Bremen – Der Heilige St. Florian und die Feuerwehr: „Florian Bremen 1 von Leitstelle Bremen, kommen!“ Tausende Feuerwehrleute in Deutschland, Österreich und Südtirol benutzen täglich seinen Namen – selbst in Zeiten des Digitalfunks ist er nicht verschwunden. Dadurch wurde Florian zum meist „angerufenen“ Heiligen überhaupt. Aber wie schaffte es sein Name als einheitlicher Funkrufname zu den Feuerwehren? Und wer kam als Erstes auf die Idee? Anlässlich des heutigen Florianstag klären wir diese Fragen.
Der Legende nach starb am 4. Mai 304 Florian von Lorch. Er gilt als Schutzpatron der Feuerwehr. Viele Geschichten ranken sich um den Heiligen Florian, wie er auch genannt wird. Als kleiner Junge soll er mit Hilfe eines kleinen Holzeimers ein Haus gelöscht haben, welches lichterloh brannte. Eine andere Legende besagt, er hätte ein brennendes Haus durch sein Gebet gelöscht.
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Im Zuge der Christenverfolgung sei der überzeugte Christ Florian zum Tod verurteilt worden, heißt es. Dabei hätte ihm ein Soldat einen Stein um den Hals gehängt, mit dem er anschließend von einer Brücke gestoßen wurde. Was davon nun wahr ist? Wer weiß. Belege gibt es jedenfalls keine.
Florian als Schutzpatron
Der Heilige Florian gilt nicht nur als Schutzpatron gegen Feuer und der Feuerwehr. Zuständig ist er auch noch für Bäcker, Schornsteinfeger, Bierbrauer, Gärtner, Böttcher, Töpfer, Schmiede und Seifensieder sowie von Polen, Oberösterreich und Linz. Er wird angerufen gegen Feuer und Brandgefahren, Kämpfe, Stürme, Unfruchtbarkeit der Felder, Dürre und bei Brandwunden.
Das Unglück von Linton
Bis 1998 wurde am 4. Mai in Deutschland und Österreich – vor allem in Bayern und dem Saarland – der Tag des Heiligen Florian gefeiert. 1999 wurde der Tag dann zum „Internationalen Tag der Feuerwehrleute“ ausgeweitet. Und zwar weltweit. Am 2. Dezember 1998 starben bei einem Wald- und Flächenbrand im australischen Linton in der Region Victoria fünf Feuerwehrleute der Geelong West Fire Brigade. Die freiwilligen Einsatzkräfte verbrannten in ihrem Fahrzeug, nachdem dieses und ein weiteres Waldbrandlöschfahrzeug von den Flammen eingekesselt worden waren. Sehr schnell nach dem Unglück kam die australische Feuerwehrfrau JJ Edmondson auf die Idee, den Tag des Heiligen Florian zum Tag der Feuerwehrleute umzuwidmen. Und so kam es dann auch.
In Deutschland erfuhr der Name Florian außerdem schon lange zuvor eine ganz besondere Würdigung: Es ist der einheitliche Funkrufname der Feuerwehren. Als nach dem Zweiten Weltkrieg der Funksprechverkehr für die Feuerwehren aufgebaut wurde, gab es die unterschiedlichsten Regelungen. Zu der Zeit bestanden vier Besatzungszonen mit vier unterschiedlichen Militärverwaltungen. Darüber hinaus standen nur Funkgeräte der ehemaligen Wehrmacht zur Verfügung, sofern diese von den Besatzern überhaupt für die Belange der Feuerwehr zur Verfügung gestellt wurden.
Heilbronn und Backnang ganz vorne mit dabei
Die Feuerwehren des ehemaligen Landes Nordwürttemberg-Nordbaden erhielten 1946/47 von der amerikanischen Militärregierung die Genehmigung zur Errichtung eines Funksprechverkehrs im 7-m-Band. Folgende Stationen, bei denen erstmals der Funkrufname „Florian“ auftauchte, wurden eingerichtet:
Station bei der Freiwilligen Feuerwehr Heilbronn, „Florian Hertha“;
Station bei der Freiwilligen Feuerwehr Backnang, „Florian Bacchus“;
Station im Dienstwagen des Inspekteurs für das Feuerlöschwesen, „Florian Tiger 2“.
In Hamburg bemühte sich vor allem Brandoberrat Dipl.-Ing. Hans Brunswig, zuständig für die Abteilung Ausrüstung und Nachrichtenwesen der Feuerwehr, um die Einführung des Funksprechverkehrs in der Hansestadt. Er scheiterte anfangs aber mit seinen Vorstellungen an den finanziellen Vorbehalten der Amtsleitung gegen das System. So wurden erst 1951 die ersten zwei Funksprechgeräte für die Feuerwehr Hamburg beschafft.
Die Wasserschutzpolizei führte in ihrem Amtsbereich als Funkrufnamen den des griechischen Meeresgottes „Poseidon“ (P = Polizei) ein. Für den Funkrufnamen der Feuerwehr setzte Brunswig analog den Funkrufnamen „Florian“ (F = Feuerwehr) fest. Der zuständige britische Offizier, der die Aufsicht über die Feuerwehr führte, war selbst Feuerwehrmann. Er befand den auf alte Tradition zurückgehenden Vorschlag für gut und gab sein Okay.
Im Februar 1952 erteilte das Bundesinnenministerium unter dem Geschäftszeichen 64 2501 B 260/52 die Genehmigung für den Funkrufnamen „Florian“ in Hamburg. 1953 genehmigte ihn auch die Post.
Berlin funkte anfangs unter „Friedrich“
In Berlin wurde seit 1950 der Funksprechverkehr bei der Feuerwehr mit dem Funkrufnamen „Friedrich“ abgewickelt. So richtig glücklich waren die Berliner mit dieser Namenswahl aber anscheinend nicht. Am 18. Oktober 1952 vereinbarte die Feuerwehrführung mit der Senatsverwaltung für Post- und Fernmeldewesen die Einführung des Funkrufnamens „Florian“.
Das Innenministerium von Nordrhein-Westfalen hatte in einem Schreiben vom 15. August 1952 an die Arbeitsgemeinschaft Feuerschutz (AGF) bereits den Vorschlag gemacht, „Florian“ bundeseinheitlich für ortsfeste sowie fahrbare Funksprechgeräte einzuführen. Tragbare Geräte sollten „Florentine“ verwenden. Da es keine Widersprüche gegen diesen Vorschlag gab, wurde am 4. Januar 1953 der einheitliche Funkrufname für alle deutschen Feuerwehren beim Bundesminister des Inneren beantragt. Am 25. August 1953 teilte das Innenministerium Nordrhein-Westfalen mit, dass diesem Antrag entsprochen wurde. Vor knapp 65 Jahren ist Florian damit zum häufigsten „angerufenen“ Heiligen geworden.