Schwierige Brandbekämpfung - Hohe Brandlast

Wenn das Reetdach brennt

Stichwort Reetdachhausbrände – für Feuerwehren eine besondere Aufgabe in der Brandbekämpfung. Reetdachbrände führen in den meisten Fällen zum Totalverlust des Gebäudes. Die Feuerwehr muss sich fast immer auf den Schutz anderer Gebäude beschränken. 

Einer der Gründe dafür liegt im Dachaufbau: Selbst im brennenden Zustand erfüllt das dicht gepackte Reet noch seinen eigentlichen Zweck und schirmt darunter liegende Schichten wirksam gegen Wasser oder andere Löschmittel ab. Das aufgebrachte Löschwasser läuft zum größten Teil ohne Löschwirkung am Dach herunter.

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Gleichzeitig bieten das Material und die verschiedenen Konstruktionen aber genug Möglichkeiten zur Ausbreitung des Feuers im Inneren der Dachhaut. Ein Abdecken der noch nicht betroffenen Dachfläche erweist sich als kaum oder nur sehr umständlich durchführbar: Bei modernen Weichdächern sind die Reetbündel mit Stahldrähten am Dachstuhl verschraubt.

Früher wurden die Dächer mit Sisal “genäht”: Ein Durchbrennen lässt ganze Dachpartien abrutschen, was unter Umständen sogar von Vorteil ist. Andererseits können dadurch aber auch Einsatzkräfte oder Rettungsmaßnahmen gefährdet werden. Deshalb immer auf Sicherheitsabstand achten.

Insel Sylt: Reetdachhaus direkt an der Nordsee abgebrannt

Sylt (SH) – Sonntagnachmittag, 9. April 2018, brannte ein Reetdachhaus in List auf Sylt (Kreis Nordfriesland) aus. Das Doppelhaus direkt an der Nordsee wurde trotz des Großeinsatz der Feuerwehr komplett zerstört.

Der Brand in dem nördlichsten Ort der Insel Sylt brach um kurz vor 15 Uhr aus. Gemeldet durch eine Bewohnerin. Umgehend wurde ein Großaufgebot der Feuerwehr alarmiert. Kräfte der Ortswehren List, Kampen, Wenningstedt-Braderup und Westerland rückten an. Als die ersten Kräfte der Pflichtfeuerwehr List und der Freiwilligen Feuerwehr Kampen eintrafen, brannte das Dach des Gebäudes bereits lichterloh.

Glücklicherweise hatte sich die Bewohnerin rechtzeitig aus dem Gebäude gerettet. Mit über 90 Kameraden baute die Feuerwehr einen massiven Löschangriff für die Brandbekämpfung auf. Gegen 18.20 Uhr meldete der Einsatzleiter “Feuer unter Kontrolle”. Erst um kurz nach Mitternacht war der Einsatz beendet.

Um die Einsatzbereitschaft weiter aufrecht zu erhalten, forderten die Sylter Feuerwehren unter anderem Schlauchmaterial und Reserve-Atemschutzgeräte vom Festland – von der Feuerwehrtechnischen Zentrale in Niebüll – an.

In dem Reetdachhaus waren vier Wohneinheiten – größtenteils als Ferienwohnungen genutzt – eingerichtet. Die ersten Schätzungen zur Schadenhöhe belaufen sich auf knapp 2 Millionen Euro.

Reetdachhaus in Bremen-Huchting abgebrannt

Bremen – Am frühen Morgen des 20. Mai 2017 bricht ein Feuer auf dem Balkon eines Reetdachhauses in Bremen-Huchting aus. Als die Bewohner, Familie Lampe, die Flammen bemerken, greifen diese bereits auf das Reetdach über. Trotz eigener Löschversuche und der Brandbekämpfung durch ein Großaufgebot der Feuerwehr Bremen, werden das Dach komplett und größtenteils auch das Haus zerstört.

Als die ersten Kräfte eintrafen, stand das Dach bereits in Flammen. „Aufgrund der fortgeschrittenen Brandausbreitung und der enormen Wärmeentwicklung war ein Innenangriff nur noch begrenzt möglich“, erklärt Oliver Iden, als Direktionsdienst die meiste Zeit Einsatzleiter. „Das Feuer im Reetdach selbst konnten wir zunächst kaum eindämmen, weil sich die Flammen in das Reet regelrecht hineinfressen hatte und das Löschwasser abperlte.“

Schwierige Brandbekämpfung: Wenn das Reetdach brennt. Foto: Feuerwehr Bremen

Feuer bei Kamerad

Der Brand in Bremen war für die Einsatzkräfte der Feuerwehr zusätzlich belastend, weil einer der Bewohner, Diedrich Lampe, Feuerwehrkamerad der FF Bremen-Huchting ist. „Wir waren gemeinsam mit der Feuerwache 4 am Einsatzort“, erinnert sich Wehrführer Marco Gabrielli. „Als ,Didi‘ mich sah, rief er: ,Bitte rettet unser Haus’“. Gabrielli antwortete: “Wir geben alles, versprochen.”

