Trennung heute bei Neubauplanungen und Sanierungsmaßnahmen gefordert.“

Diese Schleusen bieten nicht nur eine Ablagemöglichkeit kontaminierter Kleidung, sondern auch direkte Zugänge zu Dusch- und Sanitärräumen. Und von da aus besteht eine direkte Verbindung zu den Spindräumen mit Privat- oder Dienstkleidung.

Bei Umbau- und Sanierungsmaßnahmen kann die Schwarz-Weiß-Trennung nicht immer bewerkstelligt werden.

Auf keinen Fall PSA mit nach Hause nehmen …

Bitte nicht die Einsatzkleidung in den privaten Haushalt einbringen und auch noch dort in die eigene Waschmaschine stecken.

>>Feuerwehrbekleidung: 10 Praxistipps für die richtige Pflege<< 

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