Heinsberg (NW) – 180.000 Textilien stellte die Hubert Schmitz GmbH aus Heinsberg 2017 her. Darunter sind 60.000 Überjacken oder Überhosen sowie rund 60.000 Teile Dienstbekleidung für Feuerwehrleute. Damit gehört die Firma zu den führenden Schutzkleidungsherstellern in Europa. Besser bekannt ist das Familienunternehmen unter dem Markennamen S-Gard. Wir haben uns die bewegte Firmengeschichte erzählen lassen.
„Angefangen hat alles im Jahr 1887 hier in Heinsberg“, berichtet Bruno Schmitz, der heute gemeinsam mit seinem Bruder Hubert das Textil-Unternehmen in vierter Generation leitet, stolz. „Unser Urgroßvater Hubert Schmitz belieferte in der Region die unzähligen Heimwebereien mit Material.“ 1911 errichtete der Webmeister dann sein erstes eigenes Produktionsgebäude an der Aphovener Straße. „An diesem Standort halten wir bis heute fest“, so Hubert Schmitz. Schon kurz nach der Fertigstellung des Gebäudes kaufte Hubert senior drei Webstühle, die er elektrisch antrieb. „Etwas Vergleichbares gab es zwischen Aachen und Mönchengladbach damals nirgends“, erklärt Bruno Schmitz.
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Zu den ersten Verkaufsschlagern gehörten Bespannungen für Windmühlen und die Abdeckungen für Planwagen. Sohn Heinrich stellte die Produktion dann ab 1920 auf Haushaltswaren aus Baumwolle um, vor allem Hand- und Betttücher. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm Hans-Heinrich Schmitz die Firmenleitung. Gefragt war die schwere Qualität der Gewebe der Firma Schmitz fortan im Bergbau und der Schwerindustrie. Mit dem Rückgang der Beschäftigten im deutschen Steinkohlebergbau und dem gleichzeitigen Preisverfall für Textilien stand die Hubert Schmitz GmbH Ende der 1980er Jahre kurz vor der Schließung. „Wir bekamen für die Industriebekleidung damals weniger, als uns die Herstellung kostete“, erinnert sich Bruno Schmitz.
Einsatzkleidung für Feuerwehren erst seit den 1990er Jahren im Programm
Zwischen 1989 und 1994 gingen allein in Deutschland durch den Strukturwandel in der Textilindustrie rund 60 Prozent der noch vorhandenen Arbeitsplätze verloren. In dieser schweren Phase übernahmen Bruno und Hubert die Geschäftsleitung von ihrem Vater. Zwei Schritte bedurften keines Aufschubs: Auch bei Schmitz musste der Großteil der Produktion ins Ausland verlagert werden und es mussten neue Produkte entwickelt werden. „Hierbei kam uns ein Zufall zu Hilfe“, so Bruno Schmitz. Seit einigen Jahren fertigten die Heinsberger damals schon schwere Feuerwehrmäntel, teilweise mit Reflexstreifen. „In den 1990er Jahren stiegen die Anforderungen an die Schutzkleidung durch EU-Richtlinien und die HuPF (Herstellungs- und Prüfungsbeschreibung für eine universelle Feuerwehrschutzbekleidung, 1999 eingeführt) enorm, der Markt kam in Bewegung.“
„Wir sahen da eine Chance für uns“, sagt Hubert Schmitz. Mit lediglich zwei unterschiedlichen Modellen stellten die Heinsberger auf der Interschutz 2000 in Augsburg aus – mit einem etwas besseren Gartenpavillon auf dem Freigelände. „Doch die Gespräche mit den Feuerwehrleuten, deren Wünsche und Anregungen haben uns enorm was gebracht“, betont Schmitz. Verbesserung des Tragekomforts, der Sichtbarkeit im Einsatz sowie der Haltbarkeit, ein wirksamer Nässeschutz und Reparaturmöglichkeiten nahmen die Schmitz-Brüder als Entwicklungsaufträge aus Augsburg mit. „Daran hat sich bis heute im Prinzip nicht geändert“, so die Schmitz-Brüder.
Seit 2005 engagiert sich die Hubert Schmitz GmbH auch in der Feuerwehrausbildung. Unter dem Begriff Safety-Tour werden Workshops, Vorträge und praktische Übungsevents angeboten. Aktuell gehören 30 Trainer zum Ausbilderstamm. Außerdem führt S-Gard Inhouse-Schulungen zum Thema „Reinigung und Pflege von Schutzkleidung“ durch.