Großfeuer vernichtet Reetdachhaus in Ostholstein

Lensahn (SH) – Ein Großbrand hat im Oktober 2013 in Lensahn (Kreis Ostholstein) ein Reetdachhaus völlig zerstört. 174 Einsatzkräfte aus elf Feuerwehren rückten an, um den Brand zu bekämpfen.

Passanten entdeckten kurz vor 20 Uhr an einem Mittwochabend das Feuer auf dem Dach einer Reetkate. Als die Feuerwehr wenige Minuten später an der Einsatzstelle eintraf brannte das Reetdach schon in voller Ausdehnung. Da sich um das Brandobjekt herum weitere Reetdachhäuser befanden, ließ die Einsatzleitung sofort weitere Wehren nachalarmieren. Durch einen massiven Löschangriff, unter anderem über zwei Drehleitern, gelang es das Feuer trotz des stark böigen Windes einzudämmen. Nach zwei Stunden war das Feuer unter Kontrolle. Weitere Gebäude wurden nicht in Mitleidenschaft gezogen. Der Bewohner des Hauses befand sich zum Zeitpunkt des Brandausbruches nicht im Haus. Er traf erst im Verlauf der Löscharbeiten an der Einsatzstelle ein.

Für die Löscharbeiten wurden die freiwilligen Feuerwehren aus Altratjensdorf, Ripsdorf, Koselau, Lensahn, Damlos, Guttau, Grube, Dahme, Kellenhusen, Grömitz und Oldenburg alarmiert. Ausserdem war die Technische Einsatzleitung des Kreises Ostholstein mit einem Einsatzleitfahrzeug zur Unterstützung der örtlichen Einsatzleitung vor Ort. Gegen Mitternacht meldete die Einsatzleitung “Feuer aus”. Die Brandursache ist zurzeit noch unklar; die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen aufgenommen.

Feuer in Lehnsahn. Der Brand zerstört ein Reetdachhaus. Foto: Junge/Feuerwehr
Feuer in Lehnsahn. Der Brand zerstört ein Reetdachhaus. Foto: Junge/Feuerwehr

Rentnerin stirbt in Flammen

Neuendeich (SH) – In der Nacht zum Mittwoch kam es zu einem Feuer in einem historischen Reetdachhaus in Neuendeich (Kreis Pinneberg). Bei dem Brand starb eine 79-jährige Rentnerin. Ihre Tochter und die Enkelin konnten sich noch gerade rechtzeitig ins Freie retten. Das Feuer zerstörte das ehemalige Bauernhaus komplett.

Foto: FeuerwehrDie Rentnerin lebte im ersten Obergeschoss. Durch ihre Hilferufe wachte ihre 47-jährige Tochter auf, die dann die 16-jährige Enkelin weckte. Eigene Löschversuche der Frauen blieben ohne Erfolg. Um 1.41 Uhr wurden die Feuerwehren Uetersen und Neuendeich alarmiert. Als die ersten Einsatzkräfte eintrafen, stand das Gebäude bereits in Vollbrand. Ein Trupp versuchte noch unter Atemschutz in das Obergeschoss vorzudringen, musste jedoch nach wenigen Minuten den Innenangriff komplett abbrechen. Kurz darauf stürzte ein Teil des Giebels ein.

Danach verstärkten die zirka 70 Feuerwehrleute den Löschangriff von außen – mit mehreren Strahlrohren, zwei tragbaren Monitoren und einem Wenderohr einer Drehleiter. Aufgrund zugefrorener Hydranten stellte sich die Wasserversorgung anfangs problematisch dar.

Eine Notärztin betreute Tochter und Enkeltochter der verstorbenen Rentnerin. Sie blieben nahezu unverletzt.

Erst gegen 8.20 Uhr schlossen die Feuerwehrleute die Löscharbeiten ab. Über das weitere Vorgehen entscheidet nun die Kriminalpolizei Pinneberg. Die Ermittler konnten noch keine Brandursache nennen.

(Quelle und Foto: KFV Pinneberg)

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