Melle (NI) – Als Folge des Eisenbahnunfalls von Eschede 1998 gründete sich die Technische Einheit Bahn–Regio (TE-Bahn) im Landkreis Osnabrück. Die Vorteile dieser deutschlandweit einmaligen Kooperation zwischen THW- und Feuerwehrkräften beschränken sich nicht nur auf ihr Spezialgebiet: die Technische Hilfeleistung (TH) bei Bahn- und Busunfällen.
Heute existieren im Kreis Osnabrück sechs dieser Einheiten. Jede setzt sich zusammen aus mindestens 31 Kräften und
Anzeige
einem Einsatzleitwagen (ELW) 1,
zwei Löschfahrzeugen (TLF, LF oder HLF) der Größenklasse 16 beziehungsweise 10 nach neuer Norm aufwärts, mit jeweils mindestens einer Besatzung von 1/5,
einem Rüstwagen (RW) oder Gerätewagen Logistik (GW-L) sowie
einem Gerätekraftwagen (GKW) des Technischen Hilfswerks (THW) der Größenklasse 1 oder 2 mit einer Besatzung von 1/8.
In der Alarm- und Ausrückeordnung (AAO) Bahn – Regio sind zusätzlich Fahrzeuge für je zwei TE zum Transport von bahnspezifischem Rettungsgerät vorgesehen. Die Berufsfeuerwehren Münster (NW) und Osnabrück sind außerdem als Schwere Technische Einheiten (STE) mit ELW 1, Löschfahrzeug, RW sowie Feuerwehrkran und Abrollbehälter (AB) Rüst beziehungsweise AB-Kran/Rüst alarmierbar.
Als spezifisches Gerät für die Bahnrettung verfügt jede Einheit über hydraulisches Rettungsgerät sowie Trennschleifer und Rettungssägen in großer Ausführung, Schienenrollwagen, mehrere Schleifkorbtragen und Leuchtmittel sowie Stromerzeuger. Die Beleuchtung ist wichtig, um lange Strecken komplett ausleuchten zu können. Denn bei Zugunfällen kann sich der Einsatzort schnell über mehrere hundert Meter ziehen, nach denen die Schienenfahrzeuge zum Stehen kommen. Neben der standardmäßigen Rüst- und Bauholzausstattung hat das THW eigene Verbundholzsysteme auf dem GKW verlastet.
“Bei uns geht alles sehr schnell”
Die TE sind in der AAO der Regionalleitstelle Osnabrück (RLO), der Integrierten Leitstelle (ILS) Münster, der Kreisleitstelle Steinfurt (NW) sowie der ILS Warendorf (NW) hinterlegt. Diese Gebietskörperschaften haben sich 2002 in allen Bereichen der Gefahrenabwehr zu einer engen Zusammenarbeit, speziell bei Bahnunfällen, verpflichtet.
Alarmiert werden die TE laut AAO bei “Bränden und Hilfeleistungen auf Bahnanlagen als Ergänzungsund Ablösungseinheiten übergemeindlich (innerhalb des Kreises), als Nachbarschaftshilfe (angrenzende Kreise, kreisfreie Städte) beziehungsweise überörtlich (nicht angrenzende Kreise).” Die Einheiten treffen sich dann an definierten Bereitstellungsräumen und rücken dort gemeinsam aus. Innerhalb des Kreises sowie der Stadt Osnabrück haben die Einheiten eine Hilfsfrist von 30 Minuten. Außerhalb von maximal 2 Stunden.
“In der Regel erfolgt eine Alarmierung nicht in der ersten Schleife”, erklärt Ralf George, stellvertretender Brandschutzabschnittsleiter Nord der Kreisfeuerwehr Osnabrück und Hauptverantwortlicher für die TE-Bahn im Kreiskommando. “Auch deswegen haben wir bislang sehr geringe Einsatzzahlen. Unser Vorteil ist aber: Wir müssen nicht erst in der Feuerwehrtechnischen Zentrale suchen, wo der Rollwagen mit bahnspezifischem Rettungsgerät steht, sondern bei uns geht alles sehr schnell.”
Und weiter: “Durch das, was wir mit dem THW betreiben, haben wir ein sehr gutes Verhältnis. Jeder Ortsverband ist bei der Feuerwehr mit eingebunden. Da wir die Leute und die Geräte mittlerweile sehr gut kennen, können wir vieles über den kurzen Dienstweg anfordern. Wenn ich etwa einen Radlader benötige, bekomme ich direkt auch einen atemschutztauglichen Fahrer dazu.”
Übungscontainer für mehr Realismus
2019 nahm der Landkreis einen umgebauten 40-Fuß-Container in Betrieb. Mit diesem bislang einmaligen Projekt können die Einheiten extrem realistisch Bahn- und Busunfälle üben. Wie dieser aufgebaut ist, was die Aktiven zum Umbau beigetragen haben und welche Geschichte dahintersteht, erfahrt Ihr im Feuerwehr-Magazin 8/2020 im Artikel “Quader. Praktisch. Gut.”.