Wie Feuerwehr und Bergwacht bei Bränden im Gebirge kooperieren

Unterstützung für besondere Feuer

Die Bekämpfung von Vegetationsbränden in Höhenlagen stellt für die Feuerwehr eine besondere Herausforderung dar. Beratende Expertise und Unterstützung können die Einheiten der Bergwacht bieten. Und das nicht nur im alpinen Bereich, sondern auch in Mittelgebirgen. Wir haben darüber mit dem Bergwacht- und Feuerwehr-Experten Jörg Häusler gesprochen.

FM: Welche Unterschiede gibt es bei der Bekämpfung von Waldbränden in den Bergen im Vergleich zu flacheren Gebieten?
Häusler: Grundsätzlich spielt die Topografie eines Brandgebietes eine große Rolle. Doch hierbei ist der eigentliche Höhenschied eher weniger relevant. Feuer breitet sich, wenn man den Faktor Wind oder Vegetation außer Acht lässt, an einem Hang schneller aus als auf der Ebene. Hinzu kommen Ausbreitungsmechanismen, die wir in der Ebene nicht kennen. Beispielsweise können brennende und glimmende Teile einfach den Hang herunterrollen und viel weiter unten gelegene Abschnitte in Brand setzen. Ein weiterer Punkt ist die eingeschränkte Möglichkeit an Hängen, Flanken oder im Extremfall – im alpinen Bereich – Fahrzeuge, Materialien oder Einsatzkräfte gefahrlos einzusetzen. Ich denke hier an die Absturzgefahr, aufwendigeres Schlauchverlegen, höhere körperliche Anstrengung.

Anzeige

Vegetationsbrände in bergigem Gelände stellen die Feuerwehren vor zusätzliche Probleme. Aus diesem Grund kann eine enge Kooperation mit der Bergwacht sinnvoll sein. Foto: Bergwacht Bayern

FM: Was für Gefahren und Herausforderungen gibt es noch?
Häusler: Zur Gefährdung durch Feuer, Rauch, „Witwenmacher“ – also Bäume deren Wurzelwerk abgebrannt ist und diese so jederzeit umfallen können – kommt eine weitere Gefahr dazu: die des Absturzes oder Abrutschens. Für Feuerwehrleute ist es oft unüblich, in teilweise extrem anspruchsvollem Gelände Tätigkeiten zu verrichten, die nicht ihrem normalen Tagesgeschäft entsprechen. Sie sollen dann bei einem Brand am Steilhang mit einem schwappenden Löschrucksack und einem Werkzeug in der Hand in Feuerwehrstiefeln arbeiten. Und das häufig in zu dicker Schutzkleidung.

FM: Und deshalb sollten Feuerwehren sich bei solchen Einsätzen Unterstützung holen?
Häusler: Bergretter sind es gewohnt, mit einem schweren Rucksack im Gelände unterwegs zu sein. Ich denke, hier ergibt es Sinn, dass sich die Feuerwehreinsatzkräfte zu hundert Prozent auf das konzentrieren können, was ihre Aufgabe ist – Feuer löschen. Die Bergwacht kann sie dabei absichern. Denn der Umgang mit Seiltechnik im Brandgelände ist eine weitere Herausforderung.

Sonderheft: Richtiges Vorgehen bei Wald- und Flächenbränden

Alles, was Feuerwehrkräfte über das richtige Vorgehen bei Wald- und Flächenbränden wissen müssen – dieses 100 Seiten starke Sonderheft liefert Antworten!

8,80 €
9,80 €
Lieferzeit: 2-3 Werktage
AGB

FM: Wie können Feuerwehrleute sich auf die besonderen Gefahren vorbereiten?
Häusler: Feuerwehren, deren Einsatzgebiet im Hoch- oder Mittelgebirge liegt, sind von Grund auf eher mit dem Gelände vertraut. Vorbereitung kann eine vorherige Kontaktaufnahme mit Fachberatern der Bergwacht sein, um Problemstellungen und Lösung durchzusprechen. Wie bei dem gesamten Thema Vegetationsbrand spielt hier Know-how eine wesentlich größere Rolle als Ausrüstung und Fahrzeuge.

Ein Feuerwehrmann arbeitet am Hang. Gesichert wird er dabei von einem Mitglied der Bergwacht. Foto: Bergwacht Bayern

FM: Welche Maßnahmen sollten ergriffen werden, um die Sicherheit der Einsatzkräfte zu gewährleisten?
Häusler: Zunächst sollten alle Gefahren unter Einbindung der Fachdienste abgeklärt werden. Forstmitarbeiter kennen „ihren“ Wald, die Bergwacht „ihr“ Gelände. Mittels Fachberater muss die Möglichkeit des erneuten Brandausbruchs abgeschätzt werden. Zugangs- und Fluchtmöglichkeiten müssen erörtert werden. Möglichst nur Einsatzkräfte ins Gelände lassen, die dieses Gelände kennen beziehungsweise es gewohnt sind, sich hier zu bewegen. Gerade bei Bränden im Gebirge bedarf es größter Besonnenheit und eines hohen Maßes an gesunder Selbsteinschätzung, ob man den Anforderungen gewachsen ist. Die Absicherung der Einsatzstelle, hier beispielsweise gegen Absturz, hat oberste Priorität.

FM: Welche Trainingsmethoden und Übungen empfehlen sich für Feuerwehrleute, um sich auf die Bekämpfung von Waldbränden in bergigen Gebieten vorzubereiten?
Häusler: Grundsätzlich ist körperliche Fitness im Feuerwehrdienst ein sehr wichtiges Thema. Unterschiede zum normalen Brandeinsatz sind unter anderem die lange Dauer der Einsätze, die häufig hohen Außentemperaturen und natürlich der oft enorme Höhenunterschied, der im Laufe des Einsatzes überwunden wird. Hier empfiehlt es sich Ausrüstung und körperliche Fitness für Einsätze dieser Art zu optimieren. Man muss aber auch ehrlich sagen: Vielleicht ist das eine oder andere Einsatzszenario nicht für jeden was.

Das komplette Interview, das unser ehemalige Kollege Michael Klöpper mit Jörg Häusler geführt hat, findet Ihr in der August-Ausgabe des Feuerwehr-Magazins. Aktuell ist das Heft im Handel erhältlich. Ihr könnt es aber auch ganz bequem bei uns im Online-Shop bestellen, zum sofortigen Download oder als gedruckte Ausgabe portofrei nach hause. >>>Hier geht es zur Bestellmöglichkeit<<<

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert