Plaidt (RP) – Bei der Löscheinheit Plaidt der Freiwilligen Feuerwehr Pellenz (Kreis Mayen-Koblenz) verstärken Mitarbeiter eines Betriebs mit einem eigenen MTF die Tagesalarmbereitschaft. Davon profitieren sowohl der Löschzug als auch die Firma enorm. Das Konzept gewann sogar den Förderpreis “Helfende Hand“.
“Wir hatten vor einigen Jahren bei uns in der Feuerwehr Probleme mit der Tagesverfügbarkeit”, erzählt Dirk Schwindenhammer, Wehrführer der Löscheinheit Plaidt. “Da wir wussten, dass bei der Durwen Maschinenbau GmbH in unserem Ort einige Aktive aus anderen Feuerwehren arbeiten, hatten wir uns überlegt, ob die uns nicht unterstützen können.” Die Plaidter holten sich ihren Bürgermeister mit ins Boot und erarbeiteten ein Konzept, wie die Kräfte in dem Betrieb eingebunden werden können.
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“Zunächst wurden die Feuerwehrleute im Betrieb gefragt, ob sie an einer solchen Kampagne Interesse hätten”, erzählt Klaus Durwen, Geschäftsführer des Herstellers von Gabelstapler-Anbaugeräten. Er leitet den Familienbetrieb in dritter Generation. “Erst als die alle zugesagt hatten, wurde ich angerufen”, schmunzelt Durwen. “Schon im ersten Gespräch hat Herr Durwen uns seine Zusage gegeben”, betont Schwindenhammer. “Vor diesem Engagement ziehen wir echt den Hut.”
Die ersten Interessenten traten daraufhin im Rahmen einer Zweitmitgliedschaft in die Löscheinheit Plaidt ein. “Und es meldeten sich sogar drei Durwen-Mitarbeiter bei uns an, die bisher nicht in einer Feuerwehr waren und erst mal die Grundausbildung absolvieren mussten”, so der Wehrführer. Sie erhielten eine Persönliche Schutzausrüstung und Funkmeldeempfänger.
An einer zentralen Stelle auf dem Betriebsgelände wurde ein Parkplatz für ein Mannschaftstransportfahrzeug (MTF) eingerichtet. Dieses haben die Mitarbeiter bislang morgens vom Feuerwehrhaus abgeholt und nach Feierabend wieder hingebracht. Bei einer Alarmierung fahren sie damit zum Plaidter Feuerwehrhaus. Nun erhält der Betrieb ein eigenes Fahrzeug – das alte MTF der Löscheinheit Kretz.
“Um den Verwaltungsaufwand gering zu halten, ist mit der Verbandsgemeinde eine Pauschale für den Verdienstausfall vereinbart, die dem Betrieb monatlich ausgezahlt wird”, so der Geschäftsführer. Diese berechne sich aus dem durchschnittlichen Stundenlohn.
Ins kalte Wasser geworfen
2016 nahm die Tagesbereitschaft ihren Dienst auf. An jedem ersten Freitag im Monat werden die Mitarbeiter von Durwen freigestellt und üben zusammen mit der FF Plaidt. “Es war für uns Neuland, dass in der Wehr plötzlich Kameraden aus anderen Feuerwehren waren”, sagt Schwindenhammer. “Man beäugt sich zu Beginn ja schon etwas kritischer.” Der erste Einsatz ließ nicht lange auf sich warten und hatte es in sich.
Während die Feuerwehr Pellenz Anfang Mai auf dem Musikfestival Rock am Ring im benachbarten Mendig die Brandsicherheitswache stellte, braute sich ein gewaltiges Unwetter zusammen. Auf dem Mendiger Flugplatzgelände wurden bei einem Gewitter vier Personen schwer und 69 leicht verletzt. “Die Unwetter mit Starkregen gingen über mehrere Tage”, erinnert sich Schwindenhammer. Die Veranstalter unterbrachen das Festival.
Die Nette, ein Nebenfluss des Rheins, trat über die Ufer. Ein Altenheim drohte voll zu laufen. Zusammen mit den Kräften der Tagesbereitschaft evakuierte die FF das Altenheim, sicherte das Ufer mit Sandsäcken und pumpte Keller leer. “Wir sind richtig ins Schwitzen gekommen”, berichtet Schwindenhammer.
“Zusammen mit einigen anderen Einsätzen haben wir in nur 6 Tagen mit über 660 Stunden fast die Hälfte des Jahresaufkommens abgeleistet. Nach diesen Tagen waren die Kameraden der Tagesbereitschaft bei uns voll integriert. Mit den folgenden Einsätzen sind sämtliche Vorbehalte in Kameradschaft umgeschlagen und es sind Freundschaften entstanden. Ich will auch den guten Austausch nicht mehr missen. Man lernt andere Herangehensweisen und blickt damit über den Tellerrand.”
“Dass meine Mitarbeiter hier jetzt häufiger mal ausrücken, ist mittlerweile zum Standard geworden”, sagt Durwen. “Dabei gab es bislang noch keine größeren Probleme.”
“Wenn bei uns der Melder piept und wir anfangen zu laufen, weiß jeder Kollege Bescheid”, fügt Marcel Kirsten hinzu. Er ist Abteilungsleiter bei Durwen und Oberfeuerwehrmann bei der Löscheinheit Plaidt. “Die Arbeiten werden auf mehrere Schultern verteilt. Das klappt mit mündlichen Absprachen und Zurufen sehr gut. Bleibt etwas Wichtiges liegen, muss das aber natürlich nachgearbeitet werden.”
Sein Kollege Lukas Buthe schätzt noch einen weiteren Aspekt: “Durch die Zusammenarbeit in der Feuerwehr hat sich hier ein sehr gutes Betriebsklima entwickelt. Man lernt Mitarbeiter sehr gut kennen, mit denen man vorher sonst nicht viel zu tun hatte.”
Win-Win-Situation
“Ich habe natürlich auch Vorteile davon, das muss man ganz klar sagen”, betont Durwen. “Im Sommer haben zwei Feuerwehrleute aus Plaidt hier im Betrieb eine Ausbildung angefangen. Ich denke, die Tagesbereitschaft hat da schon ihren Teil zu beigetragen. Neben der Tatsache, dass ich mit den Feuerwehrleuten über sehr gut ausgebildete Brandschutz- und Sanitätskräfte vor Ort verfüge, ist auch das Konzept ein großer Imagegewinn für die Firma. Nicht zuletzt hat sich die Fluktuation an Mitarbeitern merklich verringert.”
Noch im Jahr 2016 zeichnete der Landesfeuerwehrverband Rheinland-Pfalz die Kooperation beziehungsweise das Unternehmen als “Partner der Feuerwehr” aus. 2,5 Jahre nach dem ersten Einsatz wurde das Konzept in der Kategorie “Vorbildliche Unterstützung des Ehrenamtes” mit dem Förderpreis “Helfende Hand” des Bundesinnenministeriums prämiert. Und das brachte den Stein eigentlich erst ins Rollen.
Darin verraten wir Euch außerdem, was das Konzept noch für eine Auswirkung auf die Region hat, warum die Feuerwehr mit zwei MZF 3 gleich eine ganze Reihe von Fahrzeugen ersetzt hat und welche Früchte die Arbeit des engagierten Brandschutzerziehungs-Teams mit eigenem Fahrzeug trägt